Interpretation der echten Rücktrittsrede Guttenbergs

Ich irrte, als ich dachte auch bei seiner Rücktrittsrede würde Guttenberg wieder nur eine billige Kopie nutzen. Dennoch möchte ich die alte Tradition der Redeninterpretation an dieser Stelle fortsetzen. Der Wortlaut stammt von der Hamburger Morgenpost:

Ich habe die Bundeskanzlerin in einem freundschaftlichen Gespräch informiert, dass ich mich von meinen politischen Ämtern zurückziehen werde – und um meine Entlassung gebeten.

Da habe ich nix zu kommentieren, ausser dass ich mich frage, ob das Gespräch wirklich das Prädikat „freundschaftlich“ verdient hat. Schliesslich ist die Kanzlerin heute Morgen in Hannover auf der CeBit unterwegs gewesen und wird eher „Scheisse, warum heute“ gedacht haben, als an Höflichkeitsfloskeln für den Landadel zu denken.

Es ist der schmerzlichste Schritt meines Lebens.

Sei froh, dass noch kein Freund oder naher Verwandter von dir gestorben ist. Vor den Sarg eines nahen Menschen zu treten ist verdammt viel schmerzvoller, als nur ein Amt nieder zu legen. Obschon ich so boshaft bin und glaube, dass es eher der Verlust des Titels „Verteidigungsminister“ ist der so schmerzt.

Ich gehe ihn nicht allein wegen meiner so fehlerhaften Doktorarbeit – wiewohl ich verstehe, dass dies für große Teile der Wissenschaft ein Anlass wäre.

Nein, es ist nicht die „fehlerhafte“ Doktorarbeit. Es ist die Art wie Sie mit ihren eigenen Fehlern umgehen, diese kleinreden und ignorieren. Etwaige Kritik als „abstrus“ versuchen zu ignorieren. Es geht nicht um Zitate, sondern um Betrügereien und um die verlorene Glaubwürdigkeit eines Blenders!

Der Grund liegt im Besonderen in der Frage, ob ich den höchsten Ansprüchen, die ich selbst an meine Verantwortung anlege, noch nachkommen kann.

Der einzige Anspruch, den Sie an sich selbst gestellt zu haben scheinen ist, sich selbst gut zu verkaufen: Als Selbstdarsteller – aber nicht als Persönlichkeit. Dieser Satz ist typisch für Menschen wie Sie, die ich ehere als Wasch- oder Jammerlappen bezeichnen würde, denn als Charaktermenschen oder gar Vorbild.

Ich trage bis zur Stunde Verantwortung in einem fordernden Amt.

Und sowohl das Amt, als auch die Beschäftigten werden froh sein, dass sie diesem Amt und den unterstellten Dienststellen und vor allem Menschen nun nicht zur last fallen.

Verantwortung, die möglichst ungeteilte Konzentration und fehlerfreie Arbeit verlangt:

Fehlerfreie Arbeit? Was verstehen SIE von fehlerfreier Arbeit? Haben Sie ihre Doktorarbeit schon verdrängt? Das geht bei Ihnen aber schnell.

Mit Blick auf die größte Bundeswehrreform in ihrer Geschichte, die ich angestoßen habe und mit Blick auf eine gestärkte Bundeswehr mit großartigen Truppen im Einsatz, die mir engstens ans Herz gewachsen sind.

Ihnen ist doch höchstens der Presserummel und diese tollen Seite-Eins Fotos der Springerpresse ans Herz gewachsen. Wie George W. glänzten Sie mit Helm und Ray-Ban. Sorry. Aber soldatischer Beistand geschieht im Hinterzimmern und nicht bei Kerner.

