Segen des Oligopols

Was kaum einer weiss: Ich habe früher einmal in der EDV-Distribution gearbeitet – fieses Geschäft: Vor knapp 20 Jahren konnte man in dem Bereich noch Geld verdienen, mittlerweile wird mit (Verkaufs!)Margen von 2% gearbeitetm, wenn man Produkte nicht nur einfach durchreicht und auf Boni des herstellers setzt (Zielerreichung, Werbekostenzuschüsse etc.). Das Problem in dem Bereich EDV-Distribution ist offensichtlich, dass es keinen Regulierer gibt, wie bei der Energiewirtschaft:

Dank der Bundesnetzagentur dürfen die Übertragungsnetzbetreiber bei neuen Leitungen anstelle von 7,91% nun 9,29% (vor Steuern) verdienen. Bei Altleitungen sind es immerhin noch 7,56% statt 6,5%. Das sind Mehreinnahmen 270 bis 300 Millionen Euro pro Jahr.
Der Hintergrund der „Erlaubnis mehr Geld zu verdienen“ is, dass die Energieversorger/Übertragungsnetzbetreiber dringenst zum einen ihr marodes Netz moderniesieren müssen, was sicherlich urplötzlich als erforderlich auftaucht. Die letzten Jahre hat man das Geld lieber den Vorständern und Aktionären (wem gehörten die Energieversorger nochmal?) in den feisten Popo gesteckt, als die Basis des eigenen Geschäfts am laufen zu halten. Ausserdem müssen die Übertragungsnetzbetreiber Leitungen in Nord-Süd Richtung ausbauen um den Strom der Windkraftanlagen ins bayrische Hinterland zu tragen.

Tolles Gefühl ein Mono- oder Oligopol zu haben. Man stelle sich vor, ein Bauern würden nicht regelmässig sein technisches Gerät erneuern (als normale Betriebskosten – Rücklagen etc) um dann zu erklären „Alle landwirtschaftlichen Erzeugnisse werden mal eben teurer, ich brauche einen neuen Trecker“. Aber die Herren der Energiewirtschaft werden gepampert und ihre unternehmerischen Fehlentscheidungen der Vergangenheit mal eben per Bundesnetzagentur geradegebogen. Und wer zahlt es? Na klar: Menschen wie du und ich, die Verbraucher.

2 Gedanken zu „Segen des Oligopols

  1. Naja. Problem bei der Energiewirtschaft (EW) ist doch, dass die kritische Masse um die notwendigen Investitionen zu stemmen nur sehr schwer zu erreichen ist.

    Heißt: Kleine Startups haben kaum eine Chance in einem freien Markt. Deshalb ist es ja *an sich* schon sinnig wenn da die BNA regulierend eingreift. Und was die einzelnen Betriebe dann mit dem Geld machen ist im Prinzip ja auch deren Sache. Will sagen: Wenn die meinen Vorstand X müsste Y verdienen etc., so what?

    Übrigens sei mir verziehen wenn ich die Gehälter für die Vorstände da trotzdem im Vergleich für Peanuts halte.

    *Meiner Meinung* nach geht die Regulierung hier eigentlich schon fast zu weit. Nur wenn Energiepreise völlig marktbestimmt auspendeln gibt es Fortschritt + Entwicklung. Denn: Nur dann ist die Motivation wirklich da auch zunächst kostenintensive Änderungen anzufangen. Das Beispiel Biosprit hast du ja selbst gebracht. Also im Kern *für* teure Energie weil nur so eine Entwicklung hin zu sparsameren Verbrauchern et al in Gang gesetzt wird. Auch wenns erst mal wehtut.

    Übrigens zu deinem Bauernbeispiel: Meinst du da läuft es anders? Und ein Traktor ist im Vergleich zu den anstehenden Investitionen ins Netz (siehe oben) eben auch nur eine größere Erdnuss.

    Und am Ende zahlt’s doch sowieso der Verbraucher. Wer sonst? (Wertfrei). Also woher soll das Geld denn sonst kommen? Aus der Luft?

  2. Kleine Startups haben in der LEITUNGSwirtschaft eher null Chance. Also betrifft diese Änderung ausschliesslich die vier Grossen. Das problem ist, dass die letzten Jahrzehnte(!) das – wenn man vernünftig arbeitet – zu reinvestierende Kapital, als Gewinnabschöpfung ausgezahlt wurde und eben NICHT in die Modernisierung der Netze gesteckt wurde.

    Die Frage ist, ob sich das Unternehmen(wir bleiben mal bei dem Beispiel des Landwirtes) – bar jeder wirtschaftlichen Verantwortung – hinstellt und sagt „Ich habe verdient, ich fliege jedes teuer 4 Wochen nach Australien“ um dann im nach 6 Jahren festzustellen, dass er kein Geld für einen Trecker hat. Kommt dann die Bundeskartoffelagentur und setzt die preise für Kartoffeln hoch, damit unser Landwirt weiterhin nach Australien fliegen kann?

    Wenn vernünftig gewirtschaftet wird, MUSS man als Unternehmer IMMER die zu tätigen Investitionen im Auge haben und dafür Rücklagen schaffen. genau dieses Gesetz des Wirtschaftens hat die Energiewirtschaft sträflich vernachlässigt und wird nun bekuschelt.

    Der Verbraucher hat eigentlich diese Investitionen die letzten 50 Jahre bereits gezahlt, allerdings wurde dieses Geld NICHT in die Leitungen gesteckt sondern an die Aktionäre ausgezahlt. Selbstbedienungsladen!

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