Ich glaube zwar nicht, dass die Deutsche Telekom ab sofort Hosting kostenfrei anbietet (wenn man sich deren Peering-Policy anschaut … *grusel*), aber die Worte des Telekom-Chef René Obermann lassen entweder darauf schliessen, oder der Mann hat keine Ahnung vom Internet.
Auf einer Ivestorenkonferenz in Bonn hat Telekom-Chef René Obermann eine alte Forderung wieder aufgegriffen. Nicht nur die Kunden sollen für den Internetzugang bezahlen, auch die Inhalteanbieter will er zukünftig zur Kasse bitten. Insbesondere Dienste wie die Videoseite YouTube seien dem Manager ein Dorn im Auge, schreibt das Manager Magazin.
Während die Deutsche Telekom Milliarden in schnelle Internet- und Mobilfunknetze investiere, kassieren die Anbieter der Inhalte die hohen Renditen. Diese Ungleichgewicht will Obermann ausbalancieren, in dem er eine Gebühr für besonders datenintensive Premiuminhalte beansprucht.
Quelle: Areamobile
Der eine oder andere weiss, dass ich in einem Rechenzentrum arbeite und ich kann dem Herrn Obermann sagen, dass auch auf Seiten der Hoster nicht unwesentliche Kosten entstehen. Kosten, an denen – zumindest für in Deutschland stehende Server – nicht selten auch die Deutsche Telekom aufgrund von Glasfaserverbindungen und Colocationfläche mitverdient. Das die Telekom nun auf beiden Seiten die Hand aufhalten will ist schon interessant.
Wie sagte Kris Koehntopp schon 1998 in de.alt.sysadmin.recovery:
Bah, Provider. Internet-Pakete durch die Gegend karren wie Bauschutt. Ich meine, wer sagt schon mit Stolz von sich „Ich bin Muellkutscher“?.
Und der Obermann will nun tatsächlich als Müllkutscher sowohl den Verbraucher als auch die Müllkippe zur Kasse bitten.
Wie kalkuliert ein Unternehmen wie die Telekom, wenn sie es gescheit machen (OK, ich habe als Kaufmann im Bereich EDV/Rechenzentrum da eher keine Ahnung..
- Leitungskosten werden an denjenigen fakturiert, der die Leitung nutzt – typischerweise der Endkunde
- Hostingkosten (Strom, Klima, Housing, Anbindung etc) werden an Hostingkunden fakturiert
- Der Backbone wird teils/teils als Hosting- und Endkundenkosten bereits JETZT an beide Parteien umgelegt
- Auch fürs Peering will die Telekom schon heute Geld haben – und ist dabei SEHR restriktiv mit wensie überhaupt peert.
Wo bitte kann man kostenfrei hosten? Sollte das irgendwo der Fall sein, bin ich froh, dass es meine Kunden noch nicht spitzgekriegt haben, denn die zahlen uns noch dafür.
Man könnte ja mal den Spieß rumdrehen und pro T-Online-User, der auf die von uns allen mühsam ins Netz gebrachten Inhalte zugreifen will, einen kleinen Obulus verlangen? 🙂
Diese nervige Diskussion ist älter als die Telekom, ich sag nur DFN und vorher NSFnet. Aber ich befürchte, Herr Obermann weiss /genau/, wovon er redet. Das macht es aber eher schlimmer.
@SvB:
Ja, Obermann weiss was für einen Stuss er verbreitet. Die wahrliche Katastrophe ist, dass er mit der „Ansage“ durchkommt und ihm die Journaille nicht sofort seine Aussagen um die Ohren haut.