Totalversager müsste man sein

So einer, der die Gnade hat den Namen Mohn zu tragen und tatsächlich Erbe der Bertelmann-Gründers zu sein. Denn wer sich bei Lycos versucht hat mit Arbeit ein lebenslanges Aus- und Einkommen zu sichern, der hat verloren – zumindest wenn er zu den 500 Mitarbeitern (von 700) gehört, die jetzt aufgrund der Pleite von Lycos-Europe auf die Strasse gesetzt werden.

Wer aber nicht als Mitarbeiter, sondern – wie Christoph Mohn – als CEO (Chief Executive Officer) sein Geld verdient, der lacht sich ins Fäustchen.

Am Dienstag hat der Aufsichtsrat das Projekt Selbstzerstörung beschlossen. Das Schöne für die Eigentümer ist dabei, dass vom Börsengang im März 2000 – trotz jahrelanger Verluste – noch rund 130 Millionen Euro übrig sind. 50 Millionen werden an die Aktionäre verteilt. Auf Mohn junior, den Gründer und Vorstandschef, entfallen gemäß seines Kapitalanteils von rund zwölf Prozent somit rund fünf Millionen Euro. Auch Bertelsmann (Anteil: 20 Prozent) hat etwas von der finalen Aktion.

Schreibt die Süddeutsche. Seht ihr: SO macht man das. Eine Firma mit Karacho an die Wand fahren, und am Ende noch mit einer dicken Brieftasche nach Hause gehen. Wer die Zeche zahlt, steht auch in dem Artikel:

Manche Bertelsmann-Mitarbeiter hatten 2000, im Vertrauen auf den guten Namen Mohn, Aktien zum Ausgabekurs von 24 Euro gekauft. Inzwischen notiert das Papier bei rund 20 Cent. (Hervorhebung von mir)

Das heisst, im worst-case sind die Mitarbeiter ihr Erspartes und ihren Job los. Während sich die Mohn-Familie (und andere) die Taschen füllten:

Da beschlossen die Eigner, sich lieber die verbliebenen liquiden Mittel brüderlich zu teilen. Auch die Bertelsmann-Tocher Gruner + Jahr sowie die Hamburger Verlegerfamilie Jahr, die dank Middelhoffs Werben an Lycos Europe beteiligt sind, können sich in schwerer Zeit über eine Sonderzuweisung erfreuen.

Das den „freizusetzenden“ Mitarbeiter Jobs über die interne Bertelsmann-Jobbörse angeboten werden ist nur ein schwacher Trost, denn ganz zuletzt sind da mal eben 500 Stellen vom Arbeitsmarkt verschwunden. Die „internen“ Stellen hätten ja ansonsten mit externen, neuen Mitarbeitern besetzt werden müssen.

Christoph Mohn muss aber – Gott sei Dank – nicht darben. Selbst wenn er die 5 Millionen nur als Tagesgeld anlegt (derzeit mit ca. 4% verzinst), hat er ein Jahreseinkommen von 200.000€ – das sind immer noch 16.666,66€Im Monat. Besser als Hartz-IV. Damit kommt man – so gerade eben – hin.

Inspiriert durch Stefan Niggemeier

Hat Mehdorn verarscht, oder verarscht er jetzt gerade?

Wenn mich mein Alzheimer nicht gerade allzusehr ärgert, war es doch der Chef der Deutschen Bundebahn AG, der erklärte, dass die Gehaltserhöhungen (z.B. für die Lokführer) die Deutsche Bahn AG in den Ruin und ihn selber in das Armenhaus treiben werden. Trotzdem der Schulden (ausschliesslich) bedingt durch die Gehälter für die Lokführer und technisch marode Vorzeigezüge (ICE) strebt(e) er den Börsengang an.

Und nun – also heute – schreibt die FTD:

„Die Bahn fährt trotz Finanzkrise weiter auf Erfolgskurs“, teilte Mehdorn mit.

und weiter:

Der Umsatz von DB ML kletterte in den ersten drei Quartalen um 7,8 Prozent auf 24,6 Mrd. Euro. Bereinigt um die Zukäufe kam ein Plus von 4,2 Prozent auf 23,8 Mrd. Euro heraus. Der operative Gewinn (Ebit) vor Sondereffekten ist um 12,3 Prozent auf 1,67 Mrd. Euro gestiegen. Der gesamte Konzern, inklusive des Schienennetzes, weist einen Umsatz von 25,2 Mrd. Euro und ein Ebit von 2,06 Mrd. Euro aus.

Ja hör mal Mehdörnchen, was ist denn nun gelogen? Die Information, dass dir die gehaltserhöhungen die Haare vom Kopf fressen, oder etwas die aktuelle Bilanz? Verarscht Du deine Mitarbeiter (die Kunden ja sowieso), oder deine Investoren und das Finanzamt?

Ich tippe ja auf Mitarbeiterverarsche, denn im Gegensatz zu dem Normalbürger ist das Finanzamt NICHT vergesslich und kann äusserst übellaunig werden, wenn man es verarscht.

Gibt es eine Schelle für Mehdorn?

In der FAZ spekuliert Holger Steltzner heute, dass der Börsengang der Deutschen Bahn AG – der bis nach der nächsten Bundestagswahl ohnehin aufgeschoben ist, wohl ganz ins Wasser fallen könnte.

Das wäre ein schmerzhafter Schlag ins Gesicht des Bahn-Vorstandes Mehdorn, der den Kernpunkt seiner Führungsarbeit die letzten Monate offensichtlich einzig in dem Börsengang sah. Anzeichen dafür sind z.B. die anscheinende Verschleppung der Achsprüfungen der ICE-Züge, die sich sicherlich negativ auf die Kapitalisierung durch den Börsengang ausgewirkt hätte.

Wer schon mal einen Börsengang begleitet hat, weiss was da an „Tagesarbeit“ liegen bleiben kann. Insofern scheint es sehr sinnvoll zu sein, wenn Herr Mehdorn nun wieder seine „normale“ Arbeit tun kann und nicht mehr von der Geldgier motiviert wird.