Es gilt immer noch: Mein Körper gehört mir, Herr Söder

Auf dem ersten Blick könnte man es ja für eine vernünftige Idee halten:

Die CSU will die Organspendebereitschaft in Deutschland erhöhen und dazu die Gesetze verschärfen. Gesundheitsminister Markus Söder plant eine Bundesratsinitiative mit dem Ziel, dass künftig jeder Bürger als Organspender gilt, solange er nicht zu Lebzeiten selbst oder Angehörige einer Organentnahme widersprochen haben.

schreibt die Süddeutsche. Und ich sage: Ich glaube es hackt! Sicherlich sollte Organspende eine Selbstverständlichkeit sein – quasi eine Bürgerpflicht eines jeden Einzelnen. Dass sich aber Politiker erdreisten vorzuschreiben, dass der menschliche Körper erstmal der Allgemeinheit gehört – solange bis das Gegenteil erklärt ist, zeigt einmal mehr das widerliche Weltbild dieser „christlichen“ Verbrecher am Allgemeingut.

Was kommt als nächstes? Wer kein Testament gemacht hat, vererbt sein Eigentum pauschal an den Finanzminister?

Ich bin ein Verfechter der Organspende, trage den Oraganspenderausweis so im Portemonnaie, dass er im Unglücksfall sofort gefunden wird. Die Umkehr der Selbstverständlichkeit ist allerdings ein Unding, dass in meinen Augen sogar gegen die Menschenrechte (körperliche Unversehrtheit) verstösst. Denn dieses Recht sollte über den Tod hinaus Gültigkeit haben.

Ich muss nicht an den Erler-Film Fleisch erinnern, oder? Der Staat soll sich gefälligst weitestmöglich aus den Belangen der Bürger heraushalten. Dies gilt vor allem für sogenannte liberale Politiker und diese Despoten aus Bayern.

„Wir brauchen Nieren, lasst und mal ein paar Demonstranten weglaschen – und zielt hoch“.

8 Gedanken zu „Es gilt immer noch: Mein Körper gehört mir, Herr Söder

  1. Spannende Frage. Ich überlege gerade, wie ich das finden soll. Bei mir isses nämlich so, daß ich schlichtweg zu faul bin. Und das schon seit Jahren. Und immer denke „sollen sie doch verwerten, falls noch was zu brauchen ist, wenns jemandem hilft“, das Thema „Ausweis“ machen aber unter der Rubrik „im nächsten Urlaub, wenn mal Zeit ist, die Sonne scheint, alles andere erledigt ist und im Fernsehen nix läuft“ einsortiert ist. Prokrastinationsthema halt.

    Nun wirst du sagen „raff dich halt auf, Faulpelz“. Gut und schön. Aber selbst wenn ICH das jetzt täte, es gibt ja vielleicht viele, die ähnlich ticken. Und verdammt viel zu wenige, bei denen sich die o.g. Bedingungen irgendwann mal „rechtzeitig“ noch einstellen. Ergo viel zu wenig Spender, obwohl vlt. Bereitschaft da wäre.

    Das wäre das Pro.

    Das Kontra verstehe ich aber schon auch. Religiöse Gefühle oder sonstige ethische Bedenken. Und ich bin bei fast allem auch absoluter Opt-out-Feind.

    Wäre vlt. ein Fall für direkte Demokratie, sprich: Volksentscheid. Wer das Urteil anderen überläßt, muß dann halt ggf. aktiv werden. Dann ist es auch nicht zwangsläufig ein Opt-Out, sondern eher ein „bezieh gefälligst Stellung, so oder so“. Ja, diese Idee fände ich als Lösungsansatz glaube ich angemessen. Zumindest bei diesem Thema, weil es eigentlich[tm] echt wichtig ist.

  2. Man sollte es einfach weit einfacher machen, Organspender zu sein. Ja, auch wenn du und ich sagen, dass das so auf jeden Fall einfach genug ist.
    Vielleicht die Option, auf dem Ausweis die Spendebereitsschaft anzugeben?
    Bei der nächsten Verlängerung kommst drauf.

    • @Thomas Maier: Das würde allerdings zumindest für Spendenwillige zur impliziten Ausweismitführungspflicht (die wir nicht haben, was ich auch ganz gut finde) oder aber die Frage aufwerfen „was, wenn einer seinen PA nicht dabei hat“ => zurück auf los (oben). 😉

  3. Einfach mal nach „Organspende Österreich“ googlen, dann sieht man worauf das hinausläuft. Nicht nur dass man seinen Ausweis dabei haben sollte, auch wird (mal wieder) ein zentrales Register aufgebaut welches sowohl den Widerspruch, als auch die Abfragen dokumentiert.

  4. Finde ich vollkommen richtig die Entscheidung!
    Hat mich damals bei den Aufklärungs-Stunden in der Schule schon angekotzt, dass da gesagt wurde „wenn man nicht zustimmt, dürfen die Organe nicht entnommen werden“. Hallo? Wenn du TOT bist, was ist daran verkehrt? Ob jetzt die Orange irgendwelchen Pilzen und Kleintieren zugute kommen, niemandem (Feuerbestattung) oder irgendeinem anderen Menschen?? Wurde dann mit irgendwelchen behinderten Gründen aus „unserer Vergangenheit“ blabla begründet.
    Go for it, CSU! (Hätte nie dacht, dass ich mal eine Entscheidung derer loben würde)

  5. Für mich ist das ein unding… das ist ein Milliardenmarkt mit Medizintechnik und Medikamenten. Jeder kann sich denken wie das abläuft und wo das hinführt… Stimmen zu einem „regulierten Markt“ werden auch immer lauter und im zuge des Zeitgeistes von Marktwirtschaft und Privatisierung im Medizinbereich wird es voraussichtlich auch schneller darauf hinauslaufen als man gucken kann.
    Ich halte auch die ethische Seite für meist sehr minimalistisch, insofern bin ich absolut gegen so einen Scheiss. Schon heute ist das im Kleinen ein perverser Markt mit dem ich absolut nix zu tun haben möchte, am allerwenigsten mit negativer Option wie in einem verdammten Gewinnspiel-Abo…

    http://cibis.de/2007/03/17/pm-das-geschaeft-mit-ihrem-koerper-hat-begonnen/

  6. Wenn sich einige Dinge nicht massiv ändern, bleibt so eine Forderung schlicht Augenwischerei.

    http://www.transdiaev.de/index.php?option=com_content&view=article&id=157%3Azu-teuer-zu-aufwendig-der-taegliche-organspende-skandal&Itemid=99

    Solange Kostengründe der Entnahme entgegen stehen, kann jeder so einen „Alles-muss-raus“ Ausweis dabei haben. Bringt eh nix. Letztlich lässt sich jedes Problem in Deutschland auf Geld und Kosten reduzieren.

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