Na, da kann ich mir doch das Schmunzeln nicht verkeifen. Ausgerechnet Jack Welch, der einer der Väter des Konzeptes „Shareholdervalue als Motivation des Managments“ gilt, erklärt laut Spiegel:
„Genau betrachtet ist Shareholder-Value die blödeste Idee der Welt“
Nun sagt er der Zeitung: „Shareholder-Value ist ein Ergebnis, keine Strategie, die wichtigsten Interessensgruppen sind die eigenen Mitarbeiter, die eigenen Kunden und die eigenen Produkte.“ Es sei falsch, dass Manager und Investoren den stetigen Ergebnisanstieg und ständige Aktienkurssteigerungen als überragendes Ziel festsetzten.
Hach ist das schön. Seit dem – Ende der 80er Jahre – der Shareholdervalue nicht nur eine Idee, sondern die Antriebskraft der meisten Managmententscheidungen war (Wie kriegen wie den Aktienwert hoch), habe ich diesen Weg als falsch kritisiert. Die Shareholder werden nur gebraucht um Geld in das Unternehmen zu pumpen. Danach sollte man sie geflissentlich ignorieren. Denn die Interessen der Aktionäre müssen zwangsläufig konträr zur der Nachhaltigkeit der Unternehmensentscheidungen laufen. Geradezu pervers ist es doch, wenn JEDE Entlassungswelle gleichzeitig einen Anstieg des Aktienkurses nach sich zieht. OK, Gehälter sind die härtesten Kosten für jedes Unternehmen, aber man muss davon ausgehen, dass Mitarbeiter auch gleichzeitig ein massives Investitionsgut für jedes Unternehmen sind. Auch stets neue Produkte (jetzt NOCH besser) ohne Innovation, befriedigen nur sehr kurzfristig die Märkte.
Und dann noch all die Moden innerhalb der Shareholderbefriedigung: Erst war es DAS Mittel der Wahl sich auf seine Kernbereiche zu konzentrieren. Als dann – gut laufende – Abteilungen verkauft waren (schönes Beispiel ist z.B. Lucent Technologie – jetzt Alcatel Lucent), stellte man fest, dass es im Kernbereich kneift und man Probleme hatte. Die verkauften Bereiche machten aber in dieser Phase Gewinn. Aktionäre die beide Aktien hielten, kamen mit +/- Null aus solchen Phasen raus, das Unternehmen verlor aber nachhaltig an Substanz. Am Ende verlieren alle – bis auf die Aktionäre…. Aber sollte nicht das Unternehmen im Mittelpunkt der Wirtschaft stehen?
Tja Jack. besser eine späte Erkenntnis als gar keine. Aber wieso bekommen diese Scharlatane im Anzug so unglaublich viel Geld? Welch soll 900Millionen US$ Privatvermögen erarbeitet haben, währenddessen ich in einer Mietwohnung lebe. Aber egal, dafür habe ich die besten Kinder und die allerbeste Frau von allen. (Kishon lügt!)
seltsamerweise ist der spiegel-artikel weg…
@steffino:
Das ist fürwahr sehr seltsam. Wenn man im Spiegel die Suche nach „welch“ nutzt, wird der artikel noch angezeigt, aber er ist auch dort nicht aufrufbar…. Mal im Auge behalten… 🙁
Solange kamm man hier lesen:
http://www.ftd.de/unternehmen/industrie/:Sp%E4tes-Eingest%E4ndnis-Jack-Welch-schw%F6rt-Shareholder-Value-ab/486717.html
Das Grundprinzip ist völlig korrekt, nur wenn man es eben auf Quartalszahlen stützt dann ist das ganze Blech. Aber was heißt den Shareholder-Value, doch nichts anderes als „nachhaltitg“ Gewinn erzielen. Anders kann eine Firma nicht überleben….
@Friedrich:
Gewinn muss gar nicht so sehr sein. Wenn jeglicher Ertrag investiert wird, hat man keinen Gewinn zum Auszahlen mittels Dividenden.
Vielleicht ist es das Grundproblem, dass viele den Shareholdervalue vorrangig als Dividende verstehen. Wenn man es als reinen Anstieg des Wertes der Firma (Aktie..) interpretiert, wäre ich wieder bei dir. Dem widerspricht aber das derzeitig praktizierte Verfahren, den Aktionären – trotz schlechter Ertragslage – hohe Dividenden zu zahlen, um sie bei Laune zu halten.
ich habe mal bei spiegel bzgl. des verbleibs des artikels nachgefragt, die antwort: „Der von Ihnen gesuchte Artikel ist aus rechtlichen Gründen leider nicht mehr abrufbar.“
@steffino:
Oha, naja, der FTD-artikel ist ja weiterhin verfügbar. Und dort sind ja auch die Informationen verfügbar auf die ich mich hier beziehe… Aber danke für das Feedback!