Was wir Deutschen aus der derzeitigen Lage in Ägypten lernen sollten

Heise betitelt „Ägypten ist offline“ und genau das scheint derzeit der Fall zu sein.

Nachdem gestern bereits SMS- und Blackberry geblockt wurde und auch Facebook und Twitter wahrscheinlich mittels Firewalls gesperrt wurde, ist nun der gesamte Internettraffic ins Ausland „abgeschaltet:

In einer offensichtlich konzertierten Aktion ist etwa eine halbe Stunde vor Mitternacht (MEZ) fast der gesamte ägyptische Teil des Internets offline gegangen. Binnen Minuten wurden rund 3.500 individuelle BGP-Routen (Border Gateway Protocol) aller großen ägyptischen ISP zurückgezogen und damit praktisch gelöscht, wie Renesys informiert. Damit ist kaum noch ein Autonomes System (AS) in Ägypten von außen erreichbar. Es handelt sich praktisch um die erste vorsätzliche, nahezu komplette und plötzliche Abschottung eines gesamten Landes vom Internet, dessen Bürger sich bislang relativ weitgehend im Internet bewegen konnten.

Was können und müssen wir Deutschen davon lernen?

  • Dial-UP ist wichtig. Selig ist derjenige, der neben den grossen Onlinezugängen noch eine kleine, unabhängige Möglichkeit hat (auch national) online zu gehen
  • Mailboxen und lokal vernetzte Rechnersysteme sind wichtig.

Wenn Staaten sich auf jedwede Situation vorbereiten – warum tut das Volk nicht ein selbiges?

Wer hat denn heute (ausser mir hehehe) noch die technische Möglichkeit sich per Dial-UP ins Internet zu wählen? Die Zentralität der Infrastruktur fängt doch bei den eher überschaubaren Mobiltelefon- und DSL-Anbietern an. Der Staat kann mittels weniger Eingriffe grösste Teile des Netzes blockieren.

Dies muss nicht sein – es gibt noch Menschen, die wissen was UUCP (unix-to-Unix-Copy-Protocol), SLIP und PPP bedeutet. Sollte wir (typischerweise älteren) prophylaktisch eine zweite Infrastruktur bereit halten? Man muss es ja nicht aktiv betreiben – es wäre aber schon schön zu wissen wie man sich informieren kann, wenn das normale Internet blockiert wird.

17 Gedanken zu „Was wir Deutschen aus der derzeitigen Lage in Ägypten lernen sollten

  1. 56k V.92bis Modem liegt noch rum und funktioniert – check
    Telefonleitung ist Analog und hat Speisespannung – check
    Liste von anmeldungsfreien europäischen und asiatischen DialUp ISPs – check
    USV – check
    Dieselaggregat – check
    Diesel (20l) – check

    viva la revolution

  2. Hier steht schon länger ein PIII/733 mit verbauter, aber noch nicht am NTBA angeschlossener ISDN-Karte rum. Zwei Analog-Modems warten auf Anschluß. Mit der dinoex-Software müßte ich noch umgehen können, hab ja schon zwei Boxen damit betrieben … komm bloß nicht dazu, den Kram mal fertigzumachen. 🙁

    Funk mit Packet Radio ist natürlich auch eine gute Möglichkeit, denn klassische Mailboxen sind ohne Telefonnetz auch aufgeschmissen. Ich hab allerdings keine Lizenz, und es ist nicht abzusehen, daß ich die mal eben so machen kann.

    Also, der Wille ist da, allein es fehlt die Zeit.

    Ein TOR-Relay werd ich allerdings wohl heute noch auf meinen Server bauen. Oder es zumindest versuchen. Und OpenVPN reaktivieren.

    Gruß, Frosch

  3. Sorry, aber was du schreibst, ist unrealistisch. Du erwartest hier von normalen Usern Kenntnisse, die man nicht verlangen kann. Für die meisten Menschen sind die von dir genannten Alternativlösungen nicht praktikabel, weil sie Wissen voraussetzen, daß sich die meisten – allein schon aus Zeitgründen – nicht aneignen können und auch nicht wollen.

    Man sollte also nach Lösungen suchen, die vor allem auch Menschen nützen, die technisch nicht ganz so versiert sind. Sonst gehen alle Lösungen am Sinn der Sache vorbei: Daß Menschen online bleiben. Denn dann bleiben nur die Nerds online. Das mag schon helfen, hat aber auch Nachteile, weil dann wenige wieder die Macht haben und viele nicht.

    • @Alex:

      Ich gebe dir Recht: Sowas geht nicht von heut auf morgen. Aber die „Nicht-Nerds“ müssen sich halt auch aktiv beteiligen. Sonst wird das nichts. Und ein CB-Funkgerät sollte jedem möglich sein. Kostet ja auch kaum noch etwas. Ich erwarte von „normalen Menschen“ höchstens eines: Den Popo hoch zu bekommen und sich zu bemühen. Du informierst dich und setzt dich kritisch mit dem Thema auseinander – ist doch der erste und schwerste Schritt bereits getan 🙂

      Wobei natürlich CB den Nachteil hat einen sehr begrenzten Frequensbereich zu nutzen, der sich recht leicht stören lässt. Normale Kurzwelle hätte deutliche Vorteile.

      Wenn es

  4. Wie ja schon oben geschrieben wurde: Es ist nicht realistisch, von einem Funktionieren der Telefoninfrastruktur auszugehen, wenn das Internet amtlicherseits sabotiert wurde.
    Amateurfunk wäre eine Möglichkeit, Satellitentelefonie (Satelliten nicht unter Kontrolle der eigenen Regierung) eine andere. Alles kann man irgendwie stören, aber der Aufwand für eine flächendenkende Störsenderinfrastruktur ist ungleich größer.
    Am Sinnvollsten wäre aber vermutlich das Einlagern von großen Mengen hektographiefähigen Papiers samt der zugehörigen Matrizen, dem sonstigen Verbrauchmaterial und eines Hekotgraphiegeräts. Und einer mechanischen (!) Schreibmaschine. Damit kann man einfach, schnell und unauffällig Flugblätter herstellen, notfalls auch ohne Strom.

  5. Mobilität: Allrad LKW (am besten ein ausgedienter von der Bundeswehr – super gepflegt) mit 2. Tank (Reichweite) und Handpumpe (kennt man von alten Öltanks) im Handschuhfach (falls man Diesel oder Heizöl braucht).
    Drucken: Auf jeden Fall OHNE Strom! Handkurbel und modifizierte Welle ( denn praktischer Weise ist an der Karre ein Nebengetriebe 🙂

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