Wenn allerdings – wie in den letzten Wochen geschehen – die öffentliche und mediale Betrachtung fast ausschließlich auf die Person Guttenberg und seine Dissertation

Nochmal – ich weiss Haargel wirkt sich auf das Hirn aus: Es ist der Betrug und es sind die Lügen, die Ihre Personen in die Medien trieben. Die mangelnde Ehrhaftigkeit und die fehlende Moral. Sie waren eine Schande für das Land und das Amt, das die bekleideten. Deshalb hielten Sie sich in den Medien.

statt beispielsweise auf den Tod und die Verwundung von 13 Soldaten abzielt, so findet eine dramatische Verschiebung der Aufmerksamkeit zu Lasten der mir Anvertrauten statt.

Darf ich das mal übersetzen? „So sehr ich mich auch bemühte, selbst der Tod von Soldaten war nicht in der Lage meine Verfehlungen zu überspielen, dies bereue ich sehr“. Denn der Tod von Soldaten geht parallel zu den Betrügereien ebenfalls auf ihr Konto (und das der Bundeskanzlerin sowie der gesamten Regierung). Aber es ist (um ihre Worte zu gebrauchen) abstrus zu erklären, dass man ihnen keine Verfehlungen vorwerfen darf, solange wir uns im Krieg befinden. Damit wäre jeder SS-Scherge in Nürnberg straffrei geworden: War ja Krieg.

Unter umgekehrten Vorzeichen gilt Gleiches für den Umstand, dass wochenlang meine Maßnahmen bezüglich der Gorch Fock die weltbewegenden Ereignisse in Nordafrika zu überlagern schienen.

Wissen sie, wie man das in der Psychiatrie nennt: Mangelnde Krankeitseinsicht. Herr lepsius wird meine Einschätzung wahrscheinlich teilen. Es ist interessant, wie Sie stets versuchen sich als Opfer hinzustellen, obschon Sie durch ihr Verhalten zumindest Mittäter wurden. Aber sie benehmen sich wie der kleine Junge, mit schokoladenverschmiertem Mund und klebrigen Finger, der – mit treuem Blick – versucht zu erklären: „Ich habe war nicht an der Schololade“

Wenn es auf dem Rücken der Soldaten nur noch um meine Person gehen soll, kann ich dies nicht mehr verantworten.

SIE sind Schuld – Sie haben die Schande schon an sich getragen als Sie Wirtschaftsminister wurden. Ihr ganzes Leben ist auf Lügen aufgebaut. Ihr Lebenslauf gleicht dem Münchhausens. Wenn so ein Scharlatan ein Amt bekommt, sieht es halt schwach aus für die Schutzbefohlenen. So könnte man höchstens Ihnen die Schuld nehmen und sie ihren Protektoren und Fürsprechern überreichen.

Und deswegen ziehe ich – da das Amt, die Bundeswehr, die Wissenschaft und auch die mich tragenden Parteien Schaden zu nehmen drohen – DIE Konsequenz, die ich auch von anderen verlangt habe und verlangt hätte.

1) Diese Konsequenz wäre schon vor Tagen fällig gewesen. Wie ein Aal haben Sie sich gewunden um noch irgendwie im Amt bleiben zu können. und 2) der Schaden ist bereits angerichtet.

Ich habe, wie jeder andere auch, zu meinen Schwächen und Fehlern zu stehen.

Eine ihrer Schwächen ist, die eigene Schuld nicht verantworten zu wollen. Ein Mann reagiert viel früher als Sie. Sie müssen mit der Leichtigkeit eines Geldschranks zu den erforderlichen Schritten getreten werden.

Zu großen und kleinen im politischen Handeln bis hin zum Schreiben meiner Doktorarbeit.

Ihre Doktorarbeit ist kein Fall von Schwäche oder Fehler, sondern ein kapitaler Betrug. Ihre steten Lügen – die sich bis in ihre Rücktrittsrede fortsetzen sind es, die  uns Bürger ihre wahre Jämmerlichkeit zeigen.

Und mir war immer wichtig, diese vor der Öffentlichkeit nicht zu verbergen.

