Die Jugend von heute hat es wahrlich schwer. Nicht nur aufgrund von schlechtere Perspektive was das Berufsleben angeht, nicht nur wegen des Leistungsdrucks eines verkürtzten Abiturs oder der Isolation des Alltags. Mir tut die Jugend auch leid, wegen des Problems der Aufgeschlossenheit ihrer Eltern. Wenn ich als Jugendlicher in Jeans und Turnschuhen (dazu abhängig von der Jahreszeit Jeansjacke oder Parka) das Haus verliess , war dies für meine Mutter schon schlimm. Wie gern hätte sie mich in Bundfaltenhose, Hemd und Pullunder (ARRRGGGGGLL!) gesehe (Sorry Mama, DAS ging gar nicht!). Als dann die Hosen mit dem weiten Schlag kamen (die waren ja zwischendurch mal wieder modern), gab es ein Familienstress, denn Oma schenkte mir natürlich eine. Omi, Du bist unvergessen und ich weiss, von deiner Wolke aus lächelst Du JETZT. Das Drama war perfekt, als ich mir mit 15 oder 16 – meine Eltern machten den Fehler ohne mich in den Urlaub zu fahren – ein Ohrloch stechen liess. Der Urlaub war vorbei, das Ohrloch verheilt und ich galt bei meinem Vater als homosexuell, denn „Nur Schwule tragen sowas“.
Und heute? Wenn heute ein Jugendlicher mit einem Ohrstecker ankommt, das interessiert keine Sau. OK, die Hosen mit dem Schritt auf Kniehöhe sehen echt scheisse aus, aber ich belächel es und würde deshalb kein Drama machen. Selbst ein Tatoo meiner Tochter würde nur mein Interesse wecken und wehe Sie hätte es nicht im „Red Corner“ stechen lassen. Was bleibt den Kids denn heute noch über unser Aufsehen zu erregen und uns zu genau DER Reaktion zu verleiten, die in der Pubertät normal ist: Erwachsene provozieren.
Vielleicht haben Dieter Bohlen und Tokio Hotel deshalb so viele Fans und die ganzen „Deutschland sucht den Superdeppen“-Shows so einen Erfolg. OK, Kids. DARÜBER kann ich mich aufregen. Reicht jetzt. Ich könnt den Dreck abschalten.