Was sind eigentlich Graumimporte und warum gibt es sowas überhaupt?
Als Grauimport, wird der nicht durch den Hersteller autorisierte Import eines Originalproduktes bezeichnet. Grauimporte lohnen sich, wenn der Preis zwischen verschiedenen Ländern oder Regionen so sehr differenziert, dass die Transportkosten nur einen kleinen Teil der Preisdifferenz ausmachen.
Wenn ich also ein Produkt „x“ in Deutschland zu einem Preis von €100.- versuche im Markt zu plazieren und selbes Produkt in z.B. den USA für €50.- anbiete, darf ich mich nicht wundern, wenn jemand auf die Idee kommt, dieses Produkt aus den USA zu importieren und in Deutschland für €80.- anbietet.
Nun gibt es Hersteller, die Energie in die Aufklärung und Unterbindung von sogenannten Grauimporten setzen. Ich frage ich: Warum? Der Preis eines Produktes ergibt sich aus:
- Entwicklungskosten
- Produktionskosten
- Transport, Logistik, Vertrieb/Distribution
- Marketing
Diese Kosten sind generell – für ein Produkt – weltweit gleich, nur die Transportkosten unterscheiden sich. Diese treffen aber auch die Grauimporteure. Da ich als Hersteller typischerweise wesentlich grössere Mengen transportiere, als ein Grauimpoteur, habe ich hier sogar einen (kleinen) monetären Vorteil.
Der Hersteller Canon war gerade in den Schlagzeilen, weil ein „Schlag gegen Grauimporte“ umgesetzt wurde.
In der Computer Reseller News ist zu entnehmen:
Der Parallelimporteur hat nach Angaben von Canon rechtliche Bestimmungen umgangen, illegale Wege genutzt und sich Ware verschafft, die nicht für den europäischen Markt – und damit auch nicht für dessen Bedarf – bestimmt ist. Über fehlende Garantie, fehlende Bedienungsanleitungen und eventuell fehlendes Zubehör werden günstigere Preise möglich, als sie der deutsche Fachhandel bieten kann. Auch die Tatsache, dass keine Urheberrechtsabgaben, Einfuhrumsatzsteuer und keine Gebühren für das duale System entrichtet werden, ermöglicht es den Parallelimporteuren, handelsübliche Preise zu unterbieten.
All diese Argumente lesen sich auf den ersten Blick doch ganz nett, ABER: Derjenige, der Produkte in den Markt importiert ist für jegliche o.a. Kostenfaktoren verantwortlich. Ich wage deutlich zu bezweifeln, dass für die Produkte keine Einfuhrumsatzsteuer gezahlt wurde, dafür ist das Bundesfinanzministerium in Form des Zolls zuständig. Und wer schon einmal auch nur eine Jeans aus den USA hat einfliegen lassen, weiss, dass der Zoll seine Gebühren ganz sicher einzieht, dieses Argument ist also absoluter Schwachsinn. Nur kleine Dödel, die mal eben ein gerät im Kofferaum über die grüne Grenze karren, kommen für diese „Idee“ in Frage. Die Garantie wird über dne Importeur, etwaige Gebühren für das duales System ebenfalls. Es ist ja nicht so, dass es hier einen rechtsfreien Raum gebe. JEDER Händler kann all diese Abgaben entrichten.
Vielmehr sind die Hersteller aufgefordert endlich auch einmal die Endkunden an den „globalen Märkten“ profitieren zu lassen. Oder warum kosten Jeans ‚in den USA ein Drittel dessen, was sie auf dem deutschen Markt kosten?Es ist für mich – als Verbraucher – nicht einsehbar, warum gleiche Produkte zu so eklantant unterschiedlichen Preisen in den Markt gebracht werden.
An Canons Problemen haben die deutschen Kunden zu leiden, denn Canon bietet – „wegen der Grauimportproblematik“ – auf der Webseite keine deutschen Handbücher mehr an. Das heisst: Wenn der deutsche Kunde, der wegen Umzugs, Kaffeeschaden oder ähnlichem kein lesbaren Manual mehr zur Verfügung hat, darf – wahrscheinlich kostenpflichtig – den Fachhändler seine Wahl um Ersatzlieferung bitten.
Ich denke du müsstest mal Deine Schreiben überdenken. Auf der einen Seite predigst Du gegen internationalen Handeln und hier forderst Du ihn?
