Da ich den Udo Vetter eigentlich sehr schätze, nehme ich das Thema „Oskar Lafontaine und die Schamlosigkeit“ doch mal auf. Das Lawblog nimmt Stellung zu der o.a. Aussage Lafontaines und schreibt z.B.:
Man muss sich also schämen, wenn man wirtschaftlich erfolgreich ist und dafür, so was soll es geben, deutlich länger gelernt hat und überdies mehr ackert als der 38,5-Stunden-Tarifangestellte?
Ich weiss ja nicht, ob Udo Vetter tatsächlich das von Lafontaine kritisierte Jahresgehalt von 600.000€ erreicht. Ich glaube dies eher nicht. Insofern ist die dortige Stellungsnahme eher philosophisch, denn Pfründesicherung, was die Aussage von Udo als „nicht scharf kritisierbar“ darstellt.
Aber was bedeutet ein Jahresgehalt von 600.000 Euro? Ist das ein Jahresgehalt, dass man typischerweise mit „eigener Hände Arbeit“ erreicht?
Ich habe einen Artikel in der Welt gefunden, der sich mit Geschäftsführergehältern beschäftigt. Zu Grunde liegt eine Statistik von Kienbaum:
Die Berater von Kienbaum haben 582 Geschäftsführer-Positionen in 409 Unternehmen in Deutschland untersucht. Die Vergütungen können sich um mehr als 900 Prozent unterscheiden. Die Bezüge reichten demnach von unter 40.000 Euro im Jahr bis zu 400.000 Euro. Knapp ein Drittel der Befragten verdient bis 110.000 Euro jährlich, ein weiteres Drittel von 110.000 bis 155.000 Euro, der Rest mehr.
(Zahlen: Stichtag 01.05.2007) DAS sind doch mal Werte. Der typische „Self-made-man“ wird doch wohl als Geschäftsführer einer GmbH antreten. Ich kenne Ausnahmen, wo es Menschen innerhalb weniger Jahre schafften ein Unternehmen zu gründen und innerhalb weniger Jahre wirklich VIEL Geld zu verdienen. Aber ist es diese Personengruppe, die zur Diskussion steht? In meinen Augen: NEIN. Zur Diskussion gehören vor allem Vorstandsmitglieder, Finanzbroker etc., die aufgrund von teilweise hahnebüchenen Strukturen ebenfalls hahnebüchene Gehälter und Boni erhalten.
Also: Bitte alles in Relation zur Wirklichkeit sehen.
Generell sehe ich es ähnlich wie Du, dass ein Jahresgehalt dieser Grössenordnung sich nicht allein dadurch erreichen lässt, dass jemand härter oder länger arbeitet als der Durchschnittsbürger.
Dennoch kommt ein Steuersatz von 80 Prozent einer Enteignung gleich, und sowas darf nicht passieren. Und wer sagt denn, dass die Grenze nicht nachträglich nach unten korrigiert wird, wenn so ein Steuersatz erstmal etabliert ist?
@Thomas:
Ich verstehe Lafontaine so, dass der Gehaltanteil von über 600.000€ so scharf besteuert wird, denn eine Prograssion, die aus 600.000€ 120.000€ macht wäre deutlich übers Ziel hinaus geschossen. Aber AB 600.000€ sehr scharf zu besteuern – so what. Mal ganz ehrlich: Wie viele Firmen würden abwandern? Die Spitzenverdiener ziehen doch eh schon ins steuerfreundliche Ausland.
Vergessen sollte man in dem Zusammenhang nicht, dass die letzte „grosse“ Änderung des Spitzensteuersatzes nach UNTEN ging.
Nur den Teil oberhalb der 600.000 so brutal zu versteuern klingt nach einer gangbaren Lösung. Im verlinkten Welt-Artikel liest sich das allerdings anders:
„Die beste Lösung wäre, den Steuersatz bei Einkommen ab 600 000 Euro sprunghaft auf 80 Prozent ansteigen zu lassen.“
@Thomas:
Naja, das ab lese ich so. Aber ich gebe dir auch Recht, es ist sehr interpretationswürdig formuliert.
Ich bin vor (vielen) Jahren zu meinem Chef gegangen und wollte im zweiten Ausbildungsjahr wieder die (kleinere) Vergütung aus dem ersten Jahr haben, denn durch die Gehaltserhöhung musste ich auf einmal Steuern zahlen und hatte weniger Geld im Portemonaie. DAS war auch ziemlich blöd….
„Dennoch kommt ein Steuersatz von 80 Prozent einer Enteignung gleich“
Nicht unbedingt, wuerde das Geld re-investiert, dann waere es kein „Einkommen“ und damit auch nicht zu versteuern.
Davon abgesehen: einer solchen „Enteignung“ geht eine „Aneignung“sweise voraus, die u.U, selbst Merkmale von Enteignung besitzt.
@Roger Beathacker:
Danke für den Hinweis auf die Ent-Enteignung…. 🙂
Typich sich über andere Leute Geld den Kopf zu zerbrechen, speziell wie man es Ihnen möglichst elegant abknöpft. Spricht für mich Bänder. Wenn man also spart und sich Geld auf die Seite legt dann muß man es diese Leuten ja so schnell wie möglich abnehmen. Wo kämen wir den dahin wenn nicht die Politik jedes Leben verpfuschte.
@Friedrich:
Mit „sparen“ dürfte es dir sehr-sehr schwer fallen €600.000.- zusammen zu kratzen.
Du müsstest 50 Jahre, jeden Monat €1000.- beiseite legen. OK, da kommen noch Zins und Zinseszins hinzu, sagen wir 40 Jahre.
Ist das realistisch?