Die AFD und singulären Angelegenheiten

Der österreichische Vizekanzler schaut zu tief ins Glas und tut das, was nach einer alten Binsenweisheit Kinder und Betrunkene halt so tun: Er sagt die Wahrheit. Im Rahmen der Aufarbeitung dieser gnadenlosen Aufdeckung der eigenen Schändlichkeit, werden aber noch ganz andere Facetten der Problematik „Rechte und ihre Möglichkeiten der Reflektion“deutlich.

Der AFD-Chef Meuthen sieht das alles als gar nicht so schlimm, er bezeichnet den Vorgang als „singuläre Angelegenheit“. Und genau hier liegt der Hund begraben: Nein, der „Fall Strache“ ist keine singuläre Angelegenheit. Singulär ist er nur wenn man den Fehler macht, gewisse Zusammenhänge außer acht lässt zu lassen: Meuthen erklärt nämlich „Die FPÖ ist uns ein enger Partner“. Und damit sagt er aus, dass er der Partei, welche Strache zur Macht verhalf weiterhin vertraut.

Wer aber hat Strache zu dem Amt verholfen, welches ihm die – nicht nur theoretische – Möglichkeit verschafft Unternehmen wie STRABAG auszuhungern, indem er Aufträge nur noch an an Firmen vergibt, die im Interesse seiner Partei agieren? (Eine Hand wäscht die Andere). Wer hat Strache in die Position gehievt, in der er überhaupt ein Interesse hat, die Kronenzeitung zu einem Lautsprecher seiner Partei zu machen und so eine gleichgeschaltete Presse zu installieren?

Verholfen haben diesem Manne zum einen natürlich die Wähler innerhalb der FPÖ, aber nicht allein. Denn zusätzlich ist es auch praktisch wenn man außerhalb der Partei Menschen und Organisationen hat, die einen unterstützen. Und wenn Herr Meuthen sich medienwirksam mit Herr Strache trifft und Zusammenarbeit verabredet, dann hilft auch Herr Meuthen Herr Strache in dieses Amt (Und Herr Strache auch Herrn Meuthen…).

Drum prüfe wer sich ewig bindet – eine weitere Binsenweisheit, die man nicht aus dem Blick verlieren sollte. Denn nicht nur Herr Meuthen – alle die sich jetzt auf die Seite der FPÖ stellen und versuchen den Schaden für die FPÖ (und sich selbst….) herunterzuspielen verlieren eines aus dem Blick: Jeder der sich für Herrn Strache ausgesprochen hat, ihn unterstützt oder gewählt hat, trägt eine Mitschuld an dem Einfluss der ihm gewährt wurde. Dies mag so manchem österreichischen FPÖ-Wähler leid tun oder gar schmerzen, aber so ist dies in der Demokratie: Die Wähler haben auch eine Verantwortung für ihre Wahlentscheidungen. Und dieser Verantwortung muss man sich stellen.

Was kann – müssen – wir aus der Causa Strache lernen?

  • Schaut euch die Menschen an, die für die Parteien ins Rennen geschickt werden sehr genau an. Man kann ihnen nicht ins Gehirn schauen, aber gesunde Skepsis ist wichtig. Vergesst Wahlprogramme und -versprechen. Zu oft wanderte das Papier nach der Wahl in den Schredder. Verlässlichkeit, Moral und Ethik sind wichtiger als Ansprachen und Kleidung.
  • Schaut SEHR genau hin, wer sich mit diesen Personen umgibt. Nicht nur die Person selbst hilft eine Entscheidung zu treffen, auch das Umfeld lässt in gewissem Umfang Rückschlüsse zu.
  • Wie gingen die Menschen/Parteien in der Vergangenheit mit Unregelmäßigkeiten in ihrem Umfeld um? Wer im Vorfeld eine Neigung zum „mauscheln“ hat, wird dies auch nach der Wahl nicht lassen. „Die Katze lässt das mausen nicht“…
  • IHR habt die Verantwortung – stellt auch dieser! Ja, man mag aus Protest eine gewisse Partei wählen. Aber würde das Schaf wirklich den Wolff wählen, nur um dem Schäfer eins auszuwischen?

Vorgänge wie jetzt um Strache sind niemals singulär, sie geschehen immer in einem Umfeld welches diese Vorfälle erst möglich macht. Und dieses Umfeld betrifft eine Mitschuld. Wer diese Mitschuld leugnet versucht nur der Verantwortung zu entkommen, was wiederum ein Zeichen dafür sein kann, wie diese Personen in Zukunft mit der an sie übertragenen Verantwortung umzugehen gedenken. Merke: Befürworte niemals, dass jemand einen Waffenschein bekommt, wenn Du nicht GENAU weißt was die Person mit der Waffe anstellt.

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