Da bin ich weitaus kongruenter. ich forder mehr freien Handel und ich forder weniger Geld für unwirtschaftliche Betriebe. Klar ich bin ja nur ein kleiner „Softwareentwickler“ was weiß ich schon von den ach so weisen Politikern….
@Friedrich:
Freier GLEICHER Handel. Gleiches weltweites Recht für Hersteller (Arbeiter!!) und Konsumenten.
Aber von Politik verstehe ich auch garnix. Ich hoffe nur ein wenig von Moral und Ethik verstanden zu haben. 🙂
Also doch Handel aber was heißt frei und gleicher Handel. Du willst doch nicht behaupten der Handel sei frei. oder?
@Friedrich:
Siehe Artikel: Wenn der Handel FREI agiert, produziert er den Unmut der Produzenten, da er „grau“ importiert. Es sind die Konzerne…. Wieder einmal. Egal in welchem Bereich.
Nun der kleine Händler hat durchaus Vorteile im Import, denn der o.g. Absolute Schwachsinn ist genau das. Beim Import hat man soviele Möglichkeiten, da lässt sich einiges an Geld sparen.
Ebenso ist es ganz richtig: jeder Händler kann diese Abgaben entrichten, ob es passiert steht auf einem anderen Blatt.
Es mag sicherlich gewollte Verzerrungen seitens der Hersteller geben, aber was formale Deklaration der Ware angeht tendieren größere Organisationen eher dazu nach dem Gesetzt zu spielen. Bei kleinen Händlern ist es viel einfacher ‚aus versehen‘ einen Zahlendreher bei der 1 und der 9 produziert zu haben.
@LouisQ:
Ob der Händler Abgaben abführt, betrifft nicht die Problematik „Grau“import, sondern einzig das einhalten von gesetzlichen Regelungen. Auch Hersteller/offizielle Importeure KÖNNEN den „Grünen Punkt“ auf die Verpackung drucken, ohne die Gebühren abzuführen.
Warum kosten Levis 501 in den USA ca. 30U$ und in Deutlschland 70€? Nur weil die Zolldeklatration mehrfach geprüft wird? Warum ist es preiswerter ein in Deutschland produziertes Kraftfahrzeug in den USA zu kaufen, es umrüsten zu lassen und nach Deutschland zu reimportieren, als es direkt in Deutschland zu kaufen?
Das ist doch letztendlich Betrug am Verbraucher.
Ich habe nicht bestritten das es gewisse Verzerrungen seitens der Hersteller gibt.
Allerdings betrifft das Abführen von Abgaben schon die thematik, denn wenn ich daran etwas spare wird das Produkt billiger. Dabei geht es nicht nur um Dinge wie den grünen Punkt.
Es sind, zumindest zum Teil, wirklich die unterschiedlichen Abgaben. Schauen wir einmal nach Frankreich und schon stellen wir fest das die Urheberabgaben da ganz andere sind. Also Importiere ich nach DE, zahle die Abgaben nicht da ich die Ware weiter nach FR verkaufe. In Frankreich aber ‚vergesse‘ ich genau diese Abgaben, denn die Ware ist ja im freien Verkehr der EU. Das ist ein SEHR einfaches Model, aber so ist das möglich. Natürlich fällt länderspezifisches Konfektionieren weg (zumindest im Falle von Canon)
Zu den Jeans: Als ich Anfang des Jahres in den Staaten war kosteten die 39$US vor Sales Tax, allerdings ist das immer noch billiger. Aber vielleicht werden die hier ja auch billiger. Zum 31.12. fallen die 9,6% Zoll weg die in der EU zu entrichten sind. Vielleicht kippt aber nur die Zollpräferenz und dann müssen wieder 12% Zoll gezahlt werden.
Sei es drum, ich will nicht abstreiten das Hersteller ihre Preise beliebig festsetzen können, wie fair das ist steht auf einem anderen Blatt. Aber grade bei den Abgaben gibt es schon starke Optimierungsmöglichkeiten.
@LouisQ:
Ich habe bewusst zwei Beispiele genutzt die wirklich anwendbar sind: Jeans und PKW. Die Jeans kriegst Du in den USA auch billiger als 39U$ 🙂
Was etwaige Machenschaften angeht, die gesetzliche Abgaben – welche nicht abgeführt werden – angeht, so habe diese nichts mit Grauimporten zu tun. Das ist eine ganz andere Baustelle. Man sollte dies nicht vermengen..