Ein Phänomen trägt sich selbst – oder wie Twitter zum Hype gemacht wird

Facebook? Twitter? Die Gesellschaft gefällt sich darin, das Internet mit seinen durchaus sinnfreien Erscheinungen zu verteufeln. Tatsächlich vertuschen viele mittelalte Kritiker dadurch vor allem, dass sie Angst vor den neuen Kommunikationsformen haben. Sie fürchten, schon 20 Jahre vor der Rente technologisch abgemeldet zu sein.

schreibt die Welt. Ja, stimmt ich finde mich darin wieder. Ich, mit 47 Jahren ganz gewiss „mittelalt“ (als Gouda somit schon in der gehobenen Preiskategorie) und jemand der den Twitterwahn eher albern findet. Aber was ist Twitter eigentlich? Schön finde ich Livetwitter, wie es Dan hier vormacht. Nutzloses rausblasen von Worten, die letztendlich eher albern klingen und nur das Grundrauschen der eingehenden Informationen wieter erhöhen.

Bei twitter ist alles erlaubt. Twitter ist quasi ein 24/7 Brainstorming. Wobei Storm wohl exakt formuliert ist, denn die sogenannten Informationen stürmen nur so über den Bildschirm.Aber stimmt es, das wir Alten abgemeldet sind, wenn wir für uns feststellen, dass Twitter nicht UNSER Mittel der Wahl ist? Was haben wir „alten Säcke“ denn gemacht bevor es Twitter gab? Haben wir unter Steinen gelegen? Ich für meinen Teil habe z.B sehr-sehr zeitnah Informationen über 9/11 gehabt. Und das ohne Twitter und ohne TV hatte ich – dank Internet – viele Informationen über den Anschlag auf das World Trade Center. Geht nicht? Doch geht. Geht sogar deutlich dezentraler (und somit dichter an der eigentlichen Idee des Internets angelehnt: IRC = Internet Relay Chat. Ein 20 Jahre altes System, mittels dessen Menschen über das Internet miteinander quasseln können. Ohne Angabe der Mailadresse und ähnlichem. Einfach so. In diesem Moment, jetzt wo ich diese zeilen schreibe sind 831,957 User im IRC aktiv angemeldet (Quelle). All diese User nutzen eine 20 Jahre alte Technologie.

Ich glaube ja eher – so völlig im Gegensatz zur Welt – dass der Twitterhype daraus resultiert, dass Marketingfuzzis, Medienlümmel und alles was sich irgendwie den Anschein der Kreativität gibt, mittels Twitter die Möglichkeit haben, stundenlang dummes Zeug zu reden und vom Arbeitgeber dafür noch bezahlt zu werden. Twitter ist die Welt der IPhones, Cabrios, Expressomaschinen und ähnlichem: Niemand braucht es wirklich, aber man ist SOOOO hype, wenn man dazu gehört. Ich mache meinen Kaffee händisch mit heissem Wasser, habe ein blödes „normales Mobiltelefon mit (vollständiger) Tastatur und als Fahrzeug kommt mir – wenn ich eines kaufe – nur ein benzinsparender Kleinwagen vor die Tür. Bin ich out? Zu alt für diese Welt?

2 Gedanken zu „Ein Phänomen trägt sich selbst – oder wie Twitter zum Hype gemacht wird

  1. Hat immer etwas Scheinheiliges, wenn man seine Anti-Twitter-Postings via Twitter verbreitet – immerhin bin ich dadurch hier gelandet und daher kann es so schlecht und falsch ja alles nicht sein 😉

    Aber im Ernst – die Problematik verstehe ich natürlich. Ich kann auch nachvollziehen, dass viele damit nichts anfangen können oder sich nicht drauf einlassen wollen. Genau wie mit Handy, Navi usw sollte man die Mitte finden: Eine Technologie für sich nutzen, sich ihr aber nicht ausliefern.
    Wir konnten auch ohne Handy und sogar ohne Internet exisitieren – aber mit ist es halt schöner und leichter. Dennoch bin ich nicht ständig und für jeden via Handy erreichbar und dennoch gehe ich lieber mit „echten“ Freunden raus, statt mit virtuellen Freunden zu schreiben.
    Verteufeln ist in meinen Augen genauso falsch wie vergöttern – genauso sollte man die User genau so wenig in die nach-Aufmerksamkeit-japsen-Ecke drängen, wie Twitter-User alle Nicht-Nutzer als rückständig oder ähnliches titulieren sollten.

  2. @Casi:

    Weil ich mir ob der Schizophrenie bewusst war/bin prach ich diese auch direkt an 🙂

    Ich glaube, dass Du – Casi – schon mal hier herein geschaut hast und weisst, dass ich meistens etwas überdeutlich schreibe.

    Von mir aus können die leute machen was sie wollen, was mir auf den Keks geht ist nur das „Boah sind wir toll, weil wir $“favorite hype“. Es gibt Trends, die sehr sinnvoll sind uhnd denen man sich ruhig und gern anschliesst. Andere sind irgendwie „unnütz“ (teilweise sogar kontraproduktiv) und dennoch fahren die Leute darauf ab wie blöd. DAS kritisiere ich … Die Menschen sollten nachdenken, Vor- und Nachteile für SICH abwägen und nicht alles tun, weil der Weilli es auch tut 🙂

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