Noch vor drei Jahren konnte er mühelos den schweren Heukarren hoch ins Dorf ziehen. Da war er 20. Ein junger Mann, durchtrainiert, mit scharfen Gesichtszügen und schmalen Augen. Jetzt schafft er gerade mal zehn Schritte, dann muss er eine Pause einlegen. Mustafa ist sterbenskrank. „Die Ärzte haben gesagt, dass es kaum noch eine Heilungschance für mich gibt. Es gibt einfach keine Medikamente gegen diese Krankheit.“
Diese Zeilen stammen aus einem Spiegel-Artikel, den ich allen „Vintage-Jeans“. Silikose (früher auch Staublunge genannt) heisst die Krankheit, unter der die meist sehr jungen Arbeiter leider, welche die Jeans mittels dieses besonderen Looks „veredeln“. Sie ist unheilbar und führt zum Erstickungstod, da das Lungengewebe vernarbt und Sauerstoff durch diese Narben nicht mehr aufgenommen werden kann. Einzelfälle? Nein, nicht wirklich:
Professor Zeki Kilicaslan, Leiter der Pneumologie in der Istanbuler Universitätsklinik, hat mittlerweile mehr als 700 Silikose-Patienten registriert. Das ist die offizielle Zahl, und „wir vermuten, dass die Dunkelziffer bei fünftausend Opfern liegt“, sagt der Mediziner.
Sucht man mittels Google nach „Vintage Jeans“ so findet man erlauchte Namen wie Tommy Hilfiger, s.Oliver und Diesel. Ich will keiner der hier genannten Firmen unterstellen, dass sie ihre Jeans unter diesen Umständen „veredeln“ lassen, aber der Preis ist hoch: Für Jeans und Leben.