Der Beruf des Soldaten, Befehle und die Gorch Fock

Diese „Sache“ auf dem deutschen Segelschulschiff Gorch Fock hat bestimmt jeder mitbekommen. Dort zur Ausbildung befindliche Offiziersanwärter(!) sollen – laut Tagesschau:

viele Soldaten hätten „unmittelbar nach dem schmerzhaften Verlust der Kameradin“ nicht mehr in die Takelage klettern, andere hätten überhaupt nicht mit der „Gorch Fock'“ weiterfahren wollen.

Ja, liebe Offiziersanwärter: Willkommen im Berufsstand des Soldaten. Da haben diese Flachfeilen von Zivilversagern Richard Gere in „Ein Offizier und Gentleman“ in seiner schicken Uniform gesehen und wollten nun auch so ein toller Typ sein?

Ein Offizier hat Vorbild zu sein – er hat (wie jeder Vorgesetzte!) selbst mehr als das zu leisten, was er von seinen Untergebenen verlangt. Dazu gehört: Unter allen Umständen Befehle auszuführen (es sei denn dieser Befehl verletzt Gesetze, Menschenwürde oder ähnliche Ausnahmen). Und da kommen diese Sonnenbank-Schwuchteln an und jammern weil ein Kamerad gestorben ist? Wird demnächst die Grundausbildung abgebrochen, weil ein Kamerad blutige Blasen vom Marschieren hat?

Ob man diese Vorgänge als Meuterei bezeichnen muss, wo eine blosse Befehlsverweigerung reichen würde, kann ich nicht entscheiden – ich war ja nicht dabei. Allerdings halte ich die Kritik der Weicheier für bemerkenswert:

In dem Brief des Wehrbeauftragten ist demnach auch von massivem Druck der Ausbilder die Rede. Den Kadetten sei gedroht worden, nicht mehr Offizier werden zu können, wenn sie nicht in die Takelage kletterten. Es seien Sätze gefallen wie „wenn Sie nicht hochgehen, fliegen Sie morgen nach Hause“

Wieso fliegen? Soll der Steuerzahler auch noch den Flug bezahlen? Ist eine Schwimmweste nicht preiswerter?

oder „geben Sie Gas, stellen Sie sich nicht so an“, zitiert die „Mitteldeutsche Zeitung“ aus dem Schreiben.

Wie oft wird dieser Satz wohl in Deutschland ausgesprochen. Wollen wir da jedesmal das Amtsgericht bemühen? Natürlich haben diese Offiziersanwärter die Arschbacken zusammen zu kneifen und den Dienst zu versehen. Geheult wird nach Dienst. Oder wird jeder Einsatz nun sofort abgebrochen, wenn es den ersten verletzten gegeben hat?

Die in dem Bericht erwähnte sexuelle Belästigung ist harter Tobak, das ist nicht zu entschuldigen. Aber dennoch frage ich mich, was für weichgespülte Bioeier da als Offiziere die Befehlsgewalt für ehrlich ihren Dienst verrichtende „untere“ Dienstgrade erwerben wollen.

Solche Erste-Geige-Versager kann man doch – sollte es ernst werden – nur bei erstbester Gelegenheit mittels „friendly fire“ entsorgen, damit der Rest der Truppe eine ehrliche Überlebenschance hat.  SOLCHE Offiziere hatten bei uns in der Einheit den Matrosen die Betten gemacht. Dafür hätte unser Spieß schon gesorgt 🙂 Und wir haben uns nicht beschwert, wir Idioten.

18 Gedanken zu „Der Beruf des Soldaten, Befehle und die Gorch Fock

    • @etg:

      Nein, dass meine ich tatsächlich ernst. Wie soll ein Offizier handeln, wenn aus seiner Einheit ein Soldat stirbt? Weitermachen, oder erklären „nun hab ich keine Lust mehr“? Es gehört – leider, aber so ist es nun mal, dass Soldaten bei Ausübung ihrer eigentlichen Tätigkeit mit Todesfällen (auch von persönlich Bekannten) konfrontiert werden. Da kann man dann aber keine Trauerwoche einlegen – der Job muss OHNE Pause weiter gemacht werden.

      Offiziersanwärter sind Berufssoldaten, also Menschen die wissentlich, bewusst und freiwillig diese Tätigkeit ausüben. Wäre es um Wehrpflichtige gegangen, wäre meine Meinung eine gänzlich andere.

