Ich möchte euch eine Geschichte erzählen und ihr sollt mir sagen, was ihr davon haltet.
Da ist ein Mensch, männlich, sozial eingestellt – ein superlieber Typ (eigentlich…) der so um 1976 von der neunten Klasse der Hauptschule abgeht. Die Mutter ist gerade gestorben, der Vater von der Situation komplett überfordert, unser „Held“ sucht sein Glück in der Szene und auf der Strasse. Möglichkeiten gibt es für ihn damals so einige: Durch seine kräftige Statur kann er als ungelernter Gerüstbauer oder Dachdecker arbeiten, Aushilfe in Kneipen und bei selbstständigen Bekannten aushelfen wenn Not am Mann ist, Dealen mit leichten Drogen. Irgendwie und irgendwo kommt das Geld schon her, mit dem man die Miete bezahlen kann. Ab und zu hat man sogar Glück und hat einen sozialversicherungspflichtigen Job.
Aber die Zeiten ändern sich, man wird älter. Irgendwann mit 40 – nach körperlichem Zusammenbruch und Alkoholentzug – stellt der Mittelpunkt unserer kleinen Geschichte fest:
- Dealen geht gar nicht mehr – NEVER
- In Kneipen kann man nicht mehr arbeiten. Bier ausschenken als trockener Alkoholiker ist eine dumme Idee
- Auf dem Bau arbeiten? Mit den dauerhaften Schäden in Knien, Schulter, Rücken, Ellbogen etc. pp?
- Ohne Schulabschluss und Ausbildung – was bleibt?
Unser trauriger Held stellt fest, dass sein Leben eigentlich am Ende ist – er sitzt euch gegenüber und ist am Ende. Er wird bis ans Lebensende der Gemeinschaft auf der Tasche liegen müssen. Er will es nicht – wollte es noch nie. Aber was tun?
Man verliert die traurige Hauptperson aus den Augen, bis die Buschtrommeln vermelden: Da ist eine Erbschaft – der „Held“ hat echt Glück gehabt. Es gibt ein paar Menschen denen man solch einen warmen Regen wirklich gönnt – ER gehört auf alle Fälle dazu.
Wieder Monate später bekommt man einen Anruf: Der „Arbeiter“ hat ein Problem. Er hat die Erbschaft (Bargeld) angenommen, aber nicht der Arge gemeldet. Nun kommt die Arge auf ihn zu, weil sie die Meldung bekommen hat dass auf dem Konto unseres Helden Zinsen aufgelaufen sind. Knapp 100 Euro Zinsgewinn gilt es zu erklären.
An dieser Stelle komme ich ins Spiel – ich soll helfen, beraten. Und verdammt nochmal, wieso trifft es IMMER die Kleinen?
Ich weiss wie diese Geschichte ausgehen wird: Ich werde eine Beratung vorschlagen – SO fit bin ich nicht, bin weder Sozialarbeiter noch Rechtsanwalt. Die Arge wird unserem traurigen Helden voll auf die Fresse hauen, eine Anzeige wegen Betrug o.ä ist nicht unmöglich. Wieder einmal wird er vom leben so RICHTIG auf die Fresse bekommen.
Dieser kleine Mensch (naja über 1,80 ist er schon), der IMMER da war wenn er gebraucht wurde. Der keinen Umzug ausliess, immer anfasste, immer beim renovieren half – der kriegt nun von der Gesellschaft auf die Fratze. Auf der anderen Seite lassen sich die mit Steuermilliarden geretteten Banker Hunderttausende von Boni auszahlen.
Verdammt, die Kleinen hängt man und die Grossen lässt man laufen.
Wenn es 100 Euro sind an Zinsen (2.000 Euro Kapital?), dann muss das nicht schlecht für ihn ausgehen. So viel darf er sparen und auch geerbt haben (Erbschaften sind erst oberhalb eines Betrages ein zu versteuerndes Einkommen).
Ich wäre da zuversichtlich, ein wenig Diplomatie und dann wird das schon gehen.
@Wolfgang:
Das ist auch mein Tipp an die betreffende Person: Beten, reuig aber mit ansatzweise erhobenem Haupt vor den Scharfrichter der Finanzabteilung treten ….
Ruhe bewahren ist immer ein guter Rat. Dass das Erbe nicht angezeigt wurde war zwar keine gute Idee, aber wir sind auch alles nur Menschen.
Lesestoff:
http://www.gegen-hartz.de/nachrichtenueberhartziv/0344e199e90ac280a.php
http://www.gegen-hartz.de/fts.php?criteria=rechtsberatung&x=0&y=0