Das ist die Stelle, an der Volker Pispers schallend losprustet – wette ich. Sie haben nicht versucht zu verbergen? lä-cher-lich! Was sie taten war nicht der offene Umgang mit ihren Schwächen, sondern ein stetes Verschleiern der eigenen Unzulänglichkeit. Sie sind eine Wurst mit Adelstitel und dem Adelsumhang. Wenn man sich beides wegdenkt ist da nichts als Schall und Rauch.

Deswegen habe ich mich aufrichtig bei all jenen entschuldigt, die ich aufgrund meiner Fehler und Versäumnisse verletzt habe und wiederhole dies auch ausdrücklich heute.

Sprechen Sie mit dieser Zeile von Menschen wie:

  • Der Stammbesatzung der Gorch Fock?
  • Speziell auch dem Kapitän Norbert Schatz?
  • Den Menschen, denen Sie in der Kundus-Affaire in den Arsch traten?
  • Ihrem Doktorvater?
  • Der Universität Bayreuth
  • Allen Doktoranten und Trägern von wissenschaftlichen Titeln?
  • Und all denen die ich hier jetzt nicht aufzähle, an die aber gedacht werden sollte?

Manche mögen sich fragen, weshalb ich erst heute zurücktrete.

Weil Menschen ohne Arsch in der Hose sehr viel Druck von draussen bedürfen, bevor sie sich dem unabwendbaren fügen. Sie sind ein Sesselkleber.

Zunächst ein möglicherweise für manche unbefriedigender, aber allzu menschlicher Grund. Wohl niemand wird leicht geschweige denn leichtfertig das Amt aufgeben wollen, an dem das ganze Herzblut hängt.

Wieder sprechen Sie vom Amt, meinen aber nur den Titel.

Ein Amt, das Verantwortung für viele Menschen und deren Leben beinhaltet.

Und dass einen Menschen erfordert, der verantwortungsbewusst handeln kann. Dies haben Sie für sich bereits mit dem Erstellen ihrer Doktorarbeit verneint. Leider wurden Sie zu hoch gefeiert und haben selbst anscheinend den Schwachsinn geglaubt, den die Springerpresse über sie schrieb,

Hinzu kommt der Umstand, dass ich mir für eine Entscheidung dieser Tragweite – jenseits der hohen medialen und oppositionellen Taktfrequenz – die gebotene Zeit zu nehmen hatte.

Ach, für einen Rücktritt bedarf es Ruhe – aber andere Menschen aus dem Amt kegeln, das macht man nebenbei, nachdem man einen Anruf der Bildredaktion hatte? Sie sind unsagbar erbärmlich. Viel winziger als Lebewesen, als ich es vermag in Worte zu fassen.

Zumal Vorgänge in Rede stehen, die Jahre vor meiner Amtsübernahme lagen.

Sie haben sehr früh angefangen ihre gesamte Selbstdarstellung auf ein Lügengebilde aufzubauen. Es ist ausschliesslich Ihre Schuld, dass sie dies nicht beendeten. Sie hatten die Möglichkeit schon bei den ersten Verdachtsmomenten sich vor die Presse zu stellen und zu erklären:“ Meine Doktorarbeit ist Betrug und auch mein Lebenslauf ist an vielen Stellen geschönt“.  Es hätte weh getan, aber hätte gezeigt, dass der ehemalige Lügner in der Lage ist sich zum positiven zu ändern. Mit dieser Reede beweisen Sie, dass sie weiterhin Fehler erst zugeben, wenn die Beweislast überwältigend ist.

Nachdem dieser Tage viel über Anstand diskutiert wurde, war es für mich gerade eine Frage des Anstandes zunächst die drei gefallenen Soldaten mit Würde zu Grabe zu tragen und nicht erneut ihr Gedenken durch Debatten über meine Person überlagern zu lassen. Es war auch ein Gebot der Verantwortung gegenüber diesen, ja gegenüber allen Soldaten.

