Deutschland kennt sich aus mit Extremismus. Zumindest sollte man sich auskennen, wenn man im Geschichtsunterricht aufgepasst hat, sowie der politischen Wendungen der letzten Dekaden intensiv verfolgt hat. Diese Erfahrungen sollten uns in die Lage versetzen, den Extremismus effektiv zu bekämpfen. Nur leider scheinen wir lernresistent zu sein.
Linksextremismus in Deutschland
Die „Älteren“ werden sich noch an die RAF erinnern. Die auch unter dem Namen Baader-Meinhof Bande“ bekannte Formation gründete sich auf Basis der ’68er Studentenrevolten. Damals stellte die Nachkriegsgeneration fest, dass noch viele Altnazis in Amt und Würden waren, welche es zu bekämpfen galt. Zudem wurde sich gegen die Notstandsgesetze aufgelehnt, welche die Freiheit der Bürger deutlich einschränkten. Nachdem sowohl die APO (außerparlamentarische Opposition) als auch die massiven Demonstrationen (teilweise deutlich gewalttätig) kein Einlenken der Politik sondern die Tode von Benno Ohnesorg und Rudi Dutschke zur Folge hatten, sahen sich anscheinend ein paar Menschen zur Gewaltbereitschaft genötigt.
Rechtsextremismus in Deutschland
Muss ich hierzu viel schreiben? Das Dritte Reich und dessen Ursachen sollte(!) ausreichend in der Schule behandelt worden sein. Aber man muss sich nicht mit Geschichtsunterricht plagen, auch heute kann man – auch und gerade nach Hanau – lernen, wie sich Rechtsextremismus ausbreitet. Menschen fühlen sich durch mangelnde persönliche Perspektiven bedroht. Als Ursache dieser Bedrohung empfinden sie vor allem die Zuwanderung von Nichtdeutschen.
Piraten vor Somalia
Die Piraten vor Somalia waren friedliche Fischer, bis große Fangschiffe vor der somalischen Küste auftauchten und die Fischgründe leer fischten. Resultierend daraus blieben die Netze der Fischer leer, die Menschen finden an zu hungern und mit ein wenig gutem Willen kann man feststellen, dass die Weg vom Fischer zum Piraten letztendlich aus Notwehr erfolgte.
Die Lage in Afghanistan, Iran, Iraq etc
Militärische Interventionen sollten eigentlich – nach Gründung der UNO – der Vergangenheit angehören. Aber leider sind Teile der Menschheit wohl noch nicht bereit Konflikte mittels Worten zu lösen – es müssen immer noch die Waffen sprechen. Was aber passiert mit der Bevölkerung vor Ort? Wie nimmt sie es auf, wenn ständig Militär einer „Besatzungsmacht“ durch ihre Städte und Dörfer patroulliert? Wie wirkt es auf die Menschen, wenn Zivilpersonen und sogar Hochzeitsgesellschaften zum Kollateralschaden werden? Die nachvollziehbare Folge ist, dass der „Eindringling“ als Feind gesehen wird und man sich eher mit den Terroristen als den Streitkräften des Eindringlings solidarisiert.
Die Lage in Afrika
Über sie Situation in weiten Teilen Afrikas und die Fluchtursachen habe ich bereits hier ausführlich geschrieben, ich erspare es sowohl dem Leser als auch mir selbst es hier nochmals zu beschreiben.
Die Zukunft in Deutschland / Fridays for Future
Wenn ich mir die aktuelle Situation um die Fridays for Future Proteste und die Reaktionen der Politik anschaue, mache ich mir ein wenig Sorgen. Wie werden die jungen Menschen reagieren, wenn sie ein weiteres Jahr auf die Straße gehen um auf ihr dringendes (und von Wissenschaftlern seit Jahren hingewiesenes) Anliegen aufmerksam machen ohne dass etwas wirksames passiert? Wird der Frust und die Wut auf Gesellschaft und Politik derart groß werden, dass sich ein paar der jungen Menschen radikalisieren? Ausschließen kann und will ich dieses nicht. Schlussendlich wäre es die logische Folge: (Clausewitz) „Der Krieg ist eine bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln.“.
Was also kann man tun?
Es könnte so einfach sein – wenn man nur wollte. Zwei Dinge könnten sehr viel Spannung aus allen beschriebenen Szenarien nehmen: Die Sorgen der Menschen ernst nehmen und sich dieser annehmen sowie die Menschen bilden/informieren. Die Ignoranz breiter Teile der westlichen Gesellschaft sowie das Streben nach Macht und Geld bilden den Nährboden vieler Probleme der heutigen Gesellschaft(en). Bismarck begründete in Deutschland das System der Sozialversicherungen um einen Aufstand der Arbeiter zu verhindern. Menschen suchen und brauchen Sicherheit und Perspektive. Dieses gilt wohl als weltweites Bedürfnis. Warum also nicht den Menschen eben diese gesuchte Sicherheit und Perspektive gewähren? Warum nicht die Verantwortung übernehmen und sowohl zivilgesellschaftlich, wirtschaftlich und vor allem politisch handeln? Wenn wir den blanken Kapitalismus nicht eindämmen, wird er uns auf die Füsse fallen. Und in Sachen Klimawandel sogar existenzbedrohend.