RSS ist böse, garstig und Scheissendreck. Ehrlich. Wer dies nicht glaubt, dem will ich erzählen, was meine Prinzessin und mich eben so wahnsinnig belustigte.
Es waren zwei Meldung. Die eine über über die Neujahrsansprache unserer Bundeskanzlerin, die andere über die deutlich positive Jahresbilanz der Anleger. Im Feedreader sah das dann so aus:
Toll finde ich die Aussage der Kanzlerin:
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat vor Erwartungen gewarnt, die Folgen der internationalen Finanzkrise könnten bald bewältigt sein. Frau Merkel sagte in ihrer am Mittwoch verbreiteten Neujahrsansprache: „Ich sage es sehr offen: Wir können nicht erwarten, dass der Wirtschaftseinbruch schnell wieder vorbei ist.“
Was aber bedeutet es, wenn die Finanzkrise anhält? DAS können wir im zweiten Artikel nachlesen:
Wenn so ein typisches Krisenjahr aussieht, dann dürfte die Finanzkrise aus Sicht von Anlegern noch etwas länger dauern. Trotz einer Rezession, wie sie es seit Generationen nicht mehr gegeben hat, stehen für die meisten Kapitalmärkte unter dem Strich kräftige Wertzuwächse. Mit europäischen Aktien ließen sich bei einem Einsatz von 100 000 Euro im Durchschnitt mehr als 20 000 Euro verdienen.
Ist das nicht toll? Die einen (die arbeitenden Normalbürger) müssen den Gürtel fester schnallen, während sich der Besitzstand die Taschen vollsteckt.
Bemerkenswert ist vor allen Dingen, dass beide Meldungen von der gleichen Quelle stammen. Entlarvender können Nachrichten gar nicht das asoziale System beschreiben.
Beim besten Willen und bei aller Unterstützung dafür, dass im derzeitigen kapitalistischen System wirklich eine Menge absolut unsozial ist und dringend reformiert werden muss: So einfach kann man sich das Bild dann doch nicht stricken wie oben beschrieben. Es ist populistisch, verdeckt aber den Blick auf die Zusammenhänge und hilft damit nicht, die Malaise anzugehen und zu beseitigen.
Es ist das Problem von Stichtagsbetrachtungen und abgegrenzten Zeiträumen, mit denen man alles zu seinen Gunsten abbilden kann. Natürlich konnte man 2009 rund 20% Gewinn im DAX machen – nur wo ist die Information zu den rund 50 Prozent Verlust vorher in dem Blogpost versteckt? Der DAX steht heute noch rund ein Viertel unter seinem Hoch aus dem Jahr 2007 bzw. auch dem Schlusskurs 2007. Das Treiben an der Börse lässt sich nicht in Kalenderjahre pressen.
Genauso ist hier der oft begangene Fehler zu nennen, den Beginn der FInanzmarktkrise mit der Lehman-Pleite zu definieren. Sie hat viel früher begonnen, viel viel früher.
Was mir in dem Zusammenhang immer wieder auffällt: Merkwürdigerweise beschwert sich niemand, wenn an der Börse bereits Geld verloren wird, während die Wirtschaft noch brummt.
Ich besitze übrigens seit vielen Jahren keine Aktien.
@Michael:
Wenn Du die zeiträume weiter stecken willst – wie weit soll der Zeitraum für einen direkten Vergleich gesetzt werden?
Die derzeit aktuellen Statistiken weisen eine immer weiter klaffende Spreize zwischen den (sehr wenigen) immer Wohlhabenderen und der wachsenden Menge an immer weniger verdienenden Bundesbürger nach. Diese Tendenz ist nicht neu sondern alteingebürgert und es ist keine Trendwende zu erkennen.
Insgesamt darf man – meiner Meinung nach – sehr wohl behaupten, dass die Politik in unserem Land (auch schon zu Rot/Grün-Zeiten darauf ausgerichtet ist den Besitzstand der wohlhabenden Clientel zu sichern – auch gern auf dem Rücken der „kleinen Leute“. Schröder war kapitalistenfreundlicher als es selbst Kohl war und hat es als erster Kanzler geschafft zu den intimen Partys der wirklich mächtigen in diesem Land geladen zu werden, während Merkel Geburtstagspartys für Ackermann geben muss (OK, mittlerweile herscht kein Friede mehr zwischen ihr und dem Banker…)
Du schreibst, dass Du keine Aktien besitzt. Hast Du aber vielleicht dennoch – im weiteren Sinne – beruflich mit Aktien zu tun? Frag ja nur mal
@Michael:
Nachtrag, gerade frisch reingekommen: http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/steuer-auf-yachten-und-schmuck/
Die TAZ: „Unter anderem an der Entwicklung der Löhne. Die untersten zehn Prozent, also die Menschen mit den niedrigsten Verdiensten, haben zwischen 2000 und 2007 10 Prozent ihres Realeinkommens verloren. Hier bildet sich ab, dass der Niedriglohnsektor gewachsen ist. Die Einkommen der Mittelschicht stagnierten. Die obersten zehn Prozent dagegen legten um 15 Prozent zu.“
Sind dir 7 Jahre auch eine zu kurze Zeitspanne?
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