Ich habe manchmal das Gefühl, Sie glauben diesen Schwachsinn selbst, den Sie da von sich geben? Oder ziehen Sie an der Stelle die „von der Leyen“-Karte und hoffen auf eine gnädige Berichterstattung der BILD? Da muss ich Sie enttäuschen – typischerweise zerfetzt die Springerpresse ihre ehemaligen Nesthäkchen noch schneller, als diese Blender wie Sie aufbauen kann.

Und es gehört sich, ein weitgehend bestelltes Haus zu hinterlassen, weshalb letzte Woche noch einmal viel Kraft auf den nächsten, entscheidenden Reformschritt verwandt wurde, der nun von meinem Nachfolger bestens vorbereitet verabschiedet werden kann. Das Konzept der Reform steht.

Ja? Da las man gerade dieser Tage vieles, was auch dieses unglaubwürdig erscheinen lässt.

Angesichts massiver Vorwürfe bezüglich meiner Glaubwürdigkeit ist es mir auch ein aufrichtiges Anliegen, mich an der Klärung der Fragen hinsichtlich meiner Dissertation zu beteiligen.

Da gibt es nix mehr zu klären – anscheinend sind die Pillen zu stark dosiert: Der Doktortitel wurde ihnen wegen Ihrer Betrügereien aberkannt. Fall erledigt!

Zum einen gegenüber der Universität Bayreuth, wo ich mit der Bitte um Rücknahme des Doktortitels bereits Konsequenzen gezogen habe.

Sie – und ich glaube sogar, dass sie zu uninformiert sind um dies zu wissen – können einen Doktortitel nicht zurück geben. Sie brauchen ihn nicht tragen, aber zurück geben geht nicht.

Zum anderen habe ich zugleich Respekt vor all jenen, die die Vorgänge zudem strafrechtlich überprüft sehen wollen. Es würde daher nach meiner Überzeugung im öffentlichen wie in meinem eigenen Interesse liegen, wenn auch die staatsanwaltlichen Ermittlungen etwa bezüglich urheberrechtlicher Fragen nach Aufhebung der parlamentarischen Immunität – sollte dies noch erforderlich sein – zeitnah geführt werden könnten.

Ja, das wäre schön. Aber dazu wird es wahrscheinlich aufgrund von Parteizugrhörigkeit und des Geldes, dass Ihre Vorfahren dem einfachen Menschen stahlen, nicht kommen.

Die enorme Wucht der medialen Betrachten meiner Person – zu der ich selbst viel beigetragen habe – aber auch die Qualität der Auseinandersetzung bleiben nicht ohne Wirkung auf mich selbst und meine Familie.

Meine Mutter sagte mir immer: Sohn, überlege dir die Folgen, bevor Du etwas tust. Meine Mutter ist zwar keine Adlige, aber was ihre Tipps angeht, war auf sie Verlass. Wer mit dem Feuer spielt kann sich verbrennen – das gilt auch für Blaublüter.

Es ist bekannt, dass die Mechanismen im politischen und medialen Geschäft zerstörerisch sein können. Wer sich für die Politik entscheidet, darf – wenn dem so ist – kein Mitleid erwarten. Das würde ich auch nicht in Anspruch nehmen. Ich darf auch nicht den „Respekt“ erwarten, mit dem Rücktrittsentscheidungen so häufig entgegengenommen werden.

Wer hat Ihnen diesen Satz diktiert? Nein, Respekt haben Sie lange verspielt.

Nun wird es vielleicht heißen, der Guttenberg ist den Kräften der Politik nicht gewachsen. Das mag sein oder nicht sein. Wenn ich es aber nur wäre, indem ich meinen Charakter veränderte, dann müsste ich gerade deswegen handeln.

Nee, Meister- Die einzige Möglichkeit, die ich sehe einen verkorksten Charakter wie deinen wieder hin zu kriegen ist: Lossagen von allen falschen Freunden und 4 Jahre von Hartz-IV leben. Das klart den Kopf auf und gewährt eine Sicht aufs Wesentliche. Wer aber wieder in das elterliche Schloss mit den goldenen Löffeln zurück kehrt, der wird nicht wahrlich den Kopf von all dem Mist befreien können.

