Vorhin ist es passiert: Mir wurde unterstellt, ich würde mich mich Nazis solidarisieren – sie schützen. Es gibt kaum etwas, dass einen derartigen Stich in mein Herz bedeutet, wie diese Behauptung.
Mein Fehler ist: Ich fordere gleiche Rechte für alle Menschen. Egal welche Gesinnung, Religion, Hautfarbe oder Schuhgröße sie haben. Denn dieser Grundsatz – so meine Meinung – ist einer der Stützpfeiler unseres Systems. Waren es nicht gerade Nazis, die Menschen in „die“ und „wir“ aufteilten? Die „uns“ Rechte einräumten und „denen“ die Rechte nahmen? Wie kann ich meine Werte verteidigen, wenn ich – um dies zu tun – gegen ebendiese verstoße?
Ja, es gibt ganz üble Menschen in diesem Land (und in anderen Ländern auch..). Und ja, man muss unsere Werte schützen, man muss Menschen schützen. Gerade die Schwachen und Wehrlosen, egal ob es Arbeitslose, Obdachlose, Rentner, Kranke, Geringverdiener, Flüchtlinge oder Andere sind. Jeder muss sich mit den Schwachen solidarisieren und darf die Hilfe nicht von irgendwelchen Attributen abhängig machen.
Die Gretchenfrage ist: Welche Mittel sind legitim um die Gegner unserer Rechtsordnung in die Schranken zu weisen? Ist es legitim den politischen Gegner abseits des Rechtssystems zu verfolgen? Das Recht selbst in die Hand zu nehmen? Hier ist meine klare Position: NEIN! Denn wenn ich dies tue, so muss ich – als alter Freund von Kant und dem kategorischen Imperativ – dem Anderen eben dieses Recht zugestehen.
Ja, es gilt dicke – also WIRKLICH dicke – Bretter zu bohren. Denn es ist nicht nur etwas faul im Staate Dänemark, auch in Deutschland stinkt einiges zum Himmel. Es ist egal wohin ich schaue, ob es der Verfassungsschutz ist, Polizeibeamte, Richter oder gar Politiker der „etablierten“ Parteien. Überall scheint das rechte Auge getrübt zu sein.
Womit wir so langsam anfangen die Ursache zu identifizieren: Es sind die Rechten an den Hebeln der Macht. Es ist nicht der kleine Schläger aus Hoyerswerda das ursächliche Problem. Es ist die Gesellschaft und es sind deren Institutionen, die diesem Schläger den Weg ebnen.
Ja, man kann und muss auf allen Ebenen Aktivitäten zeigen, Änderungen herbeiführen. Aber es muss auf dem Boden der von uns geschätzten Rechtsordnung geschehen. Die Mittel hierzu sind u.A.: Geht wählen! Zeigt Übergriffe an! Helft den Opfern (lasst sie am besten nicht mal Opfer werden). Meldet euch als Zeuge bei Übergriffen durch die Polizei. Verhindert durch Kadergehorsam entstehende Fehlurteile. Bekämpft den Überwachungsstaat. Es gibt so viel zu tun. Tut es – auf allen Ebenen. Aber bitte begebt euch nicht in die niederen Ebenen der Auseinandersetzung. Dort haben die Dummen einen Heimvorteil.
Bin ich Nazi? Sicher nicht? Solidarisiere ich mich mit Nazis? Garantiert nicht. Nehme ich Nazis in Schutz? Ja, denn auch denen stehen gewisse Rechte zu. Wer sich erdreistet dem Gegner die Grundrechte unserer Gesellschaft zu entziehen, ist um keinen Deut besser als eben diese.