Alice Schwarzer siegt durch argumentatives Ko über Familienministerin

Ich gebe zu: Ich bin kein ausgesprochener Freund von Alice Schwarzer. Vielleicht liegt das auch daran, dass für mich viele Dinge normal sind, die Alice Schwarzer sich mit Blut Schweiss und Tränen erkämpfen musste.

Aber ihr „Offener Brief an Kristina Schröder“ bekommt von mir absoluten Applaus.

Als erstes nehmen Sie sich den „frühen Feminismus“ vor. Da haben Sie als Jahrgang 1977 zwar die Gnade der späten Geburt, aber nicht das Recht, Stammtisch-Parolen zu reproduzieren. Stammtisch-Parolen aus den 1970er Jahren wohlgemerkt. Denn die Stammtische 2010 sind längst weiter, viel weiter als Sie.

Zum Beispiel das Klischee, die Überzahl weiblicher Erzieher und Lehrer sei schuld an der Misere der „armen Jungen“. Denen wollen Sie sich jetzt mit Ihrem Ministerium vorrangig widmen. Sie gehen dabei so weit, feministischen Pädagoginnen zu unterstellen, sie würden „Jungs bewusst vernachlässigen“, was „unmoralisch“ sei. Es ist diese Unterstellung, Frau Schröder, bei diesen Frauen, die einen sehr harten, sehr engagierten Job machen, die unmoralisch ist!

Ja, es stimmt, dass wir es mit einer rasanten „Feminisierung“ der pädagogischen Berufe zu tun haben. Aber warum? Weil die Männer einfach nicht mehr Kindergärtner oder Lehrer sein wollen! Zu schlecht bezahlt und gesellschaftlich nicht anerkannt. Das ist das Problem.

Es ließe sich noch vieles sagen, Frau Schröder. Aber, darf ich offen sein? Ich halte Sie für einen hoffnungslosen Fall. Schlicht ungeeignet. Zumindest für diesen Posten. Vielleicht sollten Sie Presse-Sprecherin der neuen, alten so medienwirksam agierenden, rechtskonservativen Männerbünde und ihrer Sympathisanten werden.

BOoooooooooooooooom. Aufschlag Schröder auf den Ringboden. Argumentatives Ko

Danke Alice. Sehr stimmige Argumentation, die Du da ablieferst. Und schön zu erfahren, dass es Frauen (auch Ministerinnen) gibt, die eine weit grössere Gefahr für die Gleichberechtigung sind als so manche Männer.

8 Gedanken zu „Alice Schwarzer siegt durch argumentatives Ko über Familienministerin

  1. Aus dem Uni-Alltag kann ich sagen: Der Männeranteil ist gerade in Fächern wie Deutsch äußerst gering. Die These, dass Jungs bei weiblichen Kindergärtnern und Lehrern schlechter dastehen, als mit Männern, wurde allerdings auch längst durch Studien widerlegt.
    In der CDU hält man aber offenbar ohnehin nicht viel von Sachlichkeit.

  2. Was für eine Argumentation? Das ist eine Aneinanderreihung von Behauptungen und Beleidigungen. Das ist doch keine „argumentative Antwort“, sondern sie unterbietet das Niveau meiner Familienministerin noch mal massiv. (nicht dass ich ihr jemals zugestimmt hätte)

    Der einzige wahre Punkt ist, dass Pädagogen unterbezahlt sind. Allerdings kann ich nicht nachvollziehen, warum Kindergärtner/Lehrer nicht gesellschaftlich anerkannt sein sollen? In der Arbeitswelt reissen sich alle Kindergärten um die männlichen Bewerber, weil es quasi keine gibt.

    Unser Bildungssystem produziert derzeit wesentlich mehr gebildete Mädchen als Jungen. Woher kommt denn das bitte? Frau Köhler hat eine These dazu geäussert. Ob man dem zustimmen möchte oder nicht, ist ja mal eine Sache. Sie mit dem Wort „unmoralisch“ vom Tisch zu wischen ist aber auch keine Lösung des Problems. Die eine Seite sagt, so isses und die andere Seite sagt, so isses auf keinen Fall … Argumente kann ich da nicht erkennen, sorry.

  3. Na, das sind ja mal geile „Argumente“… wenn ich sowas lese ist meine Abneigung gegen die Alte wieder 1000prozentig bestätigt:

    „Nein, es stimmt nicht, dass die Überrepräsentanz weiblicher Pädagogen schuld ist an den Problemen der Jungen. Dafür gibt es, wie Sie als Ministerin wissen sollten, null wissenschaftliche Beweise (siehe dazu auch http://www.emma.de/hefte/ausgaben-2010/herbst-2010/arme-jungs/). „Schuld“ ist eher ein verunsichertes Verständnis von „Männlichkeit“, eine Männerrolle, bei der es als uncool gilt, zu lernen, und als cool, zu pöbeln – und Pornos zu konsumieren. “

    Soso… und die Ergebnisse der Studien die gerade rumgehen sind alle ersponnen? Wenn Frauen abrutschen ist es bedauernswert und dem muß abgeholfen werden, wenn dies bei Männern geschieht sind die selbst schuld und sollen einfach weniger Pornos konsumieren??
    Nee, wenn zwei Fundamentalisten sich streiten kommt meist nur Mist dabei raus.

    Die Studien die medial auch immer sehr sensationsheischend als „Jungen werden benachteiligt“ verkauft werden kommen komischerweise auch wenn man mal genau hinguckt zu eher gemässigten Ergebnissen wie diesen:

    „Es wird empfohlen, das Berufswahlverhalten für pädagogische Berufe so zu be- einflussen, dass quantitativ ein ausgeglichenes Verhältnis der Repräsentanz beider Geschlechter bei der Wahrnehmung pädagogischer Berufsrollen besteht.“

    „Eine starke Benachteiligung der Jungen zeigt sich in der Erreichung einer Gymnasial- empfehlung: Sie müssen in der Grundschule einen höheren Leistungsstand als Mädchen auf- weisen. Für die bessere Bewertung der Mädchen wird das angepasstere, schulkonformere Verhalten der Mädchen verantwortlich gemacht: Sie gelten als „schulschlauer“.“
    http://www.aktionsrat-bildung.de/fileadmin/Dokumente/Geschlechterdifferenzen_im_Bildungssystem__Jahresgutachten_2009.pdf

    Wie Frau Schwarzer dem und nicht dem Geschwafel ihres direkten Spiegelbilds Kristina Schröder antwortet würde mich interessieren. Daß da ein riesen Problem auf uns zurollt ist doch wohl nicht zu übersehen oder will Frau Schwarzer dies mit „No Porn“ Kampagnen lösen? Vielleicht sollte sie dann eher in die USA auswandern und uns mit ihrem Scheiss verschonen.

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