Ich danke von ganzem Herzen der großen Mehrheit der Deutschen Bevölkerung, den vielen Mitgliedern der Union, meinem Parteivorsitzenden und insbesondere den Soldatinnen und Soldaten, die mir bis heute den Rücken stärkten, als Bundesminister der Verteidigung nicht zurück zu treten.

Und damit den Schaden für dieses Amt noch weiter manifestiert haben. Tolle Freunde hat der Mann.

Ich danke besonders der Frau Bundeskanzlerin für alle erfahrene Unterstützung und ihr großes Vertrauen und Verständnis.

Verständnis? Da ich teilweise Personalverantwortung habe, würde ich diese Fähigkeit der Kanzlerin eher als Unverständnis bezeichnen. Mangelnde Menschenkenntnis und festklammern an Fehlentscheidungen.

Es ist mir aber nicht mehr möglich, den in mich gesetzten Erwartungen mit dem mir notwendigen Maß an Unabhängigkeit in der Verantwortung gerecht zu werden.

Das ist die menschlich-charakterliche Schwäche, die dieses verantwortet. Nicht die Kritiker und auch nicht die Medien sind Schuld.

Insofern gebe ich meinen Gegnern gerne recht, dass ich tatsächlich nicht zum Selbstverteidigungs-, sondern zum Minister der Verteidigung berufen wurde.

Aber sie taten es stets: Sie traten eher als Meister der Selbstverteidigung und der öffentlichen Inszenierung auf, denn als Fachmann für Sachthemen.

Abschließend ein Satz, der für einen Politiker ungewöhnlich klingen mag:

Ich war immer bereit zu kämpfen, aber ich habe die Grenzen meiner Kräfte erreicht.

DAS hatten Sie bereits als Sie sich entschieden eine Doktorarbeit zu schreiben. Sie hätten weiterhin in aller Stille so tun sollen, als arbeiten Sie im elterlichen Betrieb.

Vielen Dank!“

Das Deutsche Volk dankt für Ihren Rücktritt.

Wegtreten Du dämlicher Uffz der Reserve und Schande der Gebirgsjäger.

Hat Google Chef als Kind immer gelogen?

Wenn ich bei Golem lese:

Ist Ihnen Ihre persönliche Seite in dem sozialen Netzwerk Ihrer Wahl peinlich geworden? Wollen Sie Ihre Jugendsünden vergessen machen? Dann hat der Google-Chef einen Rat für Sie: Wechseln Sie doch einfach (in Zukunft) Ihren Namen!

[…]

Doch Google-Chef Eric Schmidt hat einen durchaus ernst gemeinten Vorschlag parat, wie sich dieses Problem zumindest für Teenager lösen ließe. Sobald sie die Volljährigkeit erreichen, sollten Jugendliche einfach ihren Namen wechseln. Auf diese Weise könnten Teenager mit einer weißen Weste ins Erwachsenenleben starten. Das schlug Schmidt gegenüber den Journalisten des Wall Street Journal vor.

Sorry, aber ich muss dabei an jemanden denken, der nicht genügend Arsch in der Hose hat zu dem Mist den er gemacht hat zu stehen. Wer kennt den Typus Feigling nicht, der – wenn die Vase/Fensterscheibe zerdöppert ist – erklärt es wäre der kleine Bruder/Hund/Nachbarsjunge/böser Mann gewesen? Irgendjemand fremdes halt.

Mir ist ein Erwachsener mit „Jugendsünden“ lieber, als ein Erwachsener ohne Kindheit. Wird man später mehrfach den Lebenslauf wechseln dürfen? Nach jeder Firmenpleite/Steuerbetrug eine neue Identität? Natürlich ist das eine Vorstellung, die jedem Manager feuchte Träume bereitet, aber so geht das Leben nicht. Man hat eines – genau eines. Es sei denn, man kommt ins Zeugenschutzprogramm. Und als Petze kann ich mir die „Menschen die nie schuld sind“ auch gut vorstellen.

