Die Tagesschau berichtet heute, dass
Ein Viertel der Steuerpflichtigen kommt für über drei Viertel der Lohn- und Einkommenssteuer auf.
Da könnte man fast Mitleid bekommen, mit den armen Lohn- und Einkommenststeuerzahlern. Aber eben nur fast. Ich warte nun, dass diese Statistik von den üblichen, der Meinungsmache zugewandten Medien genutzt wird, um auf die Minderverdienenden einzuschlagen:“Seht ihr: DIE zahlen für euch“
ABER die Bestverdienenden 10% der Bundesdeutschen erzielen auch 26,3% des Einkommens. Wenn man die „ersten“ 30% der Einkommensspitze betrachtet, so erzielen diese 68,7% des Gesamteinkommens. (Quelle: Hauser/Becker: Verteilung der Einkommen, Gutachten für den Zweiten Armuts- und
Reichtumsbericht der Bundesregierung, Frankfurt 2004, S. 96)
Nicht vergessen darf man dabei das „Heer“ der Niedrigverdiener, die so armseelig bezahlt werden, dass ihr Einkommen noch durch Hartz-IV aufgestockt wird, damit sie (trotz Arbeitsplatz!) monatliche Einnahmen oberhalb der Armutsgrenze erhalten.
Wenn man das Vermögen vergleicht, wird es noch deutlicher. Die oberen 10% der „vermögenden Haushalte“ besitzen 46,8% des bundesdeutschen Vermögens. Die unteren 10% besitzen auch etwas, nämlich 0,6% des Vermögens. (Quelle: 2. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, Berlin 2005, Zahlen von 2003)
Eine andere Quelle zeigt die Einkommensteigerung 1998 – 2003 auf Hier kann man nachlesen, dass die reichsten EINprozent der bundesdeutschen Bevölkerung eine Einkommenssteigerung von netto 11,3 Prozent erzielen konnten, wohingegen das durchschnittliche Netto-Einkommen in den Jahren 1998 – 2003 nur um 2,8% stieg. (Quelle: Merz/Zwick/Hirschel: Struktur und Verteilung hoher Einkommen, Lüneburg 2005)
Anmerkung: Einige der o.a. Zahlen fand ich in der DGB-Präsentation „Verteilungsgerechtigkeit“
Die Tagesschau sagt aber auch, dass
Die Hälfte der Steuerpflichtigen hatte jährliche Einkünfte von unter 23.000 Euro und zahlte nur gut vier Prozent der Einkommensteuer.
Das heisst, dass die Hälfte der Steuerpflichtigen(!) einen so geringen Anteil an der Lohnsteuer zahlt weil sie ein zu geringes Einkommen hat, um an der Steuerlast „bemerkenswert“ zu partizipieren.
Die unteren Einkommensklassen werden vom Staat am Vorwärtskommen gehindert; z.B.: durch Zugangsbeschränkungen zum Markt. Weiter oben greifen diese Einschränkungen weit weniger. Gerade als armer Mensch müssten sich die Bürger für mehr wirtschaftliche Freiheit einsetzen. Aber genau das Gegenteil ist der Fall.
Eugen hat recht. Aber der Glaube an den „guten Vater“ überwiegt da wohl.