Politiker sind wie Kinder

Gespräche statt Verbote: Das empfiehlt das Landesmedienzentrum allen Wählern, die ihre Politiker vor den Gefahren des Internet schützen wollen. „Das Allerwichtigste ist, mit den Politikern im Gespräch zu bleiben und sie auf ihrem Weg durch das Internet zu begleiten“, sagte der Direktor des Zentrums, Wolfgang Kraft, vor Beginn des Kongresses „Medienkompetenz gemeinsam stärken“ am Samstag in der Hochschule der Medien in Stuttgart. „Verbote auszusprechen ist ganz schwierig, die umgehen Politiker geschickt.“

Obiger Text steht SO nicht im Heiseticker. Aber meine kurzgeschlossenen Ganglien haben mal wieder schräge Assoziationen geliefert. Der Vollständigkeit hier nochmal der Originaltext:

Gespräche statt Verbote: Das empfiehlt das Landesmedienzentrum allen Eltern, die ihre Kinder vor den Gefahren des Internet schützen wollen. „Das Allerwichtigste ist, mit den Kindern im Gespräch zu bleiben und sie auf ihrem Weg durch das Internet zu begleiten“, sagte der Direktor des Zentrums, Wolfgang Kraft, vor Beginn des Kongresses „Medienkompetenz gemeinsam stärken“ am Samstag in der Hochschule der Medien in Stuttgart. „Verbote auszusprechen ist ganz schwierig, die umgehen Kinder geschickt.“

Politiker, Regeln, Social Media und Pseudonyme

Wenn der Innenminister (Sinn und Unsinn wird separat diskutiert) eine Klarnamenpflicht für das Internet fordert, so sollte er vorab einmal mit dem derzeitigen Vizekanzler und Wirtschaftsminister der Bundesrepublik Deutschlen, dem Herrn Philipp Rösler sprechen. Dieser Herr Rösler ist auf der Social-Media Plattform Google+ aktiv.

Aber halt! Ist das wirklich der Herr Rösler? Das Profil(über mich) sagt zwar aus:

Dies und Das

Bundesvorsitzender der FDP

Beruf

Bundeswirtschaftsminister

Beschäftigung

  • Bundesrepublik Deutschland
    Vize-Kanzler, 2011 – heute
  • Bundesrepublik Deutschland
    Bundeswirtschaftsminister, 2011 – heute
  • Bundesrepublik Deutschland
    Bundesgesundheitsminister, 2009 – 2011
  • Land Niedersachsen
    Minister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, 2009 – 2009
  • Land Niedersachsen
    Stellvertretender Ministerpräsident, 2009 – 2009

und der geneigte Leser wird dies interpretieren als „Ja, hier schreibt der Herr Rösler selbst“. Stimmt aber nicht. In den Kommentaren zu einem der von „Herrn Rösler“ geschriebenen Artikel stellt sich heraus, mit wem man tatsächlich kommuniziert, sollte man mit „Philipp Rösler Kontakt aufnehmen:

Liebe User von Google+,

haben Sie vielen Dank für Ihre Nachrichten an Herrn Dr. Rösler und Ihre Fragen zum Profil.

Wir freuen uns über die überwältigende Resonanz. Leider kann Philipp Rösler aufgrund seiner Tätigkeit als Wirtschaftsminister und Parteivorsitzender der FDP sein Profil nicht selbst pflegen. Wie Sie an dieser Nachricht sehen, überträgt er die Beantwortung einzelner Anfragen und die Pflege seines Profils an sein Team. Um dies deutlich zu machen, schreiben wir für Ihn in der dritten Person.

Seien Sie aber versichert,dass Dr. Rösler von den Zuschriften erfährt und sich darüber freut.

Mit freundlichen Grüßen

TOMMY Diener
Pressereferent
FDP-Bundesgeschäftsstelle

Es ist also nicht das Profil des Herrn Vizekanzlers, es ist „nur“ das Profil seines Presseteams. Warum dies nicht aus der Profilbeschreibung hervorgeht, wissen sicher nur der Herr Rösler und sein Diener.

