Laut Tagesschau will unser hochwohlgeborener Selbstverteidigungsminister den Wehrdienst auf 6 Monate verkürzen.
In dem Interview nannte Guttenberg als Ziel, „einen attraktiven Wehrdienst zu gestalten“, so dass junge Männer diese sechs Monate als einen Gewinn im Leben sehen könnten.
Er prahlt ja so gern, dass er selbst Unteroffizier der Reserve wäre und weiss wie das Militär tickt. Spätestens mit dieser Schnappsidee zeigt er aber seine Ahnungslosigkeit. 6 Monate Grundwehrdienst? Wie soll das funktionieren?
In einer immer techniklastigeren Truppe sind selbst die 3 Monate Grundwehrdienst eher als kurz zu bezeichnen. Da wird man nichts abknappsen können. Nach der Grundwehrdienstzeit würde der Grundwehrdienstleistende keine 3 Monate mehr in der eigentlichen Einheit sein können.
Wie lange würde der Soldat seine Befähigung als Soldat REAL einsetzen können? Von den drei Monaten (rechnen wir 22 Arbeitstage pro Monat) – somit 66 Tage- gehen ab:
- ca. 15 Tage Urlaubsanspruch – verbleiben 51 Tage
- 2 Tage als Reisetage – verbleiben 49 Tage
- 2 Tage als Sonderurlaub – verbleiben 47 Tage
- 2 Tage (pauschaliert) Krank – verbleiben 45 Tage
- 10% der aktiven (51 Tage) Zeit darf man gern als Sport abziehen – verbleiben 40 Tage
- 7 Tage Zurechtfinden in der neuen Einheit – verbleiben 32 Tage
- MINDESTENS 4 Wochen (20 Tage) Einarbeitung im Job – verbleiben 12 Tage
Da eine Einarbeitungszeit (je nach Anforderung der Tätigkeit) von 2-3 Monaten bis zu 6 Monaten deutlich realistischer erscheint, kann man diesen Vorstoß unseres Selbstverteidigungsministers als unüberlegt, amateurhaft oder gar als hirnrissig bezeichnen. Liebe Kollegen von den Gebirgsjägern, ich als ehemaliges Mitglied der Marine möchte euch nicht zu nahe treten, aber was habt ihr denn dem Verteidigungsminister beigebracht? Hat der nur Gemsen geschubst und Gipfelkreuze geputzt? Auch euer Job dürfte anspruchsvoller sein, als man es in 6 Wochen vermittelt bekommen kann.
Die Wehrpflicht gehört ganz abgeschafft und durch eine gescheite, gute ausgebildete Berufsarmee ersetzt. Scheiss auf die Befindlichkeiten der Pflegedienste, die ohne Zivildienstleistende (welche es nur Dank des Wehrdienstes gibt) zusammenbrechen. Denn Zivis sollten ohnehin nur ZUSATZaufgaben erledigen.
Und einen jungen Menschen für nur SECHS Monaten aus seinem Beruf rauszureissen ist ja wohl noch hirnrissiger als dies für 9 Monate zu tun.
Ach ja, als Auszubildender im Metzgerberuf darf man nach 6 Monaten übrigens kein Hackfleisch machen. Als Soldat schon:
http://www.on3-radio.de/#/_videos/495/soldatenausbildung-in-sechs-monaten-hackfleisch-machen-ist-schwieriger-als-waffe-putzen
@Ralph:
Manchmal wird mir Angst und Bange welche Informationen da draussen zusammengesammelt werden 🙂 Aber nice Beitrag!
Das ist doch wieder reine Ablenkungsstrategie. Wirf der Presse irgendwas hin und (hoffentlich) redet dann keiner mehr von bombardierten Zivilisten…
Gibt es denn überhaupt keinen Minister mehr, der klar denken kann?! *chronisches kopfschütteln*
@Olli:
Nein, wir haben EXAKT die Minister, die sich der Wähler durch sein Abstimmverhalten verdient hat.
In Europa sind anscheinend nur die Italiener schwerer bestraft als wir.
@RZ oben drüber: Vergiss die Briten nicht … und die Griechen … Man kann ja noch nich mal mehr auswandern, weil … wohin denn?
Davon mal abgesehen: die Pflegedienste brauchen echt nicht jammern. Ich bin zu meiner Zivi Zeit mit summa summarum 800-1000 Euro/Monat netto rausgekommen (Wohnung wurde bezahlt, Essensgeld, Fahrtkosten etc.). Für das Geld kann man auch ungelerne Arbeitslose einstellen.
@Hathol:
Nach Irland könnte man auswandern oder Skandinavien. Da geht noch was…
Lass dein Einkommen keines Wehrpflichtigen hören, der weint sich sonst den Rest seiner Dienstzeit in den Schlaf…
Jetz wo dus sagst…Island sieht auch langsam vielversprechend aus…
Und die Wehrpflichtigen hätten ja verweigern können ;p … war das erste was wir als Zivis gelernt haben: Dinge die man sich wärend der Zeit bezahlen lassen kann 🙂 (fand und finde ich auch noch immer in Ordnung … wenn die einen schon fast ein Jahr sinnfrei von Arbeit/Studium abhalten, solln sie auch was für tun)
Um kurz die Begrifflichkeit anzusprechen. Die ersten drei Monate im Grundwehrdienst heißt Allgemeine Grundausbildung, kurz AGA. Außerdem ist nicht geklärt, ob der Erholungsurlaub überhaupt in den 6 Monaten gewährt wird. Es gibt nämlich die Idee 6 Monate reiner GWD + halt die Urlaubstage drauf, d.h. wir hätten dann in etwa eig. einen GWD von 6 1/2 Monaten. 3 Monate AGA sollen bleiben, dann 2 Monate SGA/DPA (Dienstpostenausbildung) und 1 Monat Berufsvorbereitung/BFD-Maßnahmen. Bin aber auch der Meinung, dass eine Aussetzung des GWD und eine Berufsarmee/Freiwilligenarmee die insg. beste Lösung ist!
@Christian:
Grundausbildung ist aber nicht gleich Grundausbildung. So manche Verwendungsreihe hat nur 6 Wochen militärische GA und 6 Wochen fachliche. Ist alles nicht mehr so einfach – war es auch vor 25 Jahren nicht 🙂
Selbst in 6 Monaten in der Einheit kriegt man kaum etwas gebacken. Grundwehrdienstleistende wären dann aus jeglichen „anspruchsvolleren“ Einheiten draussen. Selbst Kraftfahrer wird schon eng.