Liesl Karlstadt und Valentins-Tag

Heute ist Valentins Tag. Und es geht nicht um die Ehrung des Karl Valentin, der es sehr wohl verdient hat, schliesslich kommen solche Feinheiten von ihm:

Mögen hätt ich schon wollen,
aber dürfen habe ich mich nicht getrau

Nein, es geht um den Valentinstag, der sich von den anderen Tagen abhebt, weil wir heute zu der Dame unseres Herzens freundlich sind. Ja, wer heute nett ist der kann morgen seiner Frau wieder in die Fresse hauen. Zu Weihnachten und zu ihrem Geburtstag muss man dann nochmal teure Geschenke übbereichen, dann werden alle erklären was ihr doch für ein glückliches Paar seid.

Welche glückliche Beziehung hat das denn nötig? Wenn man sich gegenseitig immer mal wieder – warum nicht jeden Tag? – kleine Gefallen tut, dann kann Fleurop den Valentins-Tag wieder aus dem Kalender streichen.

Solidarität mit Soldaten?

Die Welt erklärt uns Leservolk:

Die öffentliche Trauerfeier für die drei getöteten Bundeswehrsoldaten zwingt die Gesellschaft, sich mit deren Schicksal auseinanderzusetzen. Das ist gut, denn in Deutschland gibt es noch immer keine Kultur der Anteilnahme. Dabei hat die Bundeswehr einen Anspruch auf Solidarität.

Und ich beantworte die Frage aus der Überschrift mit einem: JA! Natürlich soll und muss man Solidarität mit den Soldaten und auch mit den Hinterbliebenen der gefallenen Soldaten üben. Die Soldaten sind nicht aus freien Stücken nach Afghanistan gegangen. Sie haben dort ihren staatlichen Auftrag erledigt, wie ein Feuerwehrmann in ein brennendes Haus geht oder der Polizist sich bewaffneten Bankräubern gegenüberstellt. Die im Einsatz befindlichen Soldaten befinden sich dort in UNSEREM Auftrag – die von uns gewählten Volksvertreter haben sie dort hingeschickt, schlussendlich also wir Wähler.

Wenn die Welt allerdings schreibt:

Es ist den Familien der drei in Afghanistan gefallenen Soldaten hoch anzurechnen, dass sie einer öffentlichen Trauerfeier zugestimmt haben.

habe ich schizophrene Gefühle: Einerseits weiss ich nicht ob es mutig ist. Es ist sicherlich mutig in aller öffentlich zu trauern. Ich gehöre zu den Menschen die auf einer Beerdigung auch schon mal kräftig Tränen lassen können. Ob ich da Fernsehkameras in meiner Nähe haben möchte …

Was ich aber verachte ist, dass sich die für den Tot mitverantwortlichen Politiker (denn sie stützen den Auftrag) – namentlich unsere Bundeskanzlerin und der Selbstverteidigungsminister – öffentlichkeitswirksam große Reden schwingen. Eine stille Teilnahme durch bloße Anwesenheit hätte ich persönlich als deutlich angemessener empfunden. Anwesenheit und eine Ehrung vor den aufgebahrten Särgen. Vielleicht eine Rede vor dem Parlament. Bis zum heutigen Tag sind 39 Soldaten im Kampfeinsatz in Afghanistan gestorben. Gedenkt unsere Kanzlerin auch diesen? Ist unser Selbstverteidungsminister in Gedanken auch bei deren Familien? Oder bleibt diese Aufgabe wieder am Bundeswehrverband und dem Freundes- und Familienkreis hängen? Wäre ja nicht das erste mal, dass die Opfer und Hinterbliebenden wieder allein sind wenn die Reporter weg sind.

Nochmal: Solidarität mit den Soldaten, Opfern und Hinterbliebenen. Aber Hinterfragung bei den wahren Verantwortlichen.

Und vor allen Dingen: Bringt die Jungs nach Hause! (Video aus dem großartigen Pink Floyd Werk „The Wall“)

httpv://www.youtube.com/watch?v=oSpeZZFFMT0

PS: Sehr geehrte Politiker, tun sie mir doch bitte einen Gefallen: Sprechen sie nicht von gestorbenen Soldaten. Wenn sie den Soldaten und Hinterbliebenen wirkliche Ehrbezeugung zukommen lassen wollen, dann sprechen Sie bitte davon, dass diese Menschen gefallen sind. Menschen sterben an Altersschwäche, nach Unfällen und an Krankheiten. Der Soldat, der sein Leben für sein Land gibt und durch Gewalteinwirkung stirb, der fällt! Soviel Zeit sollte eigentlich sein.