Transparente Kommunikation mit dem Bürger sieht für mich anders aus.

Zwei kleine Schmankerl am Rande:

  1. Die Tatsache, dass Herr Diener (unter dem Namen Rösler) eine der wenigen Personen ist, welche die unter dem Profil Rösler geposteten Artikel  stets als „gefällt mir“ hervorhebt. Das ist so ungefähr wie sich selbst auf die Schulter klopfen. Obschon dieses Eigenlob ja ein für Politiker typischer Verhalten ist.
  2. Der Fakt, dass derzeit(Beta-Phase)  nur persönliche Profile bei Google+ erlaubt sind. Insofern stellt sich die Frage ob diese Art des Auftritts (abgesehen von der Benamsung) nicht ein genereller Missbrauch des Dienstes darstellt. Aber Regeln (auch Nutzungbedingungen) gelten wohl kaum für bundesdeutsche Politiker.

Internet, Gabel, Schere, Licht ist für die CDU in Hasloh nicht

Die Hamburger Morgenpost betitel heute auf Seite 1:

Die Facebook-Trottel von der CDU

und beschreibt die Unfähigkeit der CDU in Hasloh wie folgt:

Sie wollten nur ein Scheunenfest feiern – nun zittert die CDU in Hasloh vor dem Facebook-Mob. Schon mehr als 3000 Nutzer haben sich für das Sommerfest am 20. August angemeldet. Im Netz überziehen sie die Partei mit Häme. Und bei den Konservativen macht sich Angst breit.

„Diese Welle ist kein Spaß mehr“, sagt der CDU-Ortsvize Michael Witt. […..]„Ich denke aber, es ist klar geworden, dass Facebook für uns vielleicht doch nicht das Richtige ist.“

Ja, wenn man mit dem Messer nicht umgehen kann, dann sollte man dies liegen lassen und sich vielleicht jemanden holen der sich damit auskennt. Gelbe Seiten?

Besonders bemerkenswert scheint die anstelle der Schnappatmung einsetzende Verklärung der Schuldfrage:

Michael Witt ist ratlos. Ob die CDU selbst etwas falsch gemacht hat? Er überlegt. „Man muss sehen, wer hier Täter und wer Opfer ist.“ Sicher, mit der Forderung nach einem Verbot von Facebook-Partys habe sich die CDU zur Zielscheibe gemacht. „Es muss aber möglich sein, für eine nette Veranstaltung bei Facebook zu werben, ohne dass es gleich ausufert.“

Ja, wer ist denn Täter und wer ist Opfer? Ich schätze mal, dass die CDU in Hasloh sowohl Täter als auch Opfer ist. Denn die sich bei Facebook für die Party anmeldenden Besucher als  Täter zu bezeichnen ignoriert die Kausalzusammenhänge. Ich frage mich, wer bei der CDU in Hasloh zu blöd ist, 1) eventuelle Folgen des eigenen Handelns zu beachten (ein in der Politik immer wieder zu beobachtendes Problem) und 2) in Facebook eine Einladung an eine geschlossene Besuchergruppe zu erstellen.

Andere Parteien freuen sich, wenn eine Veranstaltung gut besucht wird, die CDU in Hasloh scheint sich vor potentiellen Wählern aber zu fürchten. Mit ein wenig Kreativität und dem Sinn für Problemlösungen könnte man diese Veranstaltung zum Guten wenden, indem man (sollte für die CDU nicht DAS Problem sein) einen Ort findet an dem auch 5000 Personen feiern können. Aber anstelle aus der Not eine Tugend zu machen, wird wieder einmal die eigene Unfähigkeit (hier sogar in vielerlei Hinsicht) damit kaschiert, dass schlicht die (ungewollten, aber legitimierten) Nutzniesser zu Tätern abgestempelt werden sollen.

Liebe CDU in Hasloh: Macht das nächste mal wieder  „Das mit den Fähnchen“