Journalismus in Zeiten des Internet #Ruhrbarone

Die Ruhrbarone (Selbstbeschreibung: Journalisten bloggen das Revier)  beschreiben sich selbst als:

Die Online-Ausgabe berichtet über alles mögliche – ob Politik auf Landesebene, die Mühen der Ebene im Ruhrgebiet, die Kultur und vieles mehr. Ausführliche, gut recherchierte Reportagen, meinungsfreudige, engagierte und originelle Artikel – das schätzten die vielen regelmäßigen Besucher an ruhrbarone.de. (Quelle: Werbung für das Ruhrbarone-Buch)

„gut recherchierte Reportagen“ – an der Stelle musste ist beim Lesen doch ein wenig stutzen. Was macht einen gut recherchierten Artikel aus? In meinen Augen kann man einen gut recherchierten Artikel in Marmor meisseln und ihn ihn alle 20 Jahre zum lesen rausholen und sagen „Jepp, so war es“.

Dies ist aber scheinbar eine andere Interpretation von „gut recherchiert“ als die, welche sich die Ruhrbarone auf die Fahnen geschrieben haben. Es gibt kaum eine Web-Publikation, die in den letzten Tagen so oft Artikel (auch ohne Hinweis) geändert hat, wie es die Ruhrbarone taten.

Ich gebe zu, auch ich schreibe manchmal sehr schnell, zu erkennen an vielen Tippfehlern (sorry dafür), aber ich werde NIEMALS einen Artikel einfach so ändern. Ich werde im Artikel (erkennbar) – oder als Kommentar – Zusätze und Updates festhalten. Vielleicht sogar noch einen Artikel nachschieben. Aber einen bestehenden Artikel ändern? Nee – eher nicht.

Auch der Politblogger thematisiert die „Flexibilität“ der Wahrheit im Hause Ruhrbarone.

Dabei übersehen wir eines: Dies ist der neue Stil des Journalismus. Die Artikel der Ruhrbarone kann man jede Stunde aufs neue lesen und findet immer wieder etwas neues. Das ist wie bei einem guten Monty-Python- Film, den man sich 5x anschauen kann und immer noch wieder etwas „Neues“ entdeckt. Ob diese Art der „Information“ aber eine echte Konkurrenz zu den herkömmlichen Medien ist, wage ich zu bezweifeln.

Selbst BILD kann ich verlinken und zitieren und weiss, dort steht verlässlich auch Wochen später immer noch der Unsinn den ich zitierte. Bei den Ruhrbaronen ist diese Zitatfestigkeit gänzlich aufgehoben – und dies ohne Not, also Tage bevor Jörg Tauss die Ruhrbarone abmahnte.  Mir scheint, die Barone basteln sich gerade eine kleine, interne  französische Revolution. Ich wünsche dabei viel Spass.

4 Gedanken zu „Journalismus in Zeiten des Internet #Ruhrbarone

  1. Ich finde das auch eigenartig, wie man sich dort verrennt. Gerade als Journalist sollte man doch Kommentare im Stil „ich halte ihn für unglaubwürdig wegen a/b/c/d“ von Hetze trennen können.

    Aber man merkte das schon bei der LTW an Artikeln über die Linkspartei. Die wirklich interessanten Fragen (Warum werden die überhaupt gewählt? Warum halten die sich?) stellen die Ruhrbarone nicht. Selbst als Gegner interessiert mich doch eher, wie ich die wieder wegbekomme, und beschäftige mich intellektuell damit.

    Ich lese dort Fanatismus, der sich als „Meinung“ ausgibt.

    Auch die Einwandbehandlung: Ausweichen und Ignorieren von sachlichen Kommentaren. Gerne aber zwischendurch eine Spitze zur Befeuerung.

  2. Wäre Tauss noch in der SPD, wäre diese Geschichte den Ruhrbaronen ziemlich wurscht… bzw. sie würden die etlichen Ungereimtheiten aufgreifen und objektiver sowie kritischer berichten, so wie sie es in vielen anderen Bereichen auch tun.

    Reines gebashe gegen die Piratenpartei, leider.

  3. @zboson:

    Ich habe versucht in den Kommentaren Details zu hinterfragen – aber es wurde stets mittels „Nebelgranaten“ ausgewichen. Leider. Zu einer sachlichen Auseinandersetzung scheint man bei den Ruhrbaronen nicht mehr fähig zu sein

    @Linda:

    Dabei vernachlässigen die Ruhrbarone die TasacheN, dass
    1) Tauss zur „Tatzeit“ SPD-Mitglied war
    2) Tauss jetzt kein Pirat mehr ist

  4. Also ich fand die Ruhrbarone eine Zeit lang ganz erfrischend. Da kamen mal richtige Stories und auch mal ne etwas heftigere (aber immer faire) Meinung.
    Irgendwann kam dann das Linksparteibashing da dachte ich schon „hmm naja…“ und dann noch eine offline-Ausgabe und naja nun so ein Schwachsinn wo ich einfach nur noch Löcher in die Tischkante beißen kann. Wie kann man so rasant in die Güllegrube rasen?

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