Die FTD schreibt, dass in naher Zukunft deutsche Soldaten der Marine direkt an Bord der handelsschiffe für Sicherheit vor Piratenangriffen sorgen sollen. Leider geht nicht aus den Bericht hervor, ob es „reguläre“ Marineschutzkräfte (MSK) oder gar Spezialisierten Einsatzkräfte der Marine (SEK M) sind. Wahrscheinlich aber „nur“ Marineschutzkräfte.
Wie auch immer – generell ist es ja die Aufgabe der Marine, dafür zu sorgen, dass Deutsche Interessen auf den Weltmeeren zu schützen – speziell die Handelsschifffahrt. Insofern spricht bei erster Betrachtung nichts gegen einen diesbezüglich Einsatz.
ABER: Gibt es eine deutsche Handelsmarine denn eigentlich noch? Wieviele deutsche Seeleute verdienen noch ihr Geld mit der internationalen Seeschifffahrt? Oder ist das Geschäft mit dem Seetransport nicht schon lange von deutschen Reedern über Länder abgedeckelt, welche es ermöglichen nach Ausflaggung unter Billigflagge zu fahren?
Ausflaggung ist der Wechsel in das Schiffsregister eines anderen Staates, zumeist in einen Staat mit sogenannter „Billigflagge“ mit dem Ziel, Kosten zu sparen. Gespart wird an Sicherheitsstandards an Bord, denn die deutschen Vorschriften sind relativ streng, und vor allem an den Löhnen und weiteren Sozialleistungen für die Besatzungsmitglieder (festgelegt in den nationalen Schiffsbesetzungsordnungen, die einen Standard für Zahl und Qualifikation der Besatzungsmitglieder setzen, sowie durch das Lohntarifsystem). (Quelle Wikipedia)
Ich plädiere eindringlich dafür, diesen (in meinen Augen vor Somalia sinnvollen) Schutz ausschliesslich für Schiffe zu gewähren, die auch unter deutscher Flagge fahren. Die Patriot, die von den Medien als entführtes deutsches Schiff bezeichnet wurde, läuft unter maltesischer Flagge. Also: KEIN Schutz. Die vorher entführte MV Hansa Stavanger fährt unter deutscher Flagge: Schutz!
Sollen die Reeder doch mal lernen, dass man – wenn man die Vorteile eines deutschen Systems zurückgreifen möchte, auch nach dessen Regeln zu spielen hat. Ansonsten können sich die Reeder doch gern vertrauensvoll an die Marine in Panama, Malta, Liberia, Bahamas, Zypern oder ähnlichem wenden. Ach, die haben keine ernstzunehmenden Marinestreitkräfte? Schade, Pech gehabt. Aber geiz ist geil ….
Ausserdem können – glaube ich – deutsche Soldaten auf nicht deutsch beflaggten Schiffen gar nicht eingesetzt werden. Schliesslich ist der Boden des Schiffes Territorium des Heimatlandes…. har-har …
Das mit dem Territorium stimmt nicht. Es gilt das Recht des Staates, in dessen Hoheitsgewässern man sich befindet. Das war früher so weit, wie eine Kanone maximal schießt, also drei Seemeilen, was irgendwann in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts auf 12 Seemeilen ausgedehnt werden musste. Wohl, weil die Kanonen besser wurden 🙂
Anyway, ab dann gibt es kein Hoheitsgebiet. Halten sich die Soldaten auf Einladung des Kapitäns auf, ist alles in Ordnung, egal welche Fahne. Noch ein Beleg für meine Behauptung: Auf einem amerikanischen Kreuzfahrtschiff werden nach 12 sm die Hauben von den Spielautomaten genommen und alle Amis verschwinden unter Deck: Endlich zocken! Weil eben genau nicht mehr das Recht des Staates gilt, unter dessen Flagge sie fahren. Und es gibt dann auch endlich Alkohol, der auch vorher aufgrund irgendwelcher dubiosen Prohibitionsgesetze nicht ausgeschenkt werden durfte. Delirant, isti Americani, aber darum geht’s grad ja nicht.
Bevor Du glaubst, ich kenn mich aus, hör ich auf, denn ich weiss nicht, aufgrund welchen Gesetzes es dann verboten ist, Leute zu erschlagen. Da hat die Logik einen Knacks 🙂
Bin genau Deiner Meinung. Allerdings sollte vorher noch die überfällige Umwandlung der Bundeswehr in eine Berufsarmee angegangen werden. Aber sonst: Was nicht unter Schwarz-Rot-Gold fährt, ist kein deutsches Schiff. Egal, wem es gehört, die Nationalität eines Schiffs macht sich an der Flagge fest.
@SvB:
Mir wird Angst vor deinem Wissen ob der Gesetze und Regeln auf See. Vor allem, weil ich weiss, dass Du nicht unbedingt an der Küste wohnst.
@buntklicker.de:
Berufsarmee ist ein GANZ anderes Thema. Die Wehrpflicht hat AUCH Vorteile, nämlich dass alle Bevölkerungsschichten (theoretisch) mit dem Wehrdienst in Berührung kommen.
Aber Frauen sind davon befreit, obwohl im Grundgesetz doch auch steht, das Männer und Frauen gleichberechtigt sind…
@FERNmann:
Ja, aus der „alten Betrachtung“, dass dies nichts für Frauen sei.
Was mir dazu (jetzt in diesem Moment) einfällt ist, dass Frauen dafür – wenn sie schwanger sind – 9 Monate das Kind austragen. 🙂 (Witz gemacht)
@reizzentrum: Ach weisst Du, so wie sich auffällig viele von der Küste zu den Gebirgsjägern bemühen, so findet man eine Menge Bayern bei der Marine. Variatio delectat.
Persönlich mußte ich allerdings einen zivilen Weg zur Schiffahrt finden, das Militär wollte mich ja nicht (naja, vielleicht umgekehrt 🙂 ).
@SvB:
Aha, also ein Interesse an „der Ferne“.
Wusstest Du, dass ein Teil der Marinekräfte der SEKM auch eine Ausbildung bei den Ziegenschubsern (Gebirgsjägern) haben? Rundet die Ausbildung ab 🙂