Tankstellen dürfen in Deutschland auch ihr Sortiment 24 Stunden am Tag feilbieten. Kraftstoff sowieso und seit Jahren auch alles was man so im Shop anbieten kann. Der Grund: Um die Mobilität der Deutschen zu erhalten.
Freitag war ich bei einer Tankstelle um etwas zu erwerben, was zum absoluten Standardsortiment gehören sollte: Sicherungen für die PKW-Elektrik. Es war sehr erhellend, was diese Markentankstelle so anbietet:
- Alkoholika in jeder Form
- Snacks in jeder Farbe
- Frisch aufgebackene Brötchen
- Tiefkühlpizza in smarter Aufwahl
- Zeitschriften – meterweise
- Elektrokleinartikel, wie Haarföhn etc.
- Antialkoholische Getränke in Großmarktqualität
Aber habt ihr euch mal das Sortiment in Sachen „PKW-Ersatzteile“ angeschaut? „Meine“ Tankstelle war Freitag wie folgt ausgestattet:
- Leuchtkörper in ausreichender Anzahl
- Motoröl und Frostschutz in ausreichender Menge
- KEINE Keilriemen
- EIN Satz Wischerblätter (für Passat XY)
- KEINE Sicherungen
- Reparaturmittel wie Gum-Gum (Auspuffreparatur) sind lange an Tankstellen ausgesondert.
Leute: Tankstellen sind Supermärkte, die nebenbei auch Gefahrstoffe (Kraftstoff) verkaufen dürfen.
Aber woran liegt es, dass Tankstellen so schwach besetzt sind, was ihr ursächliches Kerngeschäft angeht? Es sind die Mineralölkonzerne! Die Mineralölkonzerne bestimmen welchen Ertrag ein Tankstellenpächter mit Mineralölprodukten machen kann/darf. Um ein Einkommen zu haben, muss der Pächter zwangsläufig den Supermärkten konkurenz machen.
Also wird der Pächter versuchen denn zur verfügung stehenden Verkaufsraum so umsatz- und ertragreich wie möglich zu füllen – und da sind KFZ-Ersatzteile leider im Ballast.
Danke liebe Mineralölkonzerne. EUCH kann das ja egal sein. Und danke liebe Regierung, die mit der Erlaubnis „Beipackartikel“ rund um die Uhr zu verkaufen, dieser Tendenz geholfen hat. Die Gesellschaften verdienen, der Kunde ist der Arsch. As allways.
In einer VWL Vorlesung hieß es, dass Tankstellenbetreiber 0,5 Cent (Cent, nicht Euro!) pro Liter verdienen. Da würde ich auch das Sortiment erweitern.
@schurb:
Sag ich doch: Der Pächter ist ein armes Schwein.
Viele haben aber gar keine 24h mehr auf wie ich mit Erschrecken auf meinem Weg 70km nach Hause feststellen musste. Nicht eine einzige offene Tankstelle auf dem Weg. Ich bin zum Glück noch nach Hause gekommen.
Das Problem ist aber das wir keine echte Wahl haben. Wir sind ziemlich von den Autos abhängig (wenn auch nur psychisch). Solange wir nicht lernen im Garten Benzin selbst herzustellen wird sich auch kaum etwas ändern.
@Tefnut:
Man kann – in einer Grossstadt sogar recht gut – ohne PKW leben. Sicher ist „mit Auto“ recht angenehm, aber wirklich „komfortabel“ ist das Fahrzeug nur beim Einkaufen und bei Ausflügen.
Man kann auch in einer Kleinstadt recht gut ohne Auto leben, wenns denn sein muss. Ich wohne nicht in einer Großstadt (zum Glück). Darum sag ich ja psychisch abhängig 😉
Und eine Tankstelle darf heute sogar Lehrberufe wie z.b. Verkäufer/in – Einzelhandelskaufmann/frau ausbilden. 3 Jahre billige Arbeitskraft sag ich da nur.
Ein Punkt zum Ausbildungsberuf Kaufmann ist: „Kundenberatung und Kundenbetreuung“
Und wie sieht diese Praxis aus?? Der Auszubildene muss immer den gleichen Satz sagen beim Kunden wie zb. „Möchten Sie noch ein Brezel mitnehmen , die kosten diese Woche nur 99 cent?“
Ekelhaft die ganzen Entwicklungen!!!
Für Tankstellenpächter der tägliche Kampf ums überleben. Zum Teil würde ohne den kleinen Shop auch die Tankstelle unrentabel sein. Gut, schlecht? Praktisch in jedem Fall. Notwendig? Eigentlich nicht.