Zieht die CDU sich aus der Kommunikation mit dem Wähler zurück?

Als erstes fiel mir auf, dass sich der integere CDU-Politiker Wolfgang Bosbach  sich der offenen Kommunikation mit dem Wahlpöbelvolk entzieht. Auf Abgeordnetenwatch.de bekommen Anfrager von Bosbach folgenden lapidaren Text als Antwort:

ich beziehe mich auf Ihre E-Mail vom 18.02.2010, die Sie über Abgeordentenwatch.de an mich abgesandt haben. Da ich seit vielen, vielen Jahren völlig problemlos per Brief, per Fax oder per E-Mail erreichbar bin, bitte ich die Nutzerinnen und Nutzer von Abgeordnetenwatch.de regelmäßig darum, etwaige Fragen an mich auch an mich zu adressieren, denn ein Umweg über Abgeordnetenwatch.de ist nun wirklich nicht notwendig.

Wann macht es Sinn seine Wähler zu bitten den „nichtöffentlichen“ Weg der Mail-Kommunikation zu wählen? Doch offensichtlich nur, wenn man fürchtet dass etwaige Mitleser der öffentlichen Kommunikation feststellen, dass man Blödsinn von sich gibt, oder man Gefahr läuft später für öffentlich gemachte Äusserungen kritisiert zu werden. Wer offene Kommunikation und transparente Meinung bevorzugt, sollte sich über Abgeordnetenwatch eigentlich freuen. Ist es nicht ein Kennzeichen der Politiker, dass sie wirklich JEDEN Weg versuchen ihre Meinung zu verbreiten? Aber doch bitte nicht interaktiv!

Aber nicht nur Bosbach  scheut die Öffentlichkeit, sein Parteikollege Ralf Braucksiepe scheint seine Antworten besser einem Anwalt vorzulegen, damit seine Antworten auf Abgeordnetenwatch nicht wieder Thema im Bundestag werden, wie dies nach einer dreisten Lüge der Fall gewesen ist. Braucksiepe beantwortet Anfragen an Abgeordnetenwatch nur noch durch ein lapidares

vielen Dank für Ihre Anfrage über das Portal abgeordnetenwatch. Ich bitte Sie, sich mit Ihrer Anfrage direkt an mein Abgeordnetenbüro unter ralf.brauksiepe@bundestag.de zu wenden. Sie erhalten dann von mir eine persönliche Antwort.

Was für Feiglinge sich doch da von unseren Steuergeldern einen Lenz machen. Weichen diese Abgeordneten der offenen Kommunikation aus damit nicht alle ihre Lügen ans Tageslicht kommen?  Ist denen eigentlich bewusst wer ihr Gehalt und ihre Pensionen zahlt?

Aber es wird nichts helfen. Über kurz oder lang kommen alle Verfehlungen ans Tageslicht. Auch der Wahlspendenbetrug des Herrn Rüttgers aus NRW kam ja ans Tageslicht.  Unsere Politiker versuchen sich vor uns Wählern zu verstecken – aber genau DAS ist der falsche Weg und wir müssen es sie spüren lassen.

Sich vor dem Volk verstecken ist ein Verhalten, dass Despoten auszeichnet, die wissen dass ihre Zeit abgelaufen ist.  Sind es Anfänge der Selbsterkenntnis, die wir da erleben?

6 Gedanken zu „Zieht die CDU sich aus der Kommunikation mit dem Wähler zurück?

  1. Hmm, na wenn du dir da mal keine falsche Hoffnung machst. Ich denke eher daß wir da statt Selbsterkenntnis klassisch in Verdrängungsmechanismen rutschen. Ich erinnere mal an den glorreichen Witz, daß Merkel angeblich nie den Finanzmarkt dereguliert hat obwohl es dick und breit im Koalitionsvertrag stand oder auch sehr schönes Beispiel wie die Republikaner in den USA gerade Tagelang eine weitere Debatte über die Finanzmarktreform verweigert haben. Das gleiche haben sie vorher schon mit Argumenten wie „Das ist ein Hinterhalt“ bei der Gesundheitsreform gemacht.

    Das ist für mich nur die Gegenseite der Medaille auf der Hetzer wie Westerwelle und Sarrazin fröhlich Sündenböcke prügeln und dabei schön ihre eigenen Balken im Auge übersehen können.

    Dabei fällt mir ein… wann hat sich eigentlich zuletzt ein Politiker entschuldigt oder zumindest einen Fehler offen zugegeben??

  2. @Karim:

    Ja, Colin Powell hat sich entschuldigt, dass er die UN belogen hat, da ihn die CIA massiv verarscht hat. Er bezeichnete dies als grössten Fehler seiner Laufbahn (anlässlich der Veröffentlichung seiner Memoiren).

    Und Helmut Schmidt hat sich irgendwann einmal entschuldigt, dass er während der RAF-Zeit die Presse belogen hat und damit den Boden der Grundgesetzes verlassen hatte.

    Sonst fallen mir keine Politiker ein.

  3. Wenn wir schon soweit in der Zeit zurückgehen, dann sollte man schon Herta Däubler- Gmelin und Cem Özdemir erwähnen. Beide, eigentlich, wegen relativen Nichtigkeiten zurückgetreten, wenn man den Rücktritt mit entschuldigen vergleichen kann.
    (Bei Althaus oder Jung kann man es sicher nicht).

  4. @Kopfschüttler:

    Meinst Du den Cem Özdemir, der derzeit Bundesvorsitzender der Grünen ist? Wäre der nicht 2009 in den Bundestag eingezogen, wenn er genug Stimmen gehabt hätte? Insofern war der Rücktritt ja nur temporär – sozusagen bis Gras über die Sache gewachsen war.

  5. na ja, vielleicht ist Herr Özdemir nicht unbedingt das beste Beispiel.
    Auf der anderen Seite ist er ja auch nicht über einen Listenplatz eingezogen. Hat also mehr oder weniger akzeptiert, dass der Wähler (und auch die Partei) ihn nicht ihm Bundestag haben will. Und ich finde das schon legitim sich erneut der Wahl zu stellen. Fehler (kommt natürlich auf den Einzelfall an) muss man nicht unbedingt ein Leben lang büßen.

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