SPON berichtet über die weitergehende Realitätsferne des amerikanischen Präsidenten,der sich bei einer Pressekonferenz argumentativ so weit aus dem Fenster lehnt, dass er – würde die Schwerkraft für ihn gelten – er eine Beschleunigung von 9,81m/s² erfahren hätte:
Bush verurteilte das Vorgehen der russischen Streitkräfte in der Fernsehübertragung aufs Schärfste. „Eine solche Militäroffensive im 21. Jahrhundert ist nicht hinnehmbar“, sagte er.
Tja Herr Bush. Und was ist mit dem Iraq? War das nicht auch eine – NICHT von der UN autorisierte – Invasion? Naja, ich halte ihnen zugute, dass es dort schliesslich um ihr Öl ging und geht.
Zum Thema Georgien gibt es bei SPON einen weiteren Artikel, ein sehr interessantes Interview mit dem Politikwissenschaftler Klaus Segbers. Ein Auszug:
SPIEGEL ONLINE: Hat sich Saakaschwili schlicht verkalkuliert?
Segbers: Es scheint so. Offensichtlich war er davon ausgegangen, den Tunnel zwischen Nord- und Südossetien blockieren zu können. In Friedenszeiten wird der auch für den Schmuggel genutzt – nun von den Russen für ihren Truppennachschub. Mit der Blockade des Tunnels hätte Georgien tatsächlich, wenigstens für ein paar Tage, den russischen Boden-Nachschub aufhalten können, und der ist im Moment entscheidend. Und dann wäre vielleicht eine ganz andere Großwetterlage eingetreten, die Moskau dann hätte viel vorsichtiger agieren lassen. Das ist alles danebengegangen.
Es scheint tatsächlich so zu sein, dass der georgische Präsident Saakaschwil – so wie George Double-U es immer wieder zelebriert – sich sehr weit aus dem Fenster lehnte und hoffte, dass sein kleiner, allein undurchführbarer Kleinkrieg gegen Mütterchen Russlandvom Westen unterstützt wird. Dankenswerter Weise (für den Weltfrieden!) passierte dies aber nicht.
Nachtrag: Eben finde ich in der TAZ einen Kommentar des Friedensnobelpreisträgers Gorbatschow, der die Begleitumstände wahrscheinlich sehr schön auf den Punkt bringt:
Gorbatschow warf Georgiens Präsident Michail Saakaschwili vor, „unklug“ gehandelt zu haben, als dieser am vergangenen Donnerstag seine Truppen mit einer Militäroffensive in der abtrünnigen Provinz Südossetien beauftragt habe. „Die georgischen Führer konnten dies nur mit dem Gefühl machen, von einer viel größeren Macht unterstützt und ermutigt zu werden“, schrieb der Friedensnobelpreisträger mit Blick auf die USA. Er erinnerte daran, dass die georgischen Streitkräfte „von hunderten amerikanischen Ausbildern“ trainiert worden seien. „Gepaart mit dem Versprechen eines NATO-Beitritts hat dies die georgischen Führer glauben lassen, dass sie einen schnellen Krieg in Südossetien führen könnten.“