Lobo, Schnutinger und lernen aus der Vergangenheit

Ich habe zu der – so genannten – Vodafail-Aktion bislang nur festgehalten, dass die Aktion als reine Marketingaktion so unerfolgreich nicht sein kann. Vodafon ist in aller Munde – was will man mehr? Wenn man rechnet was Anzeigen in Print- und Onlinemedien kosten ist die Reichweite doch klasse. Viral auf eine GANZ neue, frische Art.

Als ich eben mit meiner Prinzessin leckerstes Esssen  (Filetstückchen im Speckmantel & Salat, Sättigungsbeilage: Reis) einnahm, unterhielten wir uns über Ute Hamelmann. Ute Hamelmann ist in der Bloggerwelt auch als Schnutinger bekannt. Ute bloggte sorgenfrei vor sich hin, erzählte in Comics wirklich lustige Geschichten und gab uns etwas von Ihrer Welt ab.  Web 2.0 eben.

Aber halt!  Web 2.0…… ist das nicht sowas wie Web 0.0? Wie fing das im Web denn an? Waren es nicht die User – typischerweise aus dem Umfeld der Universitäten – die das Web mit Inhalten füllten. User-gererated-content halt. Web 1.0 ist der Einzug des Kapitals, das irgendwann (Dank AOL und Telekom) die kuschelige HTML-Welt mit einer Registrierkasse am Ausgang ausstattete? Und was ist Web 2.0? Web 2.0 müsste dann mit der Datenrevolution gleichzusetzen sein. Die User holen sich das Netz zurück. Und ausgerechnet ein internationaler Konzern lässt sich dahingehend beraten, die „Revolutionäre“ vor den Karren der Konterrevolution zu spannen?

Wenn wir also den Versuch Vodafons als Versuch der Konterrevolution, als Einschleichversuch in die subversiven Reihen ansehen, ist es klar, dass Lobo, Hamelmann, Niggemeier, Haeussler und Konsorten – die alle irgendwie den Vodafon-Karren mitziehen wollten und sollten – als Konterrevolutionäre von den Bewohnern der digitalen Welt angeprangert werden.

Was passiert nun also mit den Web 2.0ern, die sich so öffentlich auf die Seite des schnöden Mammons stellen? Diverse Adnation-Blogs haben ein bisschen an Reputation verloren.  Sie wurden verbal „angeschossen“, aber ihr Selbstbewusstsein steht da drüber und diese Welle legt sich schnell. Ein bisschen Kriegsgewinn einsacken und gut.

Sascha Lobo wird seinen Ruf als Rebell wohl spätestens jetzt ablegen müssen. Dennoch profitiert er – wie kaum ein anderer – von dem Hype, denn kaum ein Presseartikel über Vodafone in dem er nicht Erwähnung findet.  Wir alle grinsten, als Vodafon ihn als bekanntesten Blogger Deutschlands präsentierte. NUN könnte er es sein.

Ute Hamelmann scheint dem Druck des Netzes nicht gewachsen zu sein, sie schreibt in ihrem Blog noch ein paar Abschiedszeilen und will sich nicht mehr am Web 2.0 beteiligen. Ich mochte ihre Comics, also schade. Ein Kollateralschaden. Wobei ich mich frage, wieso ein Mensch mit Ihrem Lebenslauf so dünnhäutig sein kann. Oder hat sie nicht abschätzen können, dass das Netz nicht alles mit Beifall hinnimmt? Ich weiss es nicht und werde es nicht erfahren.

Aber eines glaube ich erfahren zu haben: Das Netz wird stärker und verteidigt sich. Nicht nur gegen Stoppschilder, sondern auch gegen Kommerzfallen. Lasst uns diesen Weg weiter beschreiten. Er scheint mir gangbar und gut zu sein.