Sowas kommt selten vor: Ich beschreibe ein Hotel in meinem Blog. Aber das a-ja Ressort in Travemünde ist es wert beschrieben zu werden. Allerdings wohl nicht so, wie es sich deren Marketingabteilung vorstellt.
Meine Prinzessin und ich erlaubten uns für ein paar Tage eine Auszeit. Ziel war unklar: Da es ein Kurzurlaub sein sollte, fiel alles aus dem Raster, dass weiter als ~300 Kilometer entfernt war. Also die üblichen verdächtigen Last-Minute-Portale durchsuchen und…. Das a-ja Ressort in Travemünde bekam unsere Aufmerksamkeit. Ein Neubau, direkt an der Mündung der Trave. Mit Seeblick, Wellness-Bereich, Fitness-Raum und das ganze mit Halbpension. Ja, das hörte sich gut an, die Rezessionen waren durchwachsen und die Kritik bezog sich vor allem auf „Kinderkrankheiten“, die man in einem neuen Hotel halt mal haben kann. Die Baumaßnahmen waren mittlerweile abgeschlossen. Wir dachten (hahaha), dass nun wohl die kritisierten Punkte rausgewachsen sind – also wurde gebucht.
Die Anfahrt von Hamburg aus ist ein Klacks – das Einchecken kein Problem. Aber schon auf dem Weg vom Fahrstuhl zum Zimmer wurde es bemerkenswert: Die Auslegware auf dem Stockwerk verursacht eine dermaßen laute Geräuschkulisse, wenn der Trolli über sie gezogen wird, dass froh waren, dass wir Nachmittags und nicht spätabends eingecheckt haben.
Das Zimmer
Das Zimmer machte auf dem ersten Blick einen guten Eindruck. Der Ausblick war nett:
Aussicht aus dem Seeblick-Zimmer des a-ja Ressort in Travemünde
Aber leider brachte eine weitere Begutachtung des Zimmers dann doch einige zu bemerkende Details ans Licht:
- Es gibt keine Seife am Handwaschbecken. Sorry, aber ich war noch NIE vorher in einem Hotel in dem es keine Seife gab. Zwar stand eine Warenprobe Duschgel am Waschbecken, aber das ist – zumindest für mich – nicht das selbe.
- Die Prinzessin bemerkte das Fehlen von Kosmetiktüchern und eines Schminkspiegels. OK, für mich ist das kein Problem, aber die Damenwelt wird hier meiner besseren Hälfte ihr Mitgefühl schenken können.
- Die Toilette und die Dusche sind nebeneinander direkt im Zimmer eingearbeitet und werden durch EINE Schiebetür geschlossen. Das heißt, dass entweder die Dusche oder das Klo optisch und olfaktorisch vom Hotelzimmer getrennt ist. Wer hat sich DAS bitte ausgedacht. Dass es „nur“ eine Milchglastür ist, lasse ich als „hippes“ Detail durchgehen. Aber stets nur EINEN „Feuchtraum“ schließen zu können ist ….. bemerkenswert.
- Es gibt im Zimmer Bademäntel für die Nutzung des SPA-Bereichs, aber keine Badelatschen. Hääää? Sowas habe ich bislang auch noch nicht erlebt.
Spa und Fitness-Bereich
So, hier ist das Kapital ohne Abstriche. SPA- und Fitness-Bereich sind wirklich gut. Ein 25m Indoor-Becken und ein ebenso groß ausgelegte Outdoor-Becken laden dazu ein sich sportlich zu betätigen. Diverse Saunen (auch eine Infrarot-Trockensauna) laden dazu ein, die Schweißporen zu aktivieren. Dazu ausreichend Liegemöglichkeiten drinnen und draußen lassen kaum einen Wunsch offen. Auch der Fitnessraum überzeugt durch modernes, sinnvolles Gerät, welches kaum Wünsche offen lässt.
Speisebereich
Der Speisebereich ist … bemerkenswert. Wahrscheinlich um den Charme eines Speisesaals einer Jugendherberge zu durchbrechen, ist der Speisebereich in 4 separate Bereiche mit eigenem Stil ausgestattet. Die Grundidee dahinter ist sicherlich löblich, wenn man als Gast nicht den Eindruck hätte, dass hier 4 verfeindete Innenarchitekten am Werk waren. Sorry liebe Leute, das sieht echt seltsam aus – da ist der Speisesaal beim örtlichen IKEA optisch deutlich erträglicher.
Die Speisen
Die Speisen – sowohl Frühstück als auch Abendessen werden als Buffet bereitgestellt – sind qualitativ hochwertig. Die Auswahl ist ausreichend, das frisch zubereitete Rührei zum Frühstück kann man sich mit verschiedenen Zutaten (Zwiebel, gekochter Schinken, Tomate, Lauch und andere) aufpeppen lassen – vorbildlich und sehr angenehm. ABER: Ein sehr großes Manko ist, dass die Speisen zwar beschrieben sind, aber es keinerlei Hinweise für Allergiker gibt. So beinhaltet das Roggenmischbrot z.B. Walnüsse, die Karamelcreme macht mit Haselnüssen auf sich aufmerksam. Leider keinerlei Hinweis auf diese „unerwarteten“ Inhaltsstoffe. Vegetarier freuen sich sicherlich auch über die Quiche (welche bei den Salaten und vegetarischen Gerichten stand) über den eingearbeiteten Schinken. Für einen vegetarischen Allergiker wird dieses Buffet zu einem Abenteuerurlaub.
Der Service
Das a-ja Ressort in Travemünde tritt den Beweis an, dass der Service an den Mitarbeitern hängt. Wurden wir – im Speisebereich! – die ersten beiden Tage sehr schnell und zuvorkommend mit den separat zu bestellenden Getränken versorgt, so dauerte es am dritten Tag (anderes Personal!) bereits derart lange, dass ich kurz davor war das Personal zu bitten die Kaffeemaschine zu aktivieren, damit ich mir selbst etwas zu trinken besorgen kann. Die Eskalation wurde dann aber doch noch abgewendet, da wir dann doch noch bestellen durften.
Am vierten Tag allerdings wurden uns Möglichkeiten der Ignoranz gezeigt: Ich musste mich an das Buffet (nicht Tischpersonal) wenden, um ein Glas Wasser zu erbitten, damit meine Prinzessin eine Tablette nehmen konnte. Erst als wir mit dem Essen fertig waren – es standen drei leere Teller auf unserem Tisch – wurde ich von der Tischbedienung gefragt ob alles „OK“ wäre. Auf meinen Hinweis, dass es toll gewesen wäre wenn wir ein Getränk zum Essen hätten bestellen können, wurde erwidert dass es der Dame leid täte, da hätten wohl vor uns andere Leute am Tisch gesessen.
Hääääää? Ist es nicht so, dass in einem Restaurant stets wechselnde Menschen an einem Tisch sitzen? Ich hätte gern vorher nach dem Tischpersonal gewunken – wäre es nur vor Ort gewesen. Sorry liebe a-ja Ressort in Travemünde, so geht das GAR nicht. Aber – wie eingangs erwähnt, die Probleme mit dem Personal hatten wir nur an den letzten beiden Tagen – vor dem Personal-/Schichtwechsel.
Die Bar
Jepp, es gibt eine Bar und diese ist sogar recht gut. Die Cocktails sind lecker gemischt, das Personal in diesem Bereich sehr nett und zuvorkommend. Hier gibt es ein klares Lob.
Der Feueralarm.
Wer einmal mit seinem Leben spielen möchte, für den ist das a-ja Ressort in Travemünde eine ganz klare Empfehlung. Am Mittwoch gab es einen Feueralarm: Dem Koch war der Inhalt einer Pfanne „explodiert“, was den Feueralarm auslöste. Kleine Ursache – große Wirkung. Ich wollte nach dem Befriedigen meiner Nikotinsucht gerade wieder auf Zimmer, als das Piep-Piep-Piep sowie die Anzeige des Fahrstuhls „Feuerwehrfahrt“ mir deutlich machten: Ruhe bewahren und raus aus der Hütte. Schnell wurde ich von den anderen Hotelgästen darüber informiert, dass es wohl der Koch war, der den Alarm auslöste, also war ich tiefenentspannt.
Aber nur solange, bis ich realisierte, dass im Restaurant der Betrieb ungestört weiter ging. War es nicht so, dass bei einem Feueralarm ALLE Menschen den Bereich zu verlassen haben? Ist nicht das Personal in den jeweiligen Bereichen für die Evakuierung ihres Bereiches verantwortlich? Die Hotelleitung und das Personal können froh sein, dass es nicht neben der besagten Pfanne einen zweiten Brand gab. Denn dann hätte dieses laissez-faire für vermeidbare Opfer sorgen können. Sorry, aber das war ein Beispiel für „So macht man es garantiert nicht“.
Der Smart-Shop / Keine Minibar
Im Sommer mag es ärgerlicher sein, als im November: Die Zimmer haben keinen Kühlschrank, keine Minibar. Anstelle dessen gibt es bei der Rezeption einen kleinen Shopbereich in dem sich der Hotelgast mit den benötigten Kleinigkeiten versorgen kann. Bemerkenswert sind hier die überraschend moderaten Preise sowie die wahrlich brauchbare Auswahl. Hierfür gibt es ein Sternchen.
Resümee
Werde ich irgendwann wieder ein a-ja Ressort buchen/aufsuchen? Nein. GANZ sicher nicht. Die guten Erfahrungen im a-ja Ressort in Travemünde sind leider nicht in der Lage die Schattenseiten zu erhellen. Es ist nicht so, dass ein (regulärer) Preis von bis zu 200€ pro Person/Nacht für eine Übernachtung inkl. Halbpension mein Budget sprengen würde – aber für das hierfür angebotene „Erlebnis“ ist der Preis schlicht unangemessen – selbst ein rabattierter Sonderpreis würde mich nicht motivieren dies Art von Erlebnis zu wiederholen.
Abspann
Die Passat an ihrem Liegeplatz in Travemünde
Als Schmankerl noch ein Photo der Passat im Nebel. Travemünde ist nett – ein Spaziergang um den Priwall (im November!) absolut zu empfehlen. Insbesondere wenn Travemünde eben NICHT durch Touris und Tagesgäste überlaufen ist.
Natur pur am Priwall