      Sorry, wenn Du meine Meinung als Menschenverachtend ansiehst – wie gesagt: Bei Wehrpflichtigen wäre ich DEUTLICH rücksichtsvoller 🙂

      • Sagen wir mal so:
        1. wenn eine Kameradin stirbt, muss man dem nicht gleichgültig gegenüberstehen. Man muss den Job auch nicht ohne Pause weitermachen, denn die Leute da stehen nicht in einem Kampfeinsatz, sondern sind in der Ausbildung.
        2. weiß ich nicht, warum sie abgestürzt ist, ob das Pech war, oder ob da Sicherheitsvorschriften verletzt wurden
        3. ist das auch egal, wenn etwas freiwillig ist (und das Klettern in den Seilen ist freiwillig), dann ist das freiwillig
        4. blutige Blasen beim Marschieren != Tod eines Menschen
        5. „Schwuchtel“ ist also ein Schimpfwort?
        6. bin ich froh, wenn Offiziere Menschen sind, die den Tod eines Menschen nicht auf die leichte Schulter nehmen
        7. wenn sexuelle Belästigung nicht zu entschuldigen ist, gibt es kein „dennoch“

        Ganz ehrlich: lies Dir den Text nochmal durch, atme mal tief durch und schau‘ mal, ob da nicht sehr viel „Musste raus“ mit Dir durchgegangen ist.

        Mir sieht die ganze Sache so aus, als sollte der Kapitän des Schiffs schnell abgelöst und vor ein Gericht gestellt werden. Aber das sind Meinungen aufgrund evtl. ungenügender Informationen.

        • @etg:

          In der Ausbildung wird man auf Kampfeinsätze vorbereitet. Der Bereich „Funktionieren in Stressituationen und bei besonderer Belastung“ gehört – sinnvollerweise – absolut zur Ausbildung dazu, und das ist – so böse es klingt – auch gut so.

          Man muss sich nicht vorwerfen lassen, den Tod eines Menschen auf die „leichte Schulter“ zu nehmen, wenn man seinen Job weiter macht. Der Beruf des Soldaten ist etwas GANZ anderes als alle Berufe für die man sich zivil ausbilden lassen kann. Er ist (im Ernstfall) mit deutlich mehr Belastung, Entbehrungen und Stress „gesegnet“. Darauf muss man weitestmöglich vorbereitet sein.

          Das „dennoch“ bezog sich darauf, dass die – nicht zu entschuldigende sexuelle Belästigung – die restlichen Vorfälle nicht ungeschehen machen.

          Schwuchtel meinte ich in der Bezeichnung für Heididei-Männer, die mit abgespreitztem Finger den Tee trinken. Dies sollte NICHT verunglimpfend auf eine gewisse sexuelle Ausrichtung gemeint sein, sondern eher in Richtung „Helden in Strumpfhosen“ interpretiert werden.

          • Trotzdem sind die Leute in der Ausbildung. Und wer weiß, wie versucht wurde, dass sie mit diesem Tod umgehen sollen? Vielleicht nur mit „geben Sie Gas, stellen Sie sich nicht so an“? Das wäre dann wohl falsch. Sehr falsch. So richtig falsch.

            Man kann Menschen auf den Tod eines anderen Menschen vorbereiten – trotzdem reagieren Menschen darauf unterschiedlich. Wer das nicht berücksichtigt, hat als Ausbilder keine Berechtigung.

            Zu „Schwuchtel“: natürlich ist das verunglimpfend gegenüber Schwulen gemeint, daher rührt der Begriff. Und auch die „heititei“-Erklärung dazu. Das ist nicht Dein Niveau.

  1. Sach mal, was ist denn los mit Dir ?

    Zitat: „Bei Wehrpflichtigen wäre ich DEUTLICH rücksichtsvoller“

    Kannst Du das mal erklären ?

    „weichgespülte Bioeier“, „Flachfeilen von Zivilversagern Richard Gere“, „Sonnenbank-Schwuchteln“, „Erste-Geige-Versager“ ……

    Schon spannend, da wird ein Blog wegen der Bezeichnung „Arschgeigen“ gesperrt ….. und dann das hier.

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    • @Augenbraue:

      Ich habe zwar schon erklärt (glaube ich) warum ich bei Wehrpflichtigen rücksichtsvoller bin, aber tue es gern nochmal: Wehrpflichtige haben es sich NICHT ausgesucht. Wehrpflichtige leisten Ihres Dienstes aufgrund einer Verpflichtung ab und lassen sich mit einem Hungerlohn abspeisen.

      Berufssoldaten, speziell Offiziersanwärter und Offiziere, betrachte ich aus ganz anderen Augen: Wie wollen die von ihren – unter Beschuss liegenden – Soldaten verlangen einen Kampfauftrag zu erfüllen, wenn Sie selbst nach dem Tot eines Menschen nicht in der Lage/Willens sind, ihren Aufgaben zu erledigen?

      BTW: Eine Berufsgruppe kann man nicht beleidigen. „Die Polizisten sind doof“, „Soldaten sind Mörder“ ist NICHT justiziabel. „Soldat XY ist ein Mörder“ oder „Der Bulle, der die Anzeige aufnahm“ ist strafbewehrt, da es eine Person trifft.

      Der Autor des von dir gemeinten Blogs wurde abgemahnt, weil er Personen mit dem Begriff beleidigte.

  2. Immer wieder schön zu beobachten, wenn ein Blogger, dessen Arbeit wohl schon von so einigen konsumiert wird, eine unpopuläre Meinung vertritt. Und wenn dieser Blogger es denn auch noch wagt, nicht in massenkompatiblen, weichgespülten Worten seiner Meinung Ausdruck zu verleiht, dann kommen „sie“ angeflattert. Picken wie Krähen herum und suchen sich Worte wie „Schwuchtel“ heraus und stellen sie zur Debatte.

    Haben diese „Flatterer“ denn nie von ihrer Oma zu hören bekommen, mal „die Kirche im Dorf zu lassen“? Oder der Worte inhaltlicher Bedeutung nicht verstanden?

    Ich begrüße das wohlgefeilte Wort ebenso wie „tachles Reden“.

    Zur inhaltlichen Sache gehe ich mit Holger dakor, soweit es der gegenwärtige Informationsstand in dieser Angelegenheit zulässt. Von uns war keiner dabei.
    Was nicht bedeutet, dass ich den (gewaltsamen) Tod eines Menschen als Prozess von irgendwas abtue. Es ist immer ein tragisches Ereignis, zumindest
    für alle unmittelbaren Betroffenen.

  3. @Augenbraue:

    Eine Beleidigung muss dem Gedanken entspringen, das Gegenüber in der Ehre zu verletzen. Dieses ist bei einer Gruppe nicht möglich. Der Einzelne wird damit nicht getroffen.

    ABER: Wenn ich – mit dem Grund dich persönlich zu verletzen – sage „Ich bin der Meinung Du bist ein betrügerisches Arschloch“, fällt dieses NICHT unter die Meinungsfreiheit. Durch die Intention dich zu verletzen, wird es zu einer verletzenden Äusserung – trotz der Floskel „Ich bin der Meinung“. Diese wird dann unwirksam.

  4. Wenn die Worte vll auch etwas ungestüm sind, kann ich hier nur zustimmen! Jede Stufe einer Hierarchie funktioniert nur, wenn das obergeordnete Glied die Kontrolle hat! Das ist nicht nur bei der Bundeswehr so, aber da es hier um Menschenleben geht/gehen wird (mMn) umso wichtiger! Ob das ein Unfall und Ausbildung war ist egal – die wollten das und wer damit nicht klarkommt, ist nicht der richtige für den Job!

  5. Die Reaktionen der Offiziersanwärter wäre Mitte der 70er und Anfang der 80er Jahre noch vertretbar und nachvollziehbar gewesen, wo sich jede Bundesregierung mit dem Argument der deutschen Geschichte und Geld aus der Schußlinie manövriert hat. (z.B. Golfkrieg I). Wer heute diese Berufswahl trifft muß Bilder von Gefallenen im Hinterkopf haben. Wer allerdings mit der Einstellung „Ich spiele mal ein paar Jahre Soldat, dann wird mir das Studium finanziert und ich muß nicht kellnern gehen.“ diese Entscheidung trifft, wird natürlich brutal geweckt. „Davon stand aber nichts in der hochglanz Werbebroschüre die beim Kreiswehrersatzamt auslag Herr Kapitän !“

  6. @etg

    Das gleiche Begriffe in unterschiedlichen Sprachen unterschiedliche Bedeutungen haben können, ist die aber schon bewusst?

    Nimm allein den Begriff „fuck“ – ja, es ist ein Schimpfwort, aber es ist ein Beispiel wie unterschiedliche Begrifflichkeiten sogar innerhalb EINER Sprache gewertet sein können. Denn während Du bei einer normalen Konversation mit einem Amerikaner sehr wohl des öfteren den begriff „fuck“ hören wirst, wird derselbe Ami diese Begrifflichkeit NIEMALS schreiben. Denn das geschriebene „Fuck“ ist ein absolutes Unding!

    So, was willst Du mir also über den Begriff „Schwuchtel“ und seine Bedeutung in der englischen Sprache sagen? 🙂

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