Manchmal vermisse ich etwas mehr kritische Betrachtungen

Ich bin gerade über einen Blogpost Leander Wattig gestolpert, der sehr positiv über die Möglichkeiten von Facebook (am Beispiel Verwandschaftsverhältnis)  schreibt:

Für unsere Nachfahren könnte also der missliche Umstand vermieden werden, dass man nicht mal mehr genau weiß, wer die eigenen Ururgroßeltern waren. Doch nicht nur, dass man dadurch künftig all seine Verwandten kennen würde. Man kennte auch mehr über sie, als nur deren Namen und Lebensdaten, nämlich deren Hobbies, Lieblingsfilme und all das, was man heute so nebenbei von sich in den Netzwerken preis gibt.

Ich finde diese Ansicht etwas …. naja, sagen wir mal: Vereinfacht. Mit derselben Betrachtungsweise könnte man es als Vorteilhaft empfinden, wenn wir alle etwaige Krankheiten oder gar psychotische Erkrankungen öffentlich bei Facebook hinterlegen. Unsere Nachfahren wären dann sensibilisiert, was zum Beispiel Diabetes und andere Erkrankungen angeht.

Was aber bei solch einer Betrachtung ausgeblendet wird ist die hervorragende Möglichkeit der Rasterfahndung. All diese kleinen Gimmicks,  welche die Stasi so gern zur Verfügung gehabt hätte. Die Kinder von Katholiken sind meist auch katholisch. Und wenn das nächste mal die Inquisition losrennt, werden soziale Netzwerke wie Facebook eine sprudelnde Quelle der Angreifbarkeiten sein.

Also offenbare von dir so viel wie unbedingt nötig, aber so wenig wie möglich. Und – nur um die spanische Inquisition zu ärgern – hau auch ab und an mal ein paar unverfängliche Fallstricke rein.

http://www.youtube.com/watch?v=gldlyTjXk9A

Es fängt zum Beispiel damit an, dass man – wenn man denn UNBEDINGT eine Postanschrift angeben muss – seinen Nachnamen etwas verfälscht. Und zwar nur soweit, dass der Briefträger/Paketzusteller dich noch als Empfänger identifizieren kann. Wenn Du z.B. Michael Meyer heißt, dann gib im Web bewusst Michel Meyer an. Das nächste mal dann Micheal Meyer. So kann man wunderbar nachvollziehen wer deine Daten weiter gegeben hat, solltest Du auf einmal Werbung bekommen von Firmen, mit denen Du noch nie zuvor etwas zu tun hattest.

Sei kreativ deine Daten gehören Dir – NUR Dir!

4 Gedanken zu „Manchmal vermisse ich etwas mehr kritische Betrachtungen

  1. Ich stimme ihnen öfter zu, aber den Post finde ich dann doch etwas Paranoid. Ich hoffe mal, dass es nicht soweit kommen wird, dass der Staat Facebook Daten zur Rasterfahndung benutzt.
    Ist jedem seine Sache ob sich bei Facebook anmeldet und Daten preisgiebt oder nicht. Ihrer Argumentation folgend sollten sie diesen Blog einstellen. Sollte der Staat nähmlich mal anfangen alle Blogger mit unliebsamer Meinung einzusammeln, dann sind Sie bestimmt auch auf der Liste vertreten.

  2. @Michael:

    Zuerst einmal stelle ich gerade fest, dass es erschreckend ist hier von den Kommentatoren/Lesern immer häufiger gesiezt zu werden. Klinge ich so alt(klug)?

    Dass ich Gefahr laufe – sollte unser System weitere Massnahmen ergreifen sich selbst zu schützen – als Systemgegner eingestuft zu werden, macht mir keine Angst. Vielmehr zeigt es mir dass ich auf dem richtigen Weg bin.

    Dass Du (sorry, ich Duze hier alles und Jede(n) :)) HOFFST, dass der Staat Facebookdaten nicht zur Fahndung nutzt, impliziert aber dass Du eine gewisse Möglichkeit siehst, dass unser Staat es tun könnte. Wieso bin ich dann paranoid? 🙂

  3. Mhh, ok. Dann lass mich Paranoid in übervorsichtig ändern.
    Wenn ich über die Straße gehe, dann könnte mich jemand absichtlich überfahren.
    Wenn ich ins Einkaufszentrum gehe, dann könnte mich einer einfach abknallen.
    Wenn ich meine Daten in Facebook mit Freunden teile, dann könnte Sie irgend jemanden stehlen.

    Es kommt natürlich drauf an ob Facebook einem wichtig oder vernünftig erscheint. Ich stimme Leander Wattig in seiner positiven Einschätzung von FB zu (hab jetzt nur das gelesen was du zitiert hast).
    Ich sehe natürlich die Gefahr des Missbrauchs meiner Daten, aber diese Gefahr nehme ich wie bei so vielem in kauf. Für mich überwiegt der Nutzen im Moment die Gefahr.
    Und was das Ausnutzen der Daten vom Staat her angeht, so sehe ich das selbst als Pirat noch in weiter Ferne (wenn überhaupt). Nenn mich einen Optimisten wenn du willst :).

  4. @Michael:

    OK, Du darfst den Begriff ändern 🙂

    Natürlich setze ich mich jeden Tag Situationen mit einem gewissen Gefahrenpotential aus. Wusstest Du dass das Leben an sich tödlich ist? IMMER! 🙂

    Mir geht es vor allem darum ein Bewusstsein zu schaffen im Umgang mit potentiellen Gefahren. Viel zu viele Menschen finden gewisse Features toll und bunt.

    Und dass Möglichkeiten auch Befindlichkeiten wecken haben wir zuletzt ja sehr deutlich bei der Diskussion um die Internetsperren gesehen, wo – nach einer Anstandswoche – diverse Befindlichkeitsträger aus Politik und Wirtschaft aus den Löchern gekrochen kamen und erklärten:“Wenn wir das schon mal haben kann man auch dies und das bitte umsetzen“. Diese (und andere..) Erfahrung macht mich sehr-sehr misstrauisch, was den Staat und die Wirtschaft angeht.

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