Ich sehe Überschriften voraus

Einer Polizeipressemitteilung von heute entnehme ich:

Bei dem Opfer handelt es sich um eine 52-jährige schwerbehinderte Frau, die bei ihren Eltern (78, 80) gelebt hat und von diesen zeitlebens gepflegt wurde.

Die Mordkommission hat die Ermittlungen übernommen. Nach dem jetzigen Erkenntnisstand besteht der Verdacht, dass die 52-Jährige erstickt wurde. Die genauen Tatumstände stehen noch nicht fest. Ein erster Tatverdacht richtet sich gegen die Mutter (78) des Opfers. Sie wird derzeit von den Kriminalbeamten vernommen.

Ich ahne schon die Überschriften des morgigen (und eventuell folgender) Tages: Todesomi erstickt behinderte Tochter.

Ohne die Tat- und Lebensumstände genauer zu kennen: Meine Hochachtung gilt der alten Dame, die wahrscheinlich 52 Jahre lang ihre schwerbehinderte Tochter gepflegt hat. Vielleicht war der Auslöser der Tat, dass die Mutter selbst im Alter von 78-Jahren nicht mehr in der Lage war, ihre Tochter zu pflegen. Ich bitte die Ermittlungsbehörden, den Staatsanwalt und vor allem den Richter um Gnade für die Frau, die – auch wenn Sie jetzt ein Tötungsdelikt begangen haben SOLL – unser aller Respekt, dass sie ihr Leben in den Dienst ihres Kindes stellte.

Ich denke dem Leben, dass meine beiden Kinder gesund sind und mir so viel Freude bereiten. Ich liebe euch …

Quotenhuren…

Über Fefe wurde ich auf die neueste Perversion der Fernsehformate aufmerksam, über die man im Geekheim lesen kann: Widerliches TV-Format für 5000.:

man castet sich über solche Anzeigen ein paar notleidende Menschen zusammen. Die dürfen sich dann, getrieben von der Aussicht auf den Gewinn von 5000 Euro, einmal komplett exhibitionieren und erklären, warum gerade sie besonders bedürftig sind. Dann nimmt man sich eine Gruppe behüteter Gymnasialschüler und lässt sie entscheiden, welches der drei auf möglichst telegenes Notleiden zurechtgecasteten Opfer die 5000 Euro bekommt.

Widerlich. Eine weitere „Demütige mich“-Show, wie Ralle es schon vor 20 Jahren nannte.