Die Kosten des modernen Ablaßbriefes

Früher – als der Adel die Kirche noch als zweite macht neben König und Kaiser anerkannte – wurden die Ablaßbriefe vom Papst erstellt und von den – vielleicht nicht reuigen, aber liquiden – Sündern für großzügige Spenden erstanden. Der Dominikanermönch Johann Tetzel seine Ablaßbriefe pries damals die Ablaßbriefe wie folgt an:

„Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt“

Heute funktioniert das anders. Der Papst hat für die moderne, aufgeklärte Welt nur noch die Funktion eines Grüßaugust. Wer nicht zu den Ewiggestrigen gehört, weiss dass die zweite Macht heutzutage die Medien sind. Heute müsste Tetzels Spruch wie folgt heissen:

Wenn der Werbeetat im Eingang klingt, das Bild auf die erste Seite springt.

Guttenberg zeigt uns allen, wie es heute funktioniert und spendet – wie er sich damals schon seine Doktorarbeit kaufte – den Werbeetat des Verteidigungsministeriums an den Springerverlag, der schliesslich stets zu Gutti hielt:

Das Ministerium musste einräumen, dass Anzeigen für die Bundeswehr-Werbekampagne 2011 zunächst nur in Bild, Bild am Sonntag und bild.de geschaltet würden. Dafür erhalten die beiden Blätter und ihre Online-Ausgabe in den ersten vier Wochen rund 600.000 Euro, in weiteren Phasen der Kampagne einen noch nicht bezifferten weiteren hohen Betrag.

Die Springer-Medien sind dem Bericht zufolge die einzigen, mit denen die Verantwortlichen des Werbefeldzugs bislang Verträge abgeschlossen haben.

Quelle Süddeutsche. So versucht sich Guttenberg weiterhin sein Ansehen zu erkaufen. Ein typisches Kohlkind. Man kann alles tun, jede Schandtat ist OK – man muss nur entweder zahlen oder lange genug die Anschuldigungen ignorieren. Guttenberg macht es also mit Geld: Erstmal 600.000 € – wobei der gesamte Etat bei 5,7 Millionen Euro liegt. Aber es müssen ja auch noch ein paar Fähnchen gekauft werden.

Ein widerliches Pack, dass wir uns da heran gezüchtet haben. Und damit meine ich sowohl die käuflichen Machtmedien, als auch Personen die glauben sich mit Geld alles kaufen zu können. OK, eine Pornosteffi ist vielleicht so blöd, dass sie auf Titel und Geld hereinfällt. Aber warum auch 80 Millionen andere Deutsche?

Warum Sascha Lobo quasi zur SPD gehört

Die TAZ schreibt einen Artikel über die erfolglosen Versuche der SPD bei den „jungen und internetaffinen“ Wählern wieder mehr Profil zu zeigen. Die  Geheimwaffe der SPD: Sascha Lobo. Allein die Farbe des Irokesen scheint Hern Lobo ja geradezu zur SPD zugehörig zu kennzeichnen.

Der 34-Jährige wurde doch noch zum erfolgreichen Geschäftsmann und erhielt einen Werbevertrag mit dem Telekommunikationsriesen Vodafone. Dabei übersah Lobo offenbar, dass sich der Konzern für das Internetsperrengesetz ausgesprochen hatte, das Lobo vor allem mit moralischen Argumenten wortreich bekämpft hatte. Entsprechende Kritik gab es aus der Bloggerszene.

Als wäre dies nicht genug, gilt auch die Werbekampagne als gefloppt. Denn die, die Lobo aus dem Netz kennen, finden sie peinlich. Und die anderen erkennen den Typen mit dem roten Iro einfach nicht. Bleibt Lobo also nach diesem erneuten kommerziellen Misserfolg der Rückzug in den Parteiauftrag. Vielleicht gewinnt Lobo ja ein paar Stimmen für die SPD. Oder man geht gemeinsam unter.

Irgendwie tut mir Herr Lobo schon fast leid. Gestern noch ein vom (subjektiven) „Erfolg“ verwöhnt, heute zum glücklosen Maskottchen der SPD herunter gewirtschaftet.

Merke: Ein Grimme Online Award macht weder ein tragfähiges Geschäftskonzept, noch erhöht es den „wir alle lieben dich“-Faktor.

Ich teile die  Einschätzung der TAZ: Hoch geflogen und (subjektiv) tief gestürzt.