Manchmal ist es einfach dem argumentativen Gegner den Wind aus den Segeln zu nehmen – viel einfacher denn als Marionette ferngelenkt zu werden.
Ees fühlte sich eben jemand auf Twitter mir – fehlerhaft – angegriffen (ich meinte jemand anderes). Ich finde es beachtlich, dass ich in gewissen kreisen so ernst genommen werde, aber gut. Allerdings gebe ich zu, dass ich auch eine lehrreiche Kritik an den betreffenden Herren loswerden möchte. Und zwar kommt jetzt der Erzählbär und erzählt eine Geschichte von der Bundeswehr.
Es begab sich also, dass das Reizzentrum in seltsam olivem Kampfanzug durch die Gegen stiefelte und sich darauf vorbereitete, das Heimatland gegen den (damals noch) bösen Iwan zu verteidigen. Meine Einheit befand sich im Biwak (so eine Art Camping verbunden mit Aktivurlaub) und ein Unteroffizier war der Meinung mir (rannte als Hauptgefreiter rum) einen Scheissendrecksdienst aufs Auge drücken zu können, um sich selbst einen lauen Nachmittag machen zu können.
Es kam, wie es kommen musste: Ich holte tief Luft und pöbelte diesen Drecksmaaten an, erklärte ihm wohin er sich seinen Befehl stecken könne, dass ich nicht sein Superdepp und … In dem Moment tauchte unser Spieß auf – angelockt von meiner Lautstärke – auf, griff meine Schulter und zog mich (Widerstand war gänzlich zwecklos) zur Seite.
Dort ergab sich folgender Dialog:
- Spieß: “ Warum glaubst Du, dass dir dieser Tätigkeit aufgedrückt wird“.
- Ich(wahrheitsgemäß):“Weil der Typ genervt ist, weil er ein Idiot ist und mir eine reinwürgen will“
- Spieß: „Genau, weil er dich ärgern will, und was machst Du Idiot? Du zeigst ihm, dass er sein Ziel erreicht hat: Du regst dich auf und bepöbelst ihn. Bleib ruhig, sag schlicht „jawoll“ und freue dich auf sein selten dämliches Gesicht, wenn er keinen Triumph feiern kann, weil Du dich nicht ärgerst.“
Manchmal hat man Glück im Leben, ich hatte es mit diesem Spieß. Ein Mann, den ich mir – auch aufgrund anderer Umstände – als Lehrer und Vorbild für so manches.
Denkt manchmal daran, was euer Gegenüber wohl für eine Reaktion erwarten mag. Warum euer Gegenüber genau SO agiert. Und fahrt ihm dann in die Parade, dadurch, dass ihr eben nicht wie gewünscht reagiert.
„Alles Geld her! ALLES“, raunzte der Bankräuber! Und – bekam es.
@Max v. Angern:
Wäre eine gute Entscheidung. Schliesslich ist eine Bank gegen Überfälle versichert und jegliche Gefahr für Personal oder Kunden sollte umgangen werden.
Es gibt alte und junge Helden. Warum nur gibt es so unglaublich viele junge und so wenig alte Helden?
„…angeloggt von meiner Lautstärke…“ ?
😉
@André:
ROFL, ich logge mich zu häufig auf unterschiedlichsten Servern ein. Da kollabieren die Synapsen 🙂
@reizzentrum:
Ich sehe sowas ja im Normalfall nicht so eng, da man sich ja schnell einmal vertippt und selten Zeit für ein Probelesen bleibt.
Den Verschreiber fand ich in Zusammenhang mit dem beruflichen Hintergrund aber besonders gut gelungen. 😀
@André:
Da bekommt der Begriff „Freudscher“ eine ganz neue Bedeutung ….