Nachdem der Trigema Chef Wolfgang Grupp gestern pauschal alle Nutzer des Dienstes Twitter als Idioten bezeichnete:
Twitter ist für mich einfach nur dumm und die Menschen, die das nutzen, sind für mich Idioten. (Quelle)
rudert er heute in einem offenen Brief an die Social Media Gemeinde zurück:
Wir haben auch über Social Media gesprochen, unter anderem über Twitter. Dies ist sicher eine sehr zeitgemäße Kommunikationsmöglichkeit, aber es wird damit auch viel Unfug verbunden und ich habe erklärt, dass ich gewisse Leute nicht verstehe, weil sie jeglichen Unsinn in die Welt hinaus verbreiten und habe diese Leute dann salopp mit Idioten verglichen, die vielleicht nichts besseres zu tun haben, als solchen belanglosen Kram anderen mitzuteilen. Dies sollte keine Generalisierung werden.
Nun sitze ich kopfkratzend am Rechner und frage mich, was an dem sehr kurzen und prägnanten Halbsatz „die Menschen, die das nutzen, sind für mich Idioten“ einen so ausgiebigen Spielraum lässt, um daraus obigen argumentativen Fluchtversuch zu konstruieren?
Wenn ich behaupte: „Alle Menschen die Mercedes fahren sind Idioten“, dann stelle ich eine dedizierte Behauptung auf. Daraus später ein „Also ich verstehe gewisse Leute die Mercedes fahren nicht, die auf der Autobahn stets die Geschwindigkeitsbeschränkungen missachten und durch häufiges rechts überholen auffallen. Diese habe ich dann salopp als Idioten bezeichnet“ macht genau das wieder, was schon in der ersten Aussage kritisiert wird: Er sieht die betroffene Gruppe als Idioten an und behandelt sie wie Idioten.
Grupp beleidigt mit diesem offenen Brief meinen Intellekt und tritt selbigen mit Füßen. Ein einfaches „Entschuldigung“ hätte viel mehr gebracht.
EINE Möglichkeit steht noch im Raum, die Grupps Reputation komplett wieder herstellen würde: Wenn Wolfgang Grupp sich bei innovativ-in ebenso ausgiebig geäussert hat wie er es in dem offenen Brief tat, und innovativ-in die Aussagen sinnentstellend und reisserisch gekürzt hat.
Wenn man sich in einem Blog-Beitrag gegen die pauschale Verunglimpfung des Intellekts von Nutzern sozialer Netzwerke wehrt und zum Beweis des Gegenteils die eigenen Argumentation mit wichtigen Fremdworten untermauert, diese dann aber im dezidiert falschen Zusammenhang verwendet – ja, gibt man dann nicht doch dem mit den Zweifeln am Intellekt recht?
@Armin:
„dediziert“ kann auch im Sinne von einzig, speziell verwendet werden (Wikipedia). Insofern stellte ich eine „spezielle, einzige“ Behauptung aus.
Wo ist dein Problem?
Hä, daß der Trigema Opa die Twitter User als Idioten bezeichnet hat ist ein Problem??
Ist nicht viel mehr das Problem, daß er sich generell äussert wie ein konservativ Faust schüttelnder Grandpa Simpson der prinzipiell damals alles besser fand, was sich auch mit seiner Darstellung in Talkshows zu anderen Themen deckt, wo man ihn noch hemmungslos gefeiert hat?
Mit seinen Kritikpunkten am WWW hat er ja sicher Recht und die haben vor ihm schon ungefährt 10Mio anderer angesprochen, nur dieses fokussieren auf die negativen Seiten unter Ausblendung der ebenso zahlreichen Positiven ist schwach. Mit der Logik würden wir heute weder Autos noch Flugzeuge benutzen. An sich ist diese Meinungsäusserung doch ultimativ genauso unwichtig und inhaltsleer wie der Grossteil der Twitter-Feeds und Blogs, die Grupp dafür kritisiert.
Nun, ersteinmal hat er ja niemanden als Idioten bezeichnet; er hat seine *Meinung* kommuniziert: »die das nutzen, sind für mich Idioten.«
In meiner kleinen Welt darf er alles und jeden — für sich — als Idioten ansehen, er darf diese seine Weltsicht auch kommunizieren. Zwischen den Aussagen »die sind Idioten« und »die sind für mich Idioten« besteht — für mich — ein Unterschied, letztere Aussage stellt — für mich — keine Beleidigung dar.
Ein anderes Thema ist die Frage der Relevanz von Twitter; meine initiale Haltung zu Twitter war ähnlich, ich bin mit IRC »groß geworden«, die Möglichkeit textbasierter Kommunikation in (beinahe) Echtzeit über jede beliebige Entfernung auf diesem Planeten seit 20+ Jahren mein Alltag und Twitter technisch nichts grundlegend Neues. Und doch ist Twitter anders, die Nutzung ist anders, das (typische) Interface ein anderes. Nicht vergessen sollte man, grade als Unternehmenslenker, daß sich um Twitter mittlerweile eigene Konferenzreihen kümmern, Beratungsunternehmen existieren sowie ein Markt für kostenpflichtigen Tools entstanden ist; das alles als »für mich einfach nur dumm« öffentlich abzukanzeln, nun, das erscheint mir wiederum als wenig weitsichtig.
Ich denke auch nicht, daß Herrn Grupp diese »Richtigstellung« helfen wird; nach einem »Ihr seid alle doof und stinkt nach Fisch« wäre vielleicht eine Kommunikationspause zweckmäßiger.
Oder anders gesagt: »ich habe erklärt, dass ich gewisse Leute nicht verstehe, weil sie jeglichen Unsinn in die Welt hinaus verbreiten« => Full ack!
@Kai ‚wusel‘ Siering:
Ich bin da zickiger. „Holger ist für mich ein Idiot“ ist zwar von der Meinungsfreiheit gedeckt, hat aber dennoch für den Empfänger beleidigend. Der einzige Unterschied liegt in der Gerichtsverwertbarkeit.
Dazu kommt dass auch die Aussage „In meinen Augen…..“ eine gerichtsbewertbare Beleidigung sein KANN, wenn die Intention der Aussage der beleidigende Charakter ist. (Was man nicht alles lernt, wenn man mit einer Juristin zusammen lebt ….)
Ganz zum Schluss ist mir der Gupp egal. Er sollte sich nur mal anständig rasieren, wenn er wieder als Chimp Werbung für seine Firma macht
Recht haben, Recht bekommen … 😉
Nun hat er nicht Dich angesprochen, sondern allgemein »die Menschen, die das nutzen«; IANAL, aber da die Intention einer Beleidigung reinzudeuteln, sollte meines Erachtens nicht möglich sein.
Egal. Initial habe auch ich mich »beleidigt gefühlt«, das legte sich aber schnell nach nochmaligem Lesen der Aussage und der Erinnerung an den Aussagenden. Als richtig kohärent habe ich seine Aussagen in Talkrunden nicht in Erinnerung und verstanden, was der Schimpanse mit Deutschland in der entspr. TV-Werbung zu tun hat, habe ich auch nie. Kurzum, nach kurzem Nachdenken: das sagte niemand, der mich beleidigen könnte 😉
@Kai ‚wusel‘ Siering:
Jepp, das ist der Punkt: Er kann mich(uns) nicht wirklich beleidigen. Denn dazu müsste er uns auch nur ansatzweise kennen, um eben beurteilen zu können.
Da der Herr Grupp aber so „verwirrt“ ist, dass er Nutzer von Technologien (wie Twitter), die sein Unternehmen selbst nutzt als Idioten bezeichnet entbehrt nicht eines gewissen Humors.
Alles in allem gibt es wichtiges in Deutschland, Europa und der Welt. Immer gepflegt nach dem Motto: Was stört es die deutsche Eiche, wenn eine Wildsau ihren Wamst an ihr wetzt .. 🙂
„Idiot“ ist und bleibt erstmal eine Beleidigung … welche Meinung er damit kundgetan hat ausser das er andere geringer schätzt als sich selbst würde mich auch mal interessieren.
Selbstredend darf er das, da er ja niemanden persönlich angreift aber generalisierend gesehen gibts da auch Probleme… wo ist der Unterschied zwischen „Meiner Meinung nach sind alle Twitter User Idioten“ und „Meiner Meinung nach sind alle Juden Betrüger“?
Jede Meinungsäusserung ist subjektiv und daß man „meiner Meinung nach“ dazusetzen muß um sich weisszuwaschen ist ein ziemlich alberner Gedanke.
Alles in allem ist das eh eine Gratwanderung, das Theme Verleumdung und Beleidigung im Internet blüht ja gerade juristisch fröhlich auf und wird sicher noch für viele Einnahmen der Anwaltsheerscharen sorgen.
Wie auch immer sollte man von einem selbstherrlichen Lautsprecher wie Grupp schon erwarten können, daß er nicht auf das Niveau abfällt daß er im gleichen Satz genau den Idioten von Internetusern zuschreibt.
Herr Grupp ist wie Herr Sarazin…..gerade-aus und beide habe mit Ihrer Philosophy…..RECHT…bitte mehr davon….