Eine alte Juristensweisheit sagt: „Wer sich selbst verteidigt, hat einen Narren als Klienten“. Es scheint, dass dies auch für andere Gruppierungen zutreffen könnte. So zum Beispiel für den Versuch des Bloggers Markus Beckedahl ein Lobbyist für die Generation Online zu werden. Seiner „Digitale Gesellschaft e.V.“ weht derzeit der Wind so stramm ins Gesicht, dass ich mich frage, ob er als bisherigen Geldgeber ausschliesslich die Popcorn-Industrie gewinnen konnte. Dieser Verein wird in näherer Zukunft wohl nur noch für sich und seine „geheimen“ Hintermänner und -frauen sprechen können.
Die Personen um Beckedahl stellen sich aber wirklich selten dämlich an. Wer die digitale Gesellschaft vertreten möchte, sollte sich
- Nicht mit ihr anlegen
- und er sollte wissen, dass der Versuch den von sich selbst verbreiteten Müll zu löschen, meist nach hinten los geht. Was man beim Skat „Tisch hat sein Recht“ nennt, ist online unter dem Begriff Streisand-Effekt bekannt.
Aber die Popcorn-Industrie zahlt zu wenig. So wenig, dass man sich bei der „Digitale Gesellschaft e.V.“ nach Praktikanten umsieht, die man eher als Sklaven bezeichnen könnte:
Du bist fit im Umgang mit sozialen Medien und kannst kreativ mit Computern arbeiten? Du kannst PHP oder Javascript programmieren, oder hast Erfahrung in der Nutzung von Video-, Grafik- oder Audiosoftware? Du erklärst gerne komplizierte Zusammenhänge und bist dabei in der Lage, diese auch verständlich rüber zu bringen? Du hast schon politische Kampagnen gemacht oder eine Menge Ideen?
…
Als Vergütung können wir im Moment 200 Euro / Monat bezahlen.
200€/Monat, während Beckedahl und Konsorten ganz andere finanzielle Vorstellungen haben:
Wir rechnen mit 30 000 bis 35 000 Euro pro Stelle plus zusätzlliche Ausgaben für die Infrastruktur und Aktionen.
Quelle: Focus. Diese Ausbeuter um Beckedahl möchten also selbst gern ein Monatsgehalt zwischen 2.500€ und knapp 3.000€ während sie den Wasserträgern gerade mal 200€ zukommen lassen wollen. Sowas ist keine Lobbyarbeit, das ist ausbeutender Kapitalismus und nährt den Verdacht, dass die gesamte Veranstaltung (zumindest auch) dazu dienen soll, ein Altersruhegeld für notleidende Blogger zu erzielen. Naja, man könnte alternativ auch arbeiten gehen.
Ehrlich, ich find’s spannend, wie sich jemand in so kurzer Zeit dermaßen demontieren kann. Wir lernen: Ob jemand sich nun als Sprachrohr für Hotels, Sonnenblumen oder „Sachen mit Internet“ sieht: Der Wein bleibt der gleiche, nur die Schläuche ändern sich. Andererseits: Grüne eben, und damit überhaupt keine bahnbrechende Neuigkeit 😉
http://widerhaken.blogspot.com/2010/10/markus-vs-felix-ohne-tante-jay.html http://widerhaken.blogspot.com/2010/08/blogparade-2010.html und http://widerhaken.blogspot.com/2010/08/markus-vs-felix-tante-jay-mittendrin.html
Mir schon länger. Habe schon an mir und meiner Meinung gezweifelt…
In diesem Sinne…
Da sich der Verein noch in Gründung befindet und wir bisher kein Geld haben, zahlen wir das Praktikantengehalt erstmal aus eigener Tasche. Wir haben aber aufgrund der Hinweise das Praktikantengehalt auf 300 Euro erhöht, wie Fairwork es vorschlägt.
Die 30.000 Euro Jahresgehalt finde ich auch nicht übertrieben, sondern eher realistisch, wenn man Stellen schaffen will. Erstmal muss man Arbeitgeberbrutto berechnen (Das ist mehr als Arbeitnehmerbrutto), dann kostet jeder Arbeitsplatz nochmal zusätzlich Schreibtisch (Miete), Telefon und Reisekosten, um z.B. mal nach Brüssel zu fahren.
@Markus:
Warum schon Praktikanten suchen, wenn die Arbeit noch gar nicht da ist. Du solltest doch auch wissen, dass man am Anfang eines Projektes stets für mindestens 2 (a‘ 8 Stunden … *gg*) arbeiten muss, bevor man sich erlauben kann, sich helfen zu lassen.
Und dass Reisekosten vom Gehalt bezahlt werden, halte ich für irgendwie seltsam. Rechnet man solche Kosten nicht als Spesen ab? Auch Schreibtische etc. werden doch eher nicht vom Gehalt bezahlt.
Und, DU hast oben von 30.000€ Gehalt geschrieben – nicht von Gesamtkosten der zu besetzenden Stelle.
Piraten sind natürlich viel besser und zahlen auch angemessen. Es muss nur kurz die Genderdiskussion beendet sein. Bis dahin ist alles böse, gemein, schlecht und verrät uns alle!
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