Erziehen wir unsere Kinder zu Weicheiern?

Schon die kontroverse Diskussion um die Kritik der Zustände auf der Gorch Fock liess erkennen, dass einige Menschen die jungen Leute von Heute für unbelastbar halten.

Die Frage ist: Wer hat Schuld? Und ich sage: Es sind die verdammten Eltern. Manche Eltern schieben ihren Gören wirklich ALLES mit dem goldenen Löffel in die jeweils zuständige Körperöffnung.

„Das Kind soll es einmal besser haben“

Aber verhätschelte, unsportliche und unselbstständige Menschen haben es nicht besser in dieser Welt. Meine Töchter wissen, dass ich einige Dinge nicht erlaube und für andere Dinge einfach nicht zur Verfügung stehe. Auch diskutiere ich Entscheidungen ungern (bin aber – hoffe ich – lernfähig). Es ist für die „Mädchen“ manchmal uncool oder doof, aber sie verstehen es und kommen gut damit klar.

In unmittelbarer Nähe meines Wohnung ist ein katholisches Gymnasium. Dort treiben sich morgens mehr PKW rum, als auf einem Strassenstrich beim „Tag der offenen Tür“. Es ist unfassbar wie viele Eltern ihre Kinder morgens mit dem (meist grossen) Auto zur Schule fahren. Ich wiederhole nochmal: Es ist ein Gymnasium, man darf davon ausgehen, dass die Schüler durchweg älter als 10 Jahre sind.

Als ich zehn war fuhr ich jeden Morgen 43 Minuten (reine Fahrzeit)  mit dem Bus zur Schule (heute fährt da ein Bus direkt und braucht nur noch 22 Minuten…. *grummel*). Sicher begleitete meine Mutter mich die ersten Male noch, aber schon bald fuhr ich allein. Ich erinnere mich nicht, dass damals überhaupt jemand aus unserer Schule mit dem Auto vorbei gebracht wurde. Sicher, ab und an gab es seltene Ausnahmen. Von der Generation MEINER Eltern will ich gar nicht anfangen, die stapften 10 Km durch Schnee durchs Nachkriegsdeutschland. WENN sie überhaupt zur Schule konnten.

Meine jüngere Tochter stellte vor 2 Jahren fest, dass sie mit dem Fahrrad sogar typischerweise schneller ist, als wenn sie mit dem Bus fährt. Sie fährt bei gutem Wetter mit dem Rad – etwas über 2 Km. Aber doch auf alle Fälle gesünder (für Sie und die Umwelt!)  als mit dem Bus oder gar von Mama gefahren zu werden.

Wir tun keinem etwas Gutes, wenn wir unsere Kinder in Watte packen. Wer früh nicht nur in der Schule, sondern im Leben gelernt hat, der hat es später besser als wir.

8 Gedanken zu „Erziehen wir unsere Kinder zu Weicheiern?

  1. Ich kann dem einfach nur zustimmen. Ich finde es immer wieder interessant, wieviele Eltern ihren Nachwuchs in diesen SUVs rumkurven. Diese Autos, die die perfekten Kinderkiller sind selbst wenn man nur Schrittgeschwindigkeit drauf hat.

  2. Du bist absolut nicht zu negativ, genau so ist es. Ich wohne gegenüber einer Schule (okay, es ist eine Grundschule) und kenne das Phänomen „Mama fährt Kinder zur Schule und ignoriert alle zum Schutz der Kinder aufgestellten Halteverbote, damit ihre auch ja nicht zu weit laufen müssen“ zur Genüge.

    Es geht mir aber weniger um „belastbar“ als um „zu eigenständigem Handeln fähig“. Wie sollen Kinder lernen, wie man ein öffentliches Nahverkehrssystem benutzt, wenn sie immer von den Eltern kutschiert werden? Auf diese Weise erwerben sie doch nicht mal einen rudimentären Orientierungssinn! Die finden wahrscheinlich nicht mal von der Schule nach Hause, wenn sie keiner abholt. Dito für den Fußballverein, die Klavierstunde, was weiß ich. Wie sollen Kinder kleine Abenteuer erleben und daran wachsen, wenn sie nie ohne Aufsicht sind?

    Haben Kinder (nicht die ganz kleinen natürlich) heute eigentlich noch Fahrräder, mit denen sie alleine herumfahren, ihre Schulfreunde besuchen, sich eigenständig bewegen, die Welt um sich herum buchstäblich „erfahren“ können? Lernen Kinder heute noch das Fahrradfahren?

    Ich kann natürlich gut lästern — ich habe keine Kinder und weiß deswegen nicht, wie wir als Eltern handeln würden.

    • @buntklicker.de:

      Die Parksituation habe ich ja noch nicht einmal angesprochen – DAS ist ja nochmal ein Thema für sich. Aber ich gebe zu, dass ich durch ein heutiges Erlebnis angetriggert wurde, diesen Artikel zu schreiben: MercedesfahrER, die zu blöd sind (oder sich zu fein..) ca. 30m Rückwärts zu fahren, wenn ihnen 4 (Tendenz zunehmend) PKW entgegen kommen.

      Ich gestehe: In den Kindergarten wurden meine Töchter stets gefahren – das war jenseits von „zu Fuß gehen“ und auch im Bus (inkl. Umsteigen) lasse ich ein 3-6 Jahre altes Mädchen nicht tzwingend fahren, wenn es sich mit dem Weg zur Arbeit vereinbaren lässt.

      Aber schon zur Grundschule gingen meine Töchter schon sehr früh ganz allein. Inkl. einer Übergangszeit, in der ihr Verhalten beim Überqueren der Strasse aus Entfernung (geheimdienstliche Überwachung durch die Eltern) kontrolliert wurde.

      Ja, meine Töchter haben Fahrräder und nutzen die auch. (wobei die Grosse auch einen „Lappen“ hat 🙂 )

  3. Mhhhm… ich sehe da zwiegespalten – es kommt immer auf die Entfernung an.
    Bei mir war es damals so, dass ich in die Grundschule (ca. 1,5km von daheim weg) gelaufen bin oder das Fahrrad genommen habe. Wenn’s zu extrem geschifft hat oder es spiegelglatt war, dann haben mich auch mal ausnahmsweise meine Eltern gefahren, war aber eher die Ausnahme.

    Ins Gymnasium bin ich dann üblicherweise mit meinem Vater gefahren – dessen Kanzlei war damals 2 Straßen weiter, da hat sich das einfach angeboten. Ab und an bin ich auch mit den Öffentlichen gefahren (Nachmittagsunterricht war da beliebt) und bin davon auch nicht gestorben. War halt immer etwas nervig, da die Fahrt mit dem Auto ne halbe Stunde gedauert hat, mit den Öffentlichen aber 1,5 Stunden minimum – aber egal, war ja nur als Schüler.

    Im Dorf bin ich dann Fahrrad gefahren oder gelaufen oder auch mal ins Nachbardorf oder in die 15km entfernte Stadt ins Schwimmbad gefahren (mit dem Rad).

    Und was hat’s mir gebracht?! Ich kann mich orientieren, weiss, dass es langsame und teure ÖNVM gibt und unsportlich bin ich trotzdem noch 😉

    Hätte ich Kinder, würde ich sie aber nicht jeden Tag 20+ km einfach in die Schule fahren lassen – dafür gibt’s dann schon die Öffentlichen oder mich, sofern es sich mit dem Arbeitsweg verbinden lässt.

  4. Kinder sollten nicht weiter weg von ihrer Grundschule wohnen, als sie selber laufen können. Jedenfalls wenn sie nicht irgendwo in der Pampa wohnen. Dafür gibt es ja so viele Grundschulen. Und ich rede ja nicht von ausnahmsweise, sondern von einem Massenphänomen.

  5. Mmmhh …,

    Kinder sollten nicht weiter weg von ihrer Grundschule wohnen, als sie selber laufen können

    … das wäre in der Tat wünschenswert – ist aber leider ebenso meilenweit von der Realität entfernt, wie andererseits ein Grundschulweg lang sein kann! Und das schlimmste daran ist: Er wird immer länger in Zeiten von Schulschließungen und Zentralisierungswahn …!

    • @Claus: Es mag besser geworden sein, aber als wir Ende der Neunziger hierher gezogen sind, war das ganz klar, warum die Bratzentaxen die Kinder hier abgeworfen haben: Diese Grundschule liegt im „Westen“ (also ehemalig politisch), und die ganzen Eltern mit den OHV-Kennzeichen waren sich zwar nicht zu fein, um ins Umland von Berlin zu ziehen, aber wollten natürlich nicht, daß die Kleinen im „Osten“ zur Schule gehen. Also wurden sie jeden Morgen über die Grenze nach Westberlin gekarrt und am Nachmittag wieder zurück. Seitdem sind es nicht mehr ganz so viele auffällige Karren (schwarze 911er mit OHV-Schildern gefahren von blondierten Mittvierzigerinnen, ungelogen) …

      Im Berliner Bezirk Reinickendorf gibt es 35 Grundschulen, alleine im Ortsteil Hermsdorf sind es drei. Fünf Grundschulen liegen in weniger als 1,2 km Entfernung (Luftlinie) von der Grundschule, von der ich rede, in verschiedenen Richtungen.

      Hör mir bitte auf damit, daß es doch alles ach so weit sei. Ist es nicht. Jedenfalls